One

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,,Ein bisschen weiter nach links... Zu weit... Ja... Stop!"

Als die Kamera endlich auf der richtigen Stelle stand, grinste meine beste Freundin Soph mich schief an.

,,Geht doch."

Ich grinste zurück und streckte ihr die Zunge raus.

Es war gerade mal 6.30 Uhr und auf der Skaterplatz vor uns war noch, weit und breit keine Menschenseele.  Wieso auch mitten in den Sommerferien?  Soph hielt ihr heiss geliebtes Skateboard in der Hand als sie zu mir rüberkam.

,,Also ich würde sagen, wir beginnen damit einfach ein bisschen herum zu fahren.  Dann können wir später ein paar Tricks hinzunehmen und zum Schluss hin die wirklich schweren Sachen machen. Eigentlich so wie immer." schlug ich vor.

Soph stimmte zu.  Soph und ich kannten uns eigentlich schon immer.  Wie waren zusammen aufgewachsen und hatten den anderen stets begleitet.  Unsere Mütter hatten sich damals im Krankenhaus kennengelernt.

Meine Mutter im achten Monat uns Sophs Mutter im siebten Monat schwanger. Und da zwei hochschwangeren Frauen nun einmal sehr viel Gesprächsstoff hatten (wie zum Beispiel platter Busen, Fressattacken, Aggressivität und komisches Essverhalten, wie saure Essiggurken mit Nutella) bildete sich bald aus einer Krankenhausbekanntschaft, eine ernst zu nehmende Freundschaft.

Diese hielt jetzt nun schon sage und schreibe 17 Jahre.  Also hatten Soph und ich auch irgendwo keine andere Chance gehabt, als den Anderen zu mögen, obwohl wir uns bestimmt auch so toll gefunden hätten.

Nach 5 jähriger Freundschaft beschlossen dann unsere Mütter dass es doch eine tolle Idee sei, nebeneinander zu ziehen und Nachbarn zu werden.  So verbrachten wir, wenn überhaupt möglich noch mehr Zeit mit dem Anderen.  (Es ist ja nicht so, dass sich unsere Mütter schon vorher jede freie Minute getroffen hatten um uns armen Kinder bei einer Affenhitze stundenlang durch den Park zu ziehen und sie gezwungen hatten sich im verdreckten Sandkasten zu vergnügen, damit sie ein "bisschen Plaudern" konnten, obwohl wir Kinder viel lieber in unserem kühlen Zimmern mit unseren Puppen gespielt hätten.  Naja aber geteiltes Leid ist halbes Leid. Das Ganze nur so am Rande...)

Wir beide liebten uns wie Schwestern, doch irgendwie hatte es das Glück dann doch nicht so mit uns gemeint.

Vor etwas mehr als einem Monat, klopfte es an meiner Zimmertür.  Ich war etwas erstaunt, denn es kam wirklich selten vor, dass jemand an meiner Tür klopfte.  Wenn irgendwer was von mir wollte, wurde die Zimmertür aufgerissen, ohne jegliche Rücksicht auf meine Privatsphäre.  Da konnte ich meine Tür mit noch so vielen Schildern wie: "Bitte anklopfen" , "möchte bitte nicht gestört werden" oder "macht euch bitte mit einem zaghaften Klopfen bemerkbar" zukleben. Es interessierte einfach keinen.

Als es dann aber an der Tür klopfte, kam von meiner Seite aus ein überraschtes "herein".  Die Türklinke drückte sich runter und vor mir stand meine mit Tränen überströmte Mutter.  Sofort sprang ich vom Bett auf und eilte zu ihr.

Meine Mutter begann wie wild zu schluchzen und stammelte irgendetwas vor sich hin.  Ich sagte ihr sie solle sich beruhigen, was ihr dann auch irgendwie gelang.  Sie atmete tief durch und guckte mich traurig an.

,,Es tut mir so leid dass ich dich jetzt einfach so ohne Vorwarnung überfalle... aber... wir müssen wegziehen von hier.  Wir haben absolut kein Geld mehr und mein neuer Job ist im Ausland. Wir müssen das Haus hier verkaufen und ziehen zu deiner Großtante nach Norwegen... Es tut mir.."

Los Angeles Love | Tony and Ondreaz LopezWo Geschichten leben. Entdecke jetzt