《83》Forgiveness & Acceptance

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Der Morgen verlief in Anbetracht der Umstände relativ normal. Es gab keine auffälligen Konversationen an der morgentlichen Tafel. Hin und wieder wurden vereinzelte Untote an der Mauer gesichtet, aber die Patrouille auf der großen Steinwand jagte ihnen eine Kugel in den Kopf, bevor sie sich der Burg nähern konnten. Ein Großteil der Menschen ging ihrer täglichen Arbeit nach. Sie bewirtschafteten die Felder innerhalb der Mauern, die noch von den Plastikplanen bedeckt waren, welche sie im Winter schützen sollten. Andere kümmerten sich um die Strom- und Wasserversorgung. Die Iron Rose war in der Lage dazu, Vieh zu züchten und garantierten somit, dass niemand Hunger leiden musste. Sie besaßen viele Ressourcen, die zum Überleben wichtig waren. Es gab allerdings eine Sache, welche die Iron Rose nur begrenzt besaß. Waffen sowie kampffähige Männer und Frauen. Abgesehen von den Bestien. Die Stählerne Bruderschaft, oder besser gesagt das Militär, konfiszierte noch vor einigen Monaten regelmäßig Waffen und Fahrzeuge. Sie schienen anscheinend begriffen zu haben, dass es bei der Iron Rose kaum noch etwas zu holen gab. Oder aber sie bekamen Wind von den genetischen Waffen, die sich gerade im westlichen Teil der Burg aufhielten. Sie befanden sich auf einer großen, leer stehenden Fläche, die früher einmal eine Art Turnierfeld gewesen zu sein schien. Am Rand befanden sich mehrere Reihen von Steinstufen, die wohl als Sitzmöglichkeit galten. Findley stand etwa in der Mitte des Platzes. Neben ihm befand sich etwas, das unter einem großen, bedrecktem Laken versteckt war. Ab und an zupfte der Wissenschaftler an dem Stück stoff herum. Als er Quinn, Keleè und Evelyn durch den steinernen Torbogen laufen sah, versuchte er cool zu wirken und lehnte sich an das Ding unter dem Laken. Als es drohte umzufallen, zuckte er zusammen und hielt es fest, bevor es kippen konnte. "Was sollte das denn?" Quinn grinste schelmisch, als sie vor ihm stehen blieb. Keleè stand an ihrer Rechten, Evelyn an ihrer Linken. "Was ist das?" Der Geist war neugierig und versuchte, das Laken hochzuheben, doch Findley gab ihr einen leichten Klaps auf ihr zarten Hände. "Au..." Sie schreckte zurück und entschuldigte sich mit leiser Stimme. Quinn schüttelte angewidert den Kopf, wodurch Findley beschämt das Gesicht verzog. "Heeeeeey!!!" Die Bestien drehten sich um, als Oliver durch das Tor gerannt kam. Hinter ihm betraten Elizabeth und Peter das Gelände. "Ehh... was will der denn hier." Der Wissenschaftler verdrehte genervt die Augen und wandte sich vom Geschehen ab. Oliver lief auf Quinn zu, welche ihm zur Begrüßung einen coolen Handschlag gab. "Ich hab dir doch gesagt sie kommt." flüsterte das Hologramm dem Geist ins Ohr. Keleè kicherte, doch das war nur von kurzer dauer. Die Spinne blieb einige Meter vor ihr stehen und winkte sie zu sich heran. "Ich muss mit dir reden." Keleè schob innerlich Panik und fing an, mit ihren Fingern zu spielen. Sie schluckte nervös, bevor sie zu Elizabeth hinüber schwebte. Die beiden entfernten sich noch ein Stück vom Rest der Gruppe, bevor die Spinne zu reden begann. "Keleè ich-" Sie atmete tief durch, bevor sie fortfuhr. "Ich muss dir danken." Die blauhaarige schien überrascht zu sein. Sie hatte eine Standpauke oder sowas in der Art erwartet, aber kein Dankeschön. "Uhm... wofür denn?" Sie legte sich nachdenklich zwei Finger unter ihr Kinn und neigte den Kopf ein wenig. "Wegen der Sache mit Peter. Er hat mir erzählt, was passiert ist." Die weißhaarige verschränkte die Arme. "Die Dinge wären wahrscheinlich wesentlich komplizierter, wenn er seine Erinnerungen nicht mehr hätte. Wenn er nicht mehr wüsste, wer ich bin." Sie seufzte. "Ich wäre schon längst abgehauen, wenn er mich nicht dazu überredet hätte, hier zu bleiben." "Du wolltest gehen? Warum?" Die blauhaarige kniff die Augen besorgt zusammen, während sich Elizabeth ein Stück zur Seite drehte. "Früher war ich jemand, der nicht einmal so tun konnte, als würde er jemanden schlagen, aus Angst, dass er die Person wirklich treffen könnte. Und ich war vegetarier. Jetzt bin ich ein Serienkiller und Kannibale. Ich bin schlimmer als Jeffrey Dahmer." Die Spinne holte kurz luft, bevor sie weiter sprach. "Ich habe so vielen Menschen Leid zugefügt, ihnen Angst gemacht. Ich bin zu jemandem geworden, der ich nie sein wollte. Ich wollte gehen, um schlimmere Dinge zu verhindern." Keleè legte ihre Hände auf Elizabeths Schultern. "Und trotzdem bist du noch hier. Bei den Menschen, die dir wichtig sind. Du bist wahrscheinlich eine der wenigen, die ihre Familie noch um sich haben kann. Das was du getan hast, das warst nicht du selbst. Doch jetzt wo du die Kontrolle über dich selbst wiedererlangt hast, kannst du helfen, solche... Sachen zu vermeiden. Du kannst dafür sorgen, dass niemand mehr seine Liebsten verliert." Als Elizabeth ihre Augenlider für einen Moment zusammen presste, kullerten vereinzelte Tränen ihre Wangen herunter, welche sie schnell mit ihrem Handrücken weg wischte. Der Geist musste schmunzeln. "Du bist eine der Guten, denn du bereust was du... uhm... nicht gerade freiwillig getan hast. Jemand böses denkt nicht einmal über Reue nach. Wie Sheila, zum Beispiel." Keleè konnte ihrer Kameradin ein Lächeln entlocken. "Oh bitte, alles aber nicht Sheila. Ich glaube es gibt Niemanden, den ich mehr hasse." Die weißhaarige fing an zu Lachen, was nicht unbemerkt blieb. "Was machen die da?" Quinn verschränkte die Arme vor der Brust und starrte Evelyn im Augenwinkel an. Diese zuckte nur mit den Schultern. Peter schlich ein Lächeln über die Lippen. Er hatte eine Ahnung, worum es in dem Gespräch zwischen Geist und Spinne ging. Er war froh, seine beste Freundin so amüsiert zu sehen. Als die beiden sich zum Rest der Gruppe gesellten, herrschte für einen Moment Funkstille. Es fühlte sich an, wie eine grundlos eingelegte Schweigeminute, welche unterbrochen wurde als Gonagan von Piper auf den Platz geschoben wurde. Der Präsident bedankte sich nachträglich bei Elizabeth für ihre "Rettungsaktion". Er hoffte, dass er weiterhin auf ihre Unterstützung zählen konnte, falls es wieder einmal brenzlig werden sollte. Die weißhaarige wusste, dass die Piraten nicht ihre letzten Opfer gewesen waren. Trotz dessen hoffte sie, dass sie nie wieder jemandem das Leben rauben musste.

G.M.B - Genetic Mutated BeastsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt