Prolog

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7 Jahre später 

 Zitternd fische ich meinen Wohnungsschlüssel aus meiner Jackentasche und versuche die Kälte, die sich langsam unter meinem Mantel breitmacht zu ignorieren. Es ist kalt, wie lange nicht mehr und das obwohl es gerade mal Oktober ist. LA kann normalerweise immer mit seinem wunderschönen Wetter prahlen, doch dieser Winter kommt meiner Meinung nach an einen Winter in der Antarktis nah heran. Schnell entleere ich noch den Briefkasten, bevor ich die Tür hinter mir ins Schloss fallen lasse und mich von der wunderbaren Wärme meiner heiligen vier Wände umschließen lasse. 

Tony ist noch nicht zu Hause, da er heute länger arbeiten muss und ich will die Zeit nutzen um endlich die restlichen Umzugskartons, die schon seit einer gefühlten Ewigkeit hier herumstehen, auszuräumen. Ich blicke noch schnell durch die Briefe und lächele als ich sehe, dass einer von ihnen von Soph ist. Soph und Ondreaz sind vor etwas weniger als vier Monaten auf eine Weltreise aufgebrochen. Ja richtig gehört... Weltreise. Anfangs war dieses Vorhaben nur eine ziemlich dumme Bemerkung nebenbei von einem ziemlich betrunken Cameron auf einer ziemlich bescheuerten Party gewesen, doch da Soph total begeistert von der Idee gewesen war, dass Ondre"sich selbst findet" und "seine innere Mitte ins Gleichgewicht bringt auf einer Reise" war diese Schnapsidee zu einem ernst zunehmenden Plan geworden. 

 Zum Glück würden sie in etwas weniger als zwei Monaten zurückkommen, denn wie ich Soph Brief entnehme, befinden sie sich schon lange auf dem Rückweg. Ich freue mich wie ein Kleinkind, als ich dies lese und packe den Brief lächelnd wieder zurück in seinen Umschlag. Plötzlich sticht mir ein anderer Brief ins Auge. Meine Augen werden groß. 

Das ist doch nicht... Doch das ist er. Angst, Vorfreude und Aufregung machen sich gleichzeitig in mir breit. Wie lange habe ich auf diesen Brief gewartet. Wie viele Nächte lag ich wach im Bett und fieberte auf den Inhalt dieses einen Briefes hin. Unsicher öffne ich den versiegelten Umschlag und entfalte das Papier vorsichtig. 

 Sehr geehrte Frau Summer,

 nach langem Überlegen und Überdenken, 

freuen wir uns nun umso mehr, 

Ihnen mitteilen zu dürfen, 

dass ihr Buch ,,Los Angeles Love" von unserem Verlag gekauft, 

gebunden und gedruckt wird. 

 Wir bitten darum alles rechtliche in einem gemeinsamen Gespräch zu klären. 

 Wir freuen uns sehr auf unsere gemeinsame Zusammenarbeit.  

Mit freundlichen Grüßen , Cornelsen Verlag 

 Fassungslos blicke ich auf die Worte vor mir. Ich lese den Brief einmal, zweimal, dreimal bevor mir sein Inhalt erst einmal richtig klar wird. Mein Buch, das Buch über mein Leben, wird bald in jeder zugänglichen Buchhandlung zu kaufen sein. Ich kreische auf und springe durch die ganze Wohnung. ,,Ich habe es geschafft, ich habe es geschafft." lache ich glücklich und ich merke wie mir Freudentränen in die Augen steigen. All die Anspannung der letzten Wochen fällt plötzlich von mir ab. Ach... Die Umzugskartons können warten... Überglücklich schmeiße ich mich auf die Couch und schreie, mit den Beinen zappelnd, ins Kissen. 

 Zu wissen, dass das Buch, in dem so viel Herzensblut steckt, bald in einem richtig Band vor mir liegt, ist überwältigend. Etwas weniger als ein Jahr, habe ich jeden Tag vor meinem Laptop gesessen und mein Leben in Worte geschrieben, in der ständigen Hoffnung, dass die ganze Mühe nicht um sonst war. Dieses Buch hatte schon immer und würde auch immer den einzigen Zweck haben, an all die gerichtet zu sein, die das Gefühl haben, das Leben ginge nur noch bergab und ihre Träume und Ziele aufgegeben haben. 

 Alles ist möglich, man muss nur fest genug daran glauben und hart für seine Ziele arbeiten. Und wenn alles nicht mehr klappt und man das Gefühl hat, alles ist nicht mehr lösbar, passieren manchmal kleine Wunder. An diese Wunder darf man glauben und manchmal auch vertrauen. Und bei all dem Mist im Leben sollte man niemals vergessen, das jeder von uns da draußen, etwas einmalig, wunderbares und nicht ersetzbares ist. 

 Lächelnd setzte ich mich wieder auf und hole schnell mein Handy aus der Tasche. Es tutet zweimal, bevor sich die mir nur all zu bekannt Stimme meldet. ,,Hallo?" ,,Tony! Du wirst nicht glauben, was passiert ist..." ,,Erzähl's mir Babygirl!" ,,Mein Buch hat einen Verlag bekommen! Es wird gedruckt, verdammt nochmal!" ,,Das ist wundervoll Beautiful! Ich komme sofort nach Hause! Dann müssen wir das feiern!" ,,Aber musst du nicht arbeiten und..." ,,Ach arbeiten! Mein Mädchen hat gerade erfahren, dass ihr Buch gedruckt wird, da kann man sich ja wohl freinehmen! Ich bin in zehn Minuten da! Bis gleich Baby." ,,Aber..." Doch Tony hatte schon längst aufgelegt. 

 *** 

 Der Wohnungsschlüssel dreht sich im Schloss und ich springe auf. ,,Tony!" lache ich und falle ihm, eher er über die Türschwelle tritt um den Hals. ,,Hi Babygirl! Herzlichen Glückwunsch!" Er drückt mich fest an sich und gibt mir dann einen leidenschaftlichen Kuss. ,,Ich bin so unfassbar stolz auf dich... Guck all die Sorgen und schlaflosen Nächte der letzten Tage waren völlig umsonst..." Er streicht mit sanft über die Wange. ,,Kann schon sein..." lächele ich schüchtern. ,,Hättest du mal besser auf mich gehört! Ich habe es dir von Anfang an gesagt!" grinst er. Ich strecke ihm die Zunge heraus und er lacht nur. Plötzlich lächelt er geheimnistuerisch. ,,Zieh deine Jacke und deine Schuhe an." ,,Warum?" fragte ich verdutzt. ,,Wir müssen das feiern gehen! Frag nicht. Es ist eine Überraschung!" Tony geht zur Kommode und ich ziehe etwas verwirrt meine Sachen an. Er holt einen Schal heraus und kommt zu mir. ,,Augen zu." befiehlt er und verbindet mir die Augen. ,,Tony was hast du vor?" frage ich misstrauisch. ,,Vertrau mir Babygirl. Vertrau mir." 

 ***

 Mein Mantel bleibt nun zum gefühlt einhundertsten Mal an irgendeinem Ast hängen und langsam werde ich ungeduldig. ,,Tony... Wo gehen wir hin? Was machen wir hier? Langsam wird mir das echt zu blöd... Ich zieh gleich diesen Schal aus." motze ich. Tony lacht. ,,Nicht mehr lange. Du musst geduldiger sein Babe." grinst er. ,,Wie lang noch?" ,,Nicht mehr lang." ,,Tony... Wie lang no..." Ich werde in meinen Satz unterbrochen, als ich Tony Arme plötzlich nicht mehr um mich spüre. 

Panik überkommt mich und ich patsche mit den Armen in der Luft herum um ihn wieder zu finden. Plötzlich spüre ich einen warmen Atem an meinem Ohr und ich zucke erschrocken zusammen. ,,Augen auf Babygirl." Das lasse ich mir nicht zweimal sagen und reiße den Schal von meinem Gesicht und blinzele ein wenig um mich an die plötzliche Helligkeit zu gewöhnen. Etwas orientierungslos blicke ich mich um. Wind pfeift um meine Ohren und ich höre Wellen wild an die Klippen klatschen. Wir sind hier... 

An unserem Platz. 

Der Klippe. Ich liebe diesen Platz über alles und verbinde tausende wunderbare Erinnerungen mit ihm, kann mir aber dennoch nicht vorstellen, was wir hier oben um diese Jahreszeit bei diesen Temperaturen machten. ,,Was machen wir hier?" fragte ich also und drehte mich von der Klippe weg um Tony zu sehen.

 Als ich mich umdrehe, schlage ich mir erschrocken die Hände vor den Mund. Das ist nicht real. Der sonst so grüne Boden, ist voll mit Rosenblüten, kleine Windlichter, schwanken in den Bäumen und überall stehen Teelichter. Es ist so wunderschön. Und direkt vor mir kniet der Mann, den ich mehr als alles andere auf dieser Welt liebe mit einer kleinen Schachtel in der Hand und blickt mir lächelnd in die Augen, sodass ich das Gefühlt habe, dass meine Seele davon schmilzt.

 ,,Liv Rose Summer. Würdest du mir die Ehre erweisen mich zu heiraten?"

Los Angeles Love | Tony and Ondreaz LopezWo Geschichten leben. Entdecke jetzt