Nachdem Emily die Tür hinter sich geschlossen hatte, lief die Spinne langsam in Richtung des Bettes, um sich die Klamotten anzuschauen. Sie strich mit ihren Fingern langsam über den Stoff, hielt ihn sich unter die Nase um daran zu riechen. Peter wusste nicht recht, wie er darauf reagieren sollte. "Stimmt was nicht?" Elizabeth schlich ein Lächeln über die Lippen. "Alles okay. Ist nur eine gefühlte Ewigkeit her, als ich das letzte Mal normale Kleidung in der Hand hatte. Diesen schwarzen, rot leuchtenden Fummel trage ich schon seit Monaten." Sie drehte sich um und lachte. "Eigentlich müsste ich echt abartig riechen." "Tust du aber nicht." Peter konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Er lief auf die weißhaarige zu, blieb einige Zentimeter vor ihr stehen. "Ich geh nochmal aufs Klo. Zieh dich Derweile um. Ich vermute nämlich, dass du nichts drunter hast." Bevor Elizabeth etwas sagen konnte, war er schon verschwunden. Sie deaktivierte den Kampfanzug und stand nun völlig nackt im Raum. Ihre langen, weißen Haare lagen auf ihren Schultern und führten über ihren zierlichen Körper, bis sie schließlich kurz über ihren Oberschenkeln endeten. Als sie zu zittern begann, zog sie sich schnell Unterwäsche, Hose und Shirt an, in der Hoffnung es würde etwas ändern. Allerdings war Körperwärme dass einzige, was ihr helfen konnte. Seufzend setzte sie sich auf Peters Bett und starrte in den kleinen Spiegel, der gegenüber an einem Schrank angebracht war. Sie wusste, dass sie nun für immer so aussehen würde. Ihre grünen Augen und dunkelbraunen Haare waren für immer verloren. Sie sah aus wie ein Mensch, aber sie war keiner. Nicht mehr.
Einige Minuten vergingen, in der Elizabeth nur in den Spiegel starrte. Sie schien sich in ihren eigenen Augen verloren zu haben. Als Peter zurück kam, schloss er vorsichtig die Tür, um sie nicht aus ihrer Gedankenwelt zu reißen. Er bewegte sich langsam durch den Raum, auf die andere Seite des Bettes. Seine Hände wühlten in einer Schublade nach Streichhölzern, um die Kerze auf dem Nachttischen, welches aus einer Holzkiste und einer alten Tischdecke bestand, anzuzünden. Im Raum breitete sich eine angenehme Stille aus. Sie war wohltuend. Peter zog seine Beine hoch und schob sie unter die große Bettdecke. Entspannt ließ er seinen Kopf auf ein Kissen, und seinen Blick auf die Spinne fallen. Die Stille bestand weiterhin, bis Elizabeth sich dazu entschied, sich unter die Decke zu Kuscheln. Sie rutschte näher an Peter heran, welcher anschließend einen Arm um sie legte. Ihr Kopf lag auf seiner Brust und ihre freie Hand spielte mit einem Faden, der an Peters Shirt hing. "Wie fühlt sich das an? Dieses anhaltende Gefühl zu... erfrieren." Elizabeth hörte auf mit dem Faden zu spielen und legte ihre Hand flach auf seinen Bauch. "Ich weiß nicht, wie ich es dir beschreiben soll." Sie zog die Decke noch ein stück weiter nach oben, bevor sie fortfuhr. "Es ist unangenehm. Wie, wenn man einen Schneeball für mehrere Minuten in der bloßen Hand hält und du das Gefühl hast, dass sie Taub wird. Nur eben am ganzen Körper." Sie rümpfte ihre Nase und fing an, Kreise mit ihrem Finger zu malen. "Du spürst die Kälte, die von mir ausgeht. Für dich ist es wahrscheinlich eher wie ein kalter Hauch, der dir normalerweise nur beim öffnen einer Kühltruhe entgegen kommt. Für mich ist es so, wie als würde ich in dieser Kühltruhe sitzen. Den ganzen Tag, die ganze Nacht. Bis jemand kommt der dumm genug ist, einen Eisklotz mit ins Bett zu nehmen." Peter musste kichern. Er fuhr der Spinne durch ihre langen, weißen Haare, spielte mit ihnen. "Ich würde es eher als eine Art Hilfsbereitschaft beschreiben." Elizabeth hob ihren Kopf und schaute Peter direkt in Gesicht. "Ich bin dir dankbar dafür. Ehrlich." Sie schlug ihre Arme auf seiner Brust übereinander und legte ihren Kopf darauf ab. So, dass sie ihm in die Augen schauen konnte. Peter legte seinen anderen Arm unter seinen Kopf, um ihn etwas zu stützen. So konnte er seiner besten Freundin ins Gesicht blicken, ohne sich dabei ungemütlich zu verrenken. Er konnte sehen, wie sich die weiße Iris ganz langsam ihrer alten Farbe bemächtigte. Es war schwer, sich an die blutrote Farbe zu gewöhnen. Sie sah so falsch aus und wirkte gefährlich, grausam. In diesem Moment erinnerte sich Peter an alte Zeiten. An die alte Elizabeth mit den großen, grünen Augen und einem sehr ausgeprägten Sinn für Humor. Er erinnerte sich an die Tage, an denen sie aufeinander hockten, wie unzertrennliche Kleinkinder. Es war eine enge Freundschaft zwischen zwei Erwachsenen, die von anderen ständig falsch interpretiert wurde. Dadurch entstanden Gerüchte, welche natürlich auch Peters damaliger Ehefrau um die Ohren flogen. Elizabeth war ihr ein Dorn im Auge, aber das war Peter egal. Die beiden waren nur enge Freunde. Nicht mehr, nicht weniger. Trotz dessen musste sich Peter vor seiner Frau rechtfertigen, was dazu führte, dass die Ehe, die vorher sowieso schon zu bröckeln begann, den Bach runter ging. Der dreifache Vater kämpfte für seine Ehe. Aber als er die Scheidungspapiere vor der Nase hatte bemerkte er, dass er den Kampf verloren hatte. In dieser Zeit war Elizabeth für ihn da. Sie gab sich die Schuld an der Scheidung und versuchte alles mögliche, um ihn aufzumuntern. Peter versicherte ihr, dass es nicht ihre Schuld war. Auch wenn sie es nicht glauben wollte.
Das Gebell eines Hundes, der draußen herumzulaufen schien, holte Peter in die Realität zurück. Er bemerkte, dass die Weißhaarige auf seinem Bauch eingeschlafen war. Sein Ausflug in die Vergangenheit fraß wohl mehr Zeit, als gedacht. Vorsichtig legte er seine Hand auf die seiner besten Freundin. Ihre Hand war so viel kleiner als seine. Als Peter merkte, dass sie warm war, schlich ihm ein Lächeln über die Lippen. Er atmete tief ein und aus, bevor er seine Augen schloss und wenig später einschlief. Der dreifache Vater war glücklich, im Anbetracht der Umstände. Während andere ständig in der Angst lebten, als Futter der Hirnlosen zu enden, sah er die Sache positiv. Er konnte noch Zeit mit den Menschen verbringen, die ihm wichtig waren. Zombies hin oder her. Er hätte auch schon längst tot sein können, seine Töchter ebenfalls. Aber sie waren am Leben. Und dafür war er dankbar.
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G.M.B - Genetic Mutated Beasts
Ciencia FicciónVor nicht allzu langer Zeit führten ein paar Wissenschaftler Genexperimente an 1000 verschleppten Menschen durch. Im Laufe des Prozesses entwickelte sich ein Virus, welches die befallenen von innen heraus verfaulen ließ. Aus den befallenen Menschen...