Kapitel 23

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Es war spät an diesem Sonntagmorgen, als Hermione in die Große Halle hinunterging. Sie stieß die Tür auf und wunderte sich, dass es so still war, obwohl die meisten Schüler beim Frühstücken saßen.

Dann wanderte ihr Blick zum Lehrertisch, und sie sah dort Severus Snape neben Madam Pomfrey sitzen. Das erklärte es wohl.

Obwohl mittlerweile alle wussten, dass er weder ein Mörder noch ein Todesser - und schon gar nicht der engste Anhänger Voldemorts war - hatten die meisten noch immer große Scheu vor dem dunklen Mann, die sich einfach aus ihren Erfahrungen mit ihm ergab.

Hermione ließ sich neben Ginny auf ihren Stuhl fallen. Da sie jedoch beide ihren Grübeleien nachhingen, kam zwischen ihnen kein Gespräch auf. Sie stocherte ohne Appetit in ihrem Essen, während sie ohne etwas zu lesen in den Propheten am Sonntag starrte. Sie bemerkte nicht, dass die Gespräche in der Halle völlig verstummten und sich vor ihr jemand räusperte.

Erst als Ginny sie unter dem Tisch mit dem Fuß trat, schoss sie hoch. „Professor!" Snape stand da, zu seiner vollen Größe aufgerichtet. Seine schweren Roben verdeckten seine noch immer magere Gestalt, und er wirkte einschüchternd.

„Miss Granger", sagte er flach. „Auf ein Wort." Er drehte sich um und wollte aus der Halle verschwinden. An der großen Tür wurden sie jedoch von Madam Pomfrey abgefangen.

„Severus!", sagte sie leise. „Hermione hat noch keinen Bissen gegessen, und du auch nicht. Ihr werdet jetzt frühstücken..."

„Ich hatte nicht den Eindruck, dass sich Miss Granger viel aus Ihrem Frühstück gemacht hätte", wandte Snape ebenso leise, aber schneidend ein.

„Ihr werdet jetzt zum Lehrertisch mitkommen und dort etwas essen, oder ich werde überall herumerzählen, welch ein süßer kleiner Kerl du als Kind gewesen bist...", drohte Poppy.

Schwere Geschütze, die sie da auffährt, dachte Hermione, die einen harten Kampf gegen das aufsteigende Lachen führte. Severus, der sich umdrehte und sie musterte, sah die tanzenden Funken in ihren Augen. Ein Grollen drang aus seiner Kehle. Er packte ihren Ellenbogen und führte sie zum Lehrertisch. Er wusste genau, wann eine Schlacht verloren war.

„Setzen Sie sich!", knurrte er, nicht bereit, ihr ein Lachen durchgehen zu lassen. Nachdem sowohl sie als auch Poppy sich am leeren Ende des Lehrertisches hingesetzt hatten, ließ die Medihexe mit mehreren Schlenkern ihres Zauberstabes soviel Essen auffahren, dass es für Dutzende Leute gereicht hätte. Bevor sie auch nur protestieren konnten, füllte sie ihre Tassen mit Tee und lehnte sich zurück.

„Ich will jetzt keine Diskussionen hören, Severus!", sagte sie scharf. „Und von dir auch nicht, Hermione!" Hermione wurde nicht umsonst als eine der brillantesten Hexen Hogwarts bezeichnet. Sie erkannte, wenn sie sich beugen musste, griff nach einem Blaubeermuffin und biss hinein.

„Was haben Sie mit den Trollen gemacht, Professor?", fragte sie kauend.

„Haben Ihnen Ihre Eltern nicht beigebracht, nicht mit vollem Mund zu sprechen, Miss Granger?"

Sie schüttelte den Kopf. „Das hatte keinen Sinn. Ich habe den ganzen Tag gefragt, warum also sollte ich während des Essens damit aufhören?"

„Ja, warum wohl?", fauchte er. Er hatte offensichtlich schlechte Laune.

„Und außerdem sprechen Sie auch gerade mit vollem Mund!", setzte sie triumphierend nach.

„Ich bin ja auch keine Lady!"

„Und ich kein Schwarzer Ritter!" Ups! Hatte sie das gerade laut gesagt? Verdammt, verdammt, verdammt!

Poppy hatte interessiert dem Wortwechsel zugehört. Es war immer wieder eine Freude, die schnell abgeschossenen Fragen und Antworten zu verfolgen, es war fast wie bei einem Endspiel der Quidditchweltmeisterschaft. Hin - her, hin - her...

A snake, with a Gryffindors heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt