Los Angeles Love | Tony and Ondreaz Lopez

thirty nine

Erschrocken drehte er sich um. Als er mich sah, versteckte er schnell den Playmobil hinter seinem Rücken und warf ihn dann "unauffällig" durch das ganze Zimmer. Mit leicht geröteten Wangen lächelte er mich an. ,,Hey Liv." Manuel guckte Tony fassungslos an. ,,Nur weil du deinen Willen nicht kriegst, musst du den Playmobil doch nicht gleich gegen die Wand schmeißen. Ich hoffe für dich er hat nichts gebrochen, mein Freundchen." Ich zog meine Augenbraue hoch. ,,Playmobil?" fragte ich scheinheilig. ,,Ähm ja... Das ist so..." Er wurde wenn möglich noch roter. 

 Zu seinem Glück, wurde er in diesem Moment von Manuel unterbrochen und darüber schien er auch sehr glücklich. ,,Playmo geht es gut. Puuuh! Liv! Was machst du denn hier?" Er schien mich erst jetzt bemerkt zu haben und lief freudestrahlend auf mich zu. ,,Hey Manu." Ich nahm ihn in den Arm und knuddelte ihn . ,,Ich hab dir was mitgebracht." Verschwörerisch zwinkerte ich ihr zu und zog die Tüte hinter meinem Rücken hervor. ,,Für mich?" Ich nickte und schnell nahm er die Tüte an sich.

 ,,AUUUUUTOOS! NICHTS ALS AUTOS! TONY! GUCK MAL!" ,,Wie super Manu!" Er schmunzelte. ,,DANKE DANKE DANKE!" Er umarmte mich stürmisch und ich lachte. ,,Gerne!" ,,Warum schenkst du mir die alle?" ,,Ich hab sie im Keller gefunden und da musste ich direkt an dich denken." ,,Wow." Er strahlte. ,,Das ist einfach so cool! Was meine Freunde wohl alle sagen werden." ,,Ich freue mich, dass du dich so freust!" ,,Magst du Autos auch?" ,,Klar!" lächelte ich. ,,Kannst du fahren?" fragte er  ,,Ja... Aber ich fahre nicht mehr..." "Warum?" "lange Geschichte" Ich merke wie mir Tränen in die Augen kommen.

Tony guckte mich verwirrt an und wendete sich schnell an Manuel. ,,Manu ich muss mit Liv noch was besprechen. Du kannst jetzt was mit deinen Autos spielen. Bis gleich Kleiner." Etwas widerwillig stand ich auf und ging aus Xavier/ Manuels Zimmer. 

 Tony führte mich durch den Flur und öffnete dann eine weiße Tür. Tony und Ondre's Zimmer war für zwei Jungs sogar sehr aufgeräumt. Dort standen eine Ledercouch mit ein paar Klamotten, ein Schreibtisch, zwei Bett und zwei Kleiderschrank. Mehr füllte dieses Zimmer nichts. 

 Bedrückte setzte ich mich im Schneidersitz auf die Couch. Tony setzte sich neben mich. ,,Warum weinst du?" fragte er direkt hinaus. ,,Ich weiß nicht... Es ist nur... Ich verbinde mit dem Thema keine so schönen Erinnerungen." flüstere ich und kaute auf meiner Unterlippe. ,,Möchtest du es mir erzählen? Ich bin ein guter Zuhörer." Ich lächelte über seine nette Geste und schwieg.

 Um ehrlich zu sein hatte ich die Gedanken an diesen Tag schon in die hinterste Schublade meines Kopfes gesteckt. Die Erinnerung wieder hervorzuholen tat verdammt weh. Ein Kloß breitet sich in meinem Brustkörper aus. ,,Es war vor ziemlich genau 2 Jahren. Ich war damals fünfzehn und Soph und mein Bester Freund John nahm nach einer Party, das Auto seines Vaters. Wir hatten getrunken und er war so besoffen, er hätte niemals fahren dürfen. 

Soph und ich stiegen ein, wir waren natürlich auch komplette besoffen. Er frage ob wir lust haben, auf eine Spritztour. Wir fuhren von der Party also denn Highway entlang. Mir wurde dann irgendwann bewusst, wie dumm das alles ist. Soph und ich sagten Ben er soll das Auto abstellen und wir laufen zu dritt nach hause. Doch er wollte das nicht. Soph und ich brachten ihn, dann dazu anzuhalten und wir stiegen aus. Er war so sauer auf uns. Wir hatten, dann mehrere Minuten mit ihm diskutiert. Irgendwann war es ihm zu blöd und er fuhr mit 200 km/h los. Auf einmal hören wir einen lauten Knall. John fuhr direkt in einen Baum und das Auto begann zu brennen. Soph rief die Polizei und den Krankenwagen. Sie waren in wenigen Minuten bei uns. Die Polizei nahm uns mit ins Krankenhaus, wo sie John hingebracht haben.  Soph und ich hatten versucht John aus dem Auto zu ziehen und hatten uns dabei auch verletzt. 

Im Krankenhaus warteten schon unsere Eltern und die Eltern von John. Seine Mutter weinte so stark. Diesen Augenblick werde ich nie vergessen. Sie schaute uns mit Hasserfüllten Augen an. Seine Eltern gaben uns die Schuld. 

Wir selbst merkten gar nicht, dass wir auch eine Verletzung hatten. Meine Narbe geht quer durch den ganzen Bauch. Auf jeden Fall nach dieser Nacht wurden am Morgen uns mitgeteilt, dass John bei der 8 stündigen OP verstorben ist. 

 Zwei Monate sprach ich mit niemanden. War in meinem Zimmer eingeschlossen. Nur Soph durfte mich besuchen und wir trösteten uns gegenseitig. Es war als wäre ein Teil meines Herzens herausgerissen worden. Mit 16 begann ich dann Fahrstunden zu nehmen, weil es notwendig war, um in die Schule zugehen. Leider konnte ich nie länger als 5 Minuten am Steuer sitzen. Was wenn ich jemanden umfahre? Oder schlimmer eine Begleitperson in den Tod reisse? Seit der ersten Fahrlektion, sass ich nie mehr am Lenkrad. Das schlimmste war immer dass ich wusste dass es meine Schuld gewesen war."

 Tränen rannen über meine Wangen und Tony schaute starr auf den Boden. Er herrschte Stille. Es war als müsste jeder von uns seine Gedanken ordnen. ,,Das tut mir so wahnsinnig leid." flüstere er plötzlich so leise, dass ich es kaum verstand. ,,So etwas schreckliches dürfte einem Menschen eigentlich niemals passieren. Ich wünschte ich könnte es ändern." ,,Ich auch." flüsterte ich. Er setzte sich neben mich und blickte mir tief in die Augen, bevor er mich fest in die Arme nahm. Ich schluchzte leise. Alle Erinnerungen lagen wieder direkt vor mir. John. Das Auto. Der Unfall. Seine Leiche. Das Blut

,,Es war nicht deine Schuld." sagte er plötzlich klar heraus. ,,Es war die Schuld von Ben. Er hätte auf euch hören sollen!"  

Ich kuschelte mich an ihn. In diesem Moment klingelte mein Handy und ich seufzte. ,,Hallo?" meldete ich mich. ,,Was? Ja... Ich komme gleich." Ich legte auf und guckte zu Tony.

 ,,Ich muss jetzt leider gehen. Josie hat meine Wand mit Wimperntusche angemalt." Ich wischte mir die Tränen von der Wange und lächelte leicht. Tony schmunzelte leicht und stand auf. ,,Was machst du?" ,,Ich fahr dich. Was sonst?"