Kapitel 25

1.6K 90 14
                                    

Hermione hatte ein Dejá Vu, als sie erwachte. Sie lag auf der Couch, während Severus Snape neben ihr in einem Sessel saß und sie betrachtete. Sie seufzte erleichtert; er war nicht gegangen, um Voldemort zu suchen.

„Wie viele?", flüsterte sie.

Er runzelte die Stirn. „Wie viele was?"

„Wie viele Hauspunkte haben Sie abgezogen?"

„Ich mag es, wenn Sie schlafen oder ohnmächtig sind", sagte er gedankenvoll. „Sie reden dann so erstaunlich wenig."

„Ich mag es nicht, wenn Sie schweigen", antwortete sie schwach. „Es ist so erstaunlich bedrohlich."

Severus beugte sich ein wenig vor, um ihr direkt in die Augen zu schauen. „Sie wollen wohl überhaupt keine Angst mehr vor mir haben, oder?"

Hermione schüttelte den Kopf. „Ich will nicht. Aber vorhin hatte ich fürchterliche Angst."

„Gut. Vergessen Sie das niemals – ich bin nicht nett oder sozial oder freundlich. Ich habe mich in all den Jahren nie verstellen müssen, ich bin der böse schwarze Mann aus dem Kerker." Er streckte die Hand aus und berührte ihren Ellenbogen. „Kommen Sie, es wird Zeit, dass Sie in den Gryffindorturm kommen."

„Kann ich... kann ich nicht hier bleiben? Und wir reden ein bisschen oder arbeiten oder so?"

Severus ließ seinen Kopf gegen die Lehne seines Sessels fallen. „Geben Sie eigentlich niemals auf?"

Sie lächelte, dieses spezielle Lächeln, und brach ihm damit das Genick. „Nein, eigentlich nicht. Nicht, wenn der Kampf sich lohnt."

Beinahe hätte er selbst gelächelt. Stattdessen schnipste er mit den Fingern, und ein kleines Kerlchen platzte aus dem Nirgendwo zwischen sie. „Dobby will gerade Feierabend machen, Professor Severus, Sir!"

„Wie oft soll ich dir noch sagen, dass man einem Titel keinen Vornamen anhängt?", brummte Snape, doch für Hermione klang es eher so, als wäre es ein übliches Geplänkel zwischen ihm und dem Hauselfen.

„So oft, bis Professor Severus alt genug ist!", antwortete Dobby triumphierend.

„Und das wäre wann?", mischte sich Hermione ein.

Dobby stieß ein Quieken aus, das schrill genug war, um ihre Ohren zum Klingeln zu bringen. „Hermione Granger!" Er warf sich in ihre Arme. „Dobby hat so oft an Hermione gedacht und an Harry Potter und Ronald Weasley! Er hat sich solche Sorgen gemacht!"

Severus räusperte sich. Dobby drehte sich herum, ohne Hermione loszulassen. „Dobby hat Feierabend, Professor Severus!", teilte er würdevoll mit.

„Ich glaube, Miss Granger würde gern etwas essen", sagte der Tränkemeister auffallend sanft.

Hermione wollte den Kopf schütteln, doch ein Blick von Snape warnte sie. „Oh, dann! Was kann Dobby Hermione Granger bringen?"

„Bring einfach zweimal Abendessen", orderte der dunkle Mann.

„Hat Professor Severus wieder das Essen ausfallen lassen?" Missbilligend betrachtete Dobby die hagere Gestalt vor sich. Er piekste mit seinem knochigen Finger in Snapes Bauch. „Sie sind viel zu dünn!"

„Dobby, ich weiß nicht, ob man es dir schon mitgeteilt hat: Du bist ein Hauself, nicht meine Mutter!", knurrte Severus.

Der kleine Kerl grinste frech. „Einer muss sich ja um Professor Severus kümmern", antwortete er patzig und verschwand so plötzlich, wie er aufgetaucht war.

Severus rieb sich die Stirn. Er hatte es im selben Moment bereut, als er Dobby gerufen hatte. Ihre Wortgefechte mochten angehen, wenn sie allein waren, doch ausgerechnet vor Hermione Granger... Sie lachte – schon wieder – über ihn. Nicht offen, natürlich nicht, aber ihre Augen funkelten derart, dass alles klar war.

A snake, with a Gryffindors heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt