Kapitel 5

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Mit dem Bewusstsein kamen auch die Schmerzen und die Übelkeit zurück. Er versuchte sich aufzurichten, doch irgendetwas hielt ihn zurück, quetschte ihn gegen rauen Stein. Severus stöhnte unterdrückt auf und hob seine schweren Lider.

„Na, mein Freund, wieder unter uns?", fragte eine höhnische Stimme, die er unter tausenden heraus erkannt hätte. Er versuchte sich zu orientieren. Es war dunkel, aber nicht allzu sehr, also war die Nacht noch nicht allzu weit fortgeschritten. Er unterdrückte ein verächtliches Schnauben, als er die Umgebung erkannte. Natürlich, wie dramatisch. Der Friedhof von Little Hangleton. Ein passender Ort für seinen Tod.

„Malfoy, nimm deine lächerliche Maske ab", ächzte er. „Es hat keinen Sinn, sich vor mir zu verstecken, ich kenne jeden einzelnen von euch." So weit er sehen konnte, waren außer Malfoy nur MacNair, Crabbe senior und junior, Goyle senior und junior, Dolohov, die beiden Lestranges und Wurmschwanz anwesend. Nur zehn Todesser. Ein Kinderspiel... wenn nur die verdammten Auroren auftauchen würden.

Andererseits spielte das für ihn keine Rolle mehr. So oder so, er war so gut wie tot. Er konnte spüren, wie das Leben ihm mit jedem weiteren Blutstropfen entwich, er hatte sogar das Gefühl, dass sein Herz bereits langsamer schlug und manchmal unregelmäßig stolperte. Es war nur noch eine Frage der Zeit... Und fast wünschte er, es würde schneller gehen, denn die Schmerzen... brachten ihn noch mal um! Diesmal unterdrückte er nicht sein hartes, krächzendes Lachen.

Malfoy nahm seine Maske ab und hocke sich vor ihn hin. Gemächlich strich er sich sein langes, weißblondes Haar aus dem Gesicht, während er den Tränkemeister studierte. „Amüsierst du dich, mein Freund?", fragte Malfoy sanft. Er war erschreckend.

Er war ein Psychopath und nur wenige Magier auf dieser Welt fürchteten ihn nicht, wenn er zornig war. Doch wenn er sanft war, hatte jeder Angst vor ihm. Severus Snape war da keine Ausnahme.

Allerdings hätte er nicht seit fast fünfzehn Jahren einen Haufen wirklich cleverer Leute an der Nase herum geführt, wenn er alle seine Emotionen offen gezeigt hätte.

Und so kräuselte er nur ein wenig seine Oberlippe. Er ignorierte die Frage. „Wie geht es denn ... unserem Meister?", spottete er. „Ich kann ihn hier gar nicht sehen. Tut's ihm sehr weh?"

Der alte Mann und er hatten schon immer vermutet, dass es in dem Moment, in dem ein Horkrux zerstört wurde, auch mit Voldemort ein Stück zu Ende ging. Als Potter und seine Freunde bei ihrer Suche den ersten Horkrux gefunden und zerstört hatten, hatte sich der Dunkle Lord eine Woche lang nicht blicken lassen.

Wurmschwanz hatte unter den Schmerzen seines Meisters besonders gelitten, denn er hatte ihn in der Zeit pflegen – und büßen müssen. Severus konnte auch jetzt das Zittern des verächtlichen kleinen Animagus sehen. „Gern geschehen, Wurmschwanz!", säuselte er.

MacNair, immer schnell mit Entscheidungen bei der Hand, wenn auch nicht immer sehr schlau, sprang wütend vor und richtete seinen Zauberstab auf ihn. „Crucio!"

Hatte er geglaubt, er hätte vorher Schmerzen gehabt? Wie töricht von ihm. Alle Nervenenden standen unter Feuer, die Wunde in seiner Seite schien es zu zerreißen und in seinem Kopf baute sich ein Druck auf, der ihn jeden Moment sprengen würde. Gleich, gleich würde es vorbei sein... Danke MacNair, auf dich konnte man sich immer verlassen...

Plötzlich endete der Fluch, und Severus hörte das Rauschen seines Blutes in seinen Ohren. Sein Kopf fiel vornüber. „Du verdammter Idiot!", brüllte Malfoy. Ein Fluch schleuderte MacNair zehn Meter weiter an einen Baum. „Willst du ihn umbringen, bevor der Lord kommt? Kannst du nicht erkennen, dass es genau das ist, was er will?"

Er hockte sich wieder zu dem dunklen Gefangenen. „Habe ich dich durchschaut, mein schlauer Freund, hm? Du wirst nicht sterben, bevor unser Meister kommt. Wir wollen ihm doch nicht das Vergnügen nehmen, dich selbst zu richten?"

A snake, with a Gryffindors heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt