Harry sah den roten Blitz, der auf ihn zujagte, an dem Schutzschild, den Dumbledore aufbaute, zerschellen und duckte sich gleichzeitig vor einem anderen Fluch. Sie standen auf verlorenem Posten; er kam nicht einmal in die Nähe Voldemorts, seine Anhänger warfen sich ihnen selbstmörderisch in den Weg.
Irgendwo in seinem Hinterkopf war ihm bewusst, dass zumindest der erste Teil des Planes funktioniert hatte, Hermione und Snape hatten tatsächlich mit ihrer seltsamen Blutsmagie und ihren Zauberstäben eine Kuppel errichtet, die ähnlich derjenigen war, die ihn und Voldemort vor drei Jahren umgeben hatte.
Seine Angst war verschwunden, jedenfalls die Angst zu sterben. Jetzt hatte er nur noch Angst, zu sterben ohne Voldemort mitgenommen zu haben.
„Tom!", brüllte er wieder. „Bist du zu feige, dich mir zu stellen? Nimmst du es nur mit Kleinkindern auf?"
„GENUG!", schrie der dunkle Lord zurück. „ICH FORDERE EIN DUELL!"
Fast augenblicklich erlosch das wilde Hin- und Herflackern der Flüche innerhalb der Kuppel. „KOMM ZU MIR, HARRY POTTER UND SIEH DEINEM TOD INS AUGE!"
Dumbledore versperrte Harry den Weg. Seine hellen blauen Augen suchten die roten Schlangenaugen Voldemorts. „Tom", sagte er ruhig. „Beende es. Jetzt. Es ist nie zu spät, auf die Seite des Lichts zurück zu kehren."
Voldemort warf den Kopf in den Nacken und stieß ein hohes, zischendes Lachen aus. „Du lebst also immer noch? Geh aus dem Weg, du lächerlicher, alter Mann, und lass dieses Kind und mich unser Schicksal erfüllen, damit ich der ganzen Welt beweisen kann, dass nichts und niemand Lord Voldemort aufzuhalten vermag!"
Harry schob seinen Mentor und Schulleiter sanft zur Seite, als er langsam nach vorne ging. Seinen Zauberstab hatte er eng an seine Seite gepresst. „Diesmal werden dir deine Eltern nicht helfen können!", zischte Voldemort.
„Und deine Eltern, Tom? Helfen sie dir?", fragte Harry laut mit unnatürlicher Ruhe zurück. Wäre er nicht so blass, man hätte meinen können, er sitze beim Tee und plaudere mit einem alten Freund.
Voldemorts Augen loderten auf. „Avada Ked...!"
„Expelliarmus!" Harrys Reaktion kam noch schneller als vor Jahren.
Die beiden Brüderstäbe verbanden sich, doch Voldemort war in den letzten Jahren gleichzeitig durch die Morde, die er verübt hatte, gewachsen, wie auch geschwächt durch die Zerstörung der Horkruxe. Während sich beide Todfeinde mit aller Kraft gegen ihre Zauberstäbe drückten, zischte Voldemort aus dem Mundwinkel: „Tötet die anderen! Tötet sie alle!"
„Nein!", schrie Harry und hätte beinahe losgelassen, als er Dumbledore fallen sah. Dann biss er sich auf die Lippen und starrte Voldemort an. „Du hast meine Eltern getötet. Du hast Cedric Diggory getötet. Du willst alle töten, die mir etwas bedeuten. Ich schwöre dir, das war das letzte Mal. Sag auf Wiedersehen, Tom!" Er stemmte sich noch mehr gegen seinen Zauberstab.
Voldemort ließ ein dünnes, scharfzähniges Lächeln sehen. „Ist das alles, was du zu bieten hast, Junge? Wo sind sie jetzt, deine Helfer, Freunde und Beschützer? Sie sind alle tot oder damit beschäftigt, ihren Tod ein wenig hinauszuzögern. Der Strahl wanderte wieder in Richtung Harry, und er ächzte vor Anstrengung. Seine Muskeln zitterten.
„Sag es mir, Harry Potter! Wo sind alle deine Freunde, wenn du sie wirklich brauchst?", schrie der dunkle Lord mit überschnappender Stimme.
Du hast mich gerufen, mein Lord?, war plötzlich der seidenweiche Bariton von Severus Snape in seinem Kopf.
Voldemort schnappte entsetzt nach Luft. Nie, niemals war es bis jetzt jemanden gelungen, seine Okklumentik zu durchdringen, doch der Tränkemeister war nicht nur da, er stürzte sich auf ihn mit ungeheurer Präsenz, zerfetzte jeden Rest seiner mentalen Barriere, tauchte tief hinab in die Erinnerungen des Tom Riddle und zerrte sie unbarmherzig hervor, legte jede Demütigung frei, tanzte auf ihr herum, verhöhnte und verspottete ihn.
Der Dunkle Lord schrie. Zuerst war sein Schrei nur von abgrundtiefem Entsetzen erfüllt, dann von Hass, schließlich von Angst. Sein Schrei drang aus der Kuppel hinaus über die riesige Wiese von Hogwarts, ließ sämtlichen Zauberern, halbmagischen Wesen und Tieren einen kalten Schauder über den Rücken rieseln.
Irgendwann wurden aus dem unverständlichem Gebrüll zwei Worte, die er immer und immer wieder wiederholte: „Tötet Snape! Tötet Snape! TÖTET SNAPE!"
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A snake, with a Gryffindors heart
Hayran KurguDann traf es sie bis ins tiefste Mark. Sie drehte sich wieder zu ihrem Schulleiter um. „Aber verdammt noch mal!", schrie sie dann. „Warum hat er dann jetzt seine Tarnung aufgegeben?" Dumbledore und McGonagall wechselten einen Blick. „Der Horkrux"...