Kapitel 87

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Das Frühjahr kam zeitig, löste den kalten Winter ab und brachte neuen Schwung in das Land. Schneeglöckchen und Krokusse blühten früh, dann kamen die ersten Osterglocken, und am 1. Mai war es bereits so warm, dass die ersten Schüler verbotenerweise im See schwimmen gingen.

Es schien, als wollte die voller Saft und Lebenskraft sprießende Natur die Schrecken des vergangenen Winters übertünchen und begraben. Lachen hallte wieder durch die Gänge Hogwarts, die ersten Hausrivalitäten forderten ihren Tribut in Form von gegenseitig angehängten Flüchen, die Lehrer verteilten bereits wieder Punkte oder Strafarbeiten, und Tonks und Remus wurden Eltern.

Das Leben forderte sein Recht – mit aller Macht und Nachdrücklichkeit, die es aufbrachte.

Und Hermione fühlte sich so elend, als gäbe es noch den Krieg mit Voldemort. Nach außen hin war sie gleich bleibend freundlich und aufmerksam, doch innerlich sehnte sie sich nach etwas, das sie nicht zu benennen wagte. Sie verbrachte wieder viel Zeit mit Harry und Ron, oder manchmal auch nur mit Ron, wenn Harry mit Ginny allein sein wollte.

Oft genug vergrub sie sich auch nur in der Bibliothek und lernte. Sie war schon immer intensiv in ihren Studien gewesen, doch jetzt wurde sie extrem. In wenigen Tagen begannen ihre Prüfungen, und, egal welche Gefühle sie zurzeit so durcheinander brachten, sie hatte sich vorgenommen, den höchsten Punktestand zu erhalten, den es je in Hogwarts gegeben hatte.

An dem Sonntag vor den Prüfungen saß sie auf der Tribüne des Quidditchfeldes und sah den Gryffindorspielern beim Training zu. Obwohl es dieses Jahr keinen Pokal geben würde, hatten sie beschlossen, das zu tun, was ihnen am meisten Spaß machte, und Hermione hatte schon seit langem Harry, Ron, Ginny und Seamus nicht mehr so gelöst gesehen wie heute.

Sie gönnte es ihnen, und sie spürte, dass auch auf ihrem Gesicht ein Lächeln spielte. Als ein Schatten über sie fiel, sah sie hoch. „Darf ich mich setzen?", fragte Severus.

Sie nickte, plötzlich unsicher. Bei Merlin, wo war die Leichtigkeit ihres Zusammenseins hin? Er lehnte sich zurück und streckte seine langen Beine aus. Sein Gesicht hatte er der Sonne zugewandt, die Augen geschlossen. Eine Weile schwiegen sie, während Hermiones Blicke zwischen ihm und den Spielern hin und her wanderten.

Schließlich öffnete er seine Augen wieder und sah sie an. „Am Tag nach dem Abschlussball gibt es einen Empfang im Ministerium", sagte er. „Es sind alle..." – er zögerte und kaute auf dem folgenden Wort herum wie auf einem Knochen – „...Kriegshelden eingeladen."

„Also du." Hermione lächelte schelmisch.

„Nicht nur", antwortete er und erwiderte ihr Lächeln mit einem leichten Anheben seines Mundwinkels. „Offensichtlich ist der Schulleiter aus irgendeinem Grund auf mich wütend, denn er hat mich zum Laufburschen degradiert und mich beauftragt, einige der Einladungen persönlich zu überbringen."

Er reichte ihr ein zusammengerolltes Pergament mit dem offiziellen Siegel des Ministeriums. Hermione brach das Siegel und rollte es auseinander.

Sehr geehrte Miss Granger,

bitte beehren Sie uns am Sonntag, den 03. Juni, 199... mit Ihrer Anwesenheit im Spiegelsaal des Zaubereiministeriums. Beginn: 7.00 Uhr. Formelle Roben werden gefordert. Ihr Erscheinen ist ausdrücklich erwünscht, da eine Festivität zum Anlass der Vernichtung des Dunklen Lords geplant ist.

Bitte Seien Sie pünktlich,

der Zaubereiminister

Als Unterschrift stand in der krakeligen vertrauten Schrift: Arthur Weasley

Und noch einmal etwas darunter hatte eben dieser aus dem offiziellem Dokument eine persönliche Einladung gemacht.

Hermione, Liebes, bitte entschuldige die geschwollene Form dieses Machwerks, aber ich würde mich wirklich sehr freuen, wenn du kommen könntest. Arthur

A snake, with a Gryffindors heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt