Kapitel 8

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Vier Tage danach entschied Poppy, dass er aufstehen durfte, wenn er sich kräftig genug dazu fühlte. Zehn Minuten später kam sie in den Krankenflügel zurück, in dem er gelegen hatte und fand ein leeres Bett vor. Offensichtlich hatte er ihre Erlaubnis aufzustehen in einen Entlassungsbescheid umfunktioniert.

Severus schlich durch die Gänge wie ein Eindringling. Er wusste, Albus hatte ihn rehabilitiert, und er hatte jedes Recht, hier zu sein, aber er fühlte sich unwohl. Vier Monate war er nicht hier gewesen, und natürlich hatte sich in dieser Zeit nicht wirklich etwas verändert.

Er wusste auch nicht, was es war. Vielleicht hatte er sich verändert. Sein ganzes Leben lang hatte er eine Rolle gespielt, und jetzt...

Er grinste leicht und spöttisch über sich selbst. Er hatte sich sozusagen selbst gefeuert, und wenn er ehrlich war, wusste er eigentlich nicht mehr so richtig, was er tun sollte. Was wurde von ihm erwartet? Was konnte er überhaupt noch tun?

Für die Feldarbeit war er nicht mehr geeignet. Jeder einzelne Todesser würde auf der Jagd nach ihm sein, wahrscheinlich rangierte er jetzt auf der Liste der Lieblingsopfer gleich neben Harry Potter. Wenn das kein Witz der Weltgeschichte war. Er brauchte sich nur noch eine Narbe auf der Stirn anschaffen und sie konnten als die Hogwarts Twins auftreten.

Er war froh, als er die Kerker erreichte und vor seinem eigenen Quartier stand. Ihm war nicht bewusst gewesen, wie schwach er wirklich war, und der Weg vom Krankenflügel bis hier hinunter, der ihn üblicherweise zwei Minuten und keinerlei Gedanken kostete, hatte fast zehn Minuten gedauert, einen rasenden Puls und zittrige Beine hervorgebracht.

Er lehnte seine heiße Stirn an die kühle Kerkermauer, nicht fähig, sein Quartier zu betreten. Dann straffte er sich. Wovor hatte er Angst? Dass sie seine Räume geleert hatten? Dass nichts mehr hier unten an ihn erinnerte? Er murmelte das Passwort, wie selbstverständlich schwang die Tür auf, und er ging hinein.

Er hätte sich keine Sorgen machen brauchen. Jemand, wahrscheinlich Albus – selbst so ein verdammter know-it-all – hatte offensichtlich erwartet, dass er heute hier auftauchen würde. Ein Feuer flackerte und verbreitete wohltuende Wärme und sanfte Helligkeit. Mit einem Seufzer ließ sich Severus in seinen Sessel direkt am Kamin fallen und schloss die Augen.

Einige Zeit später steckte der alte Mann den Kopf aus der Feuerstelle. „Severus, mein Junge, bist du hier?"

Der Tränkemeister zog eine Grimasse, die er sich nur Albus gegenüber erlaubte. „Wo, bitte schön, sollte ich denn sonst sein, verehrter Schulleiter? Vielleicht in meinen wohlverdienten Winterferien beim Skifahren?"

Albus lächelte sanft. „Nicht, dass du es nicht verdient hättest... wie fühlst du dich? Meinst du, du bist schon kräftig genug, um in mein Büro zu kommen? Wir haben hier eine kleine Versammlung, und ich hätte dich gern dabei."

Severus nickte. „Nimm deinen Kopf aus meinem Feuer, alter Mann, sonst steige ich dir drauf." Er hatte nicht vor, den ganzen Weg bis zum Büro des Schulleiters durch die Gänge des Schlosses zu wandern. Nicht in seiner momentanen körperlichen Verfassung.

Er warf sich seine schwarzen Roben über. Muggelkleidung hatte ganz klar ihre Vorteile, besonders in der Muggelwelt, dachte er zynisch, aber er genoss das Gefühl des schweren Stoffes, welcher seinen Körper bedeckte.

Er warf Flohpulver ins Feuer und kam wirbelnd im Kamin des Schulleiters zu stehen. Für einen Moment glaubte er zu stürzen, doch er konnte sich am Sims festhalten und nach einigen tiefen Atemzügen verging das Gefühl des Schwindels.

Bei Merlin, was verstand der alte Mann unter einer kleinen Versammlung? Das Büro war proppenvoll mit Leuten, und alle starrten ihn an. Fast der gesamte Orden, dazu die die meisten Lehrer Hogwarts. Das Goldene Trio durfte natürlich auch nicht fehlen.

A snake, with a Gryffindors heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt