Kapitel 55

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Hermione befand sich mit ihren Freunden im Gemeinschaftsraum, als sie plötzlich seine Präsenz verspürte. Severus?

Was glaubst du eigentlich, was du gerade machst?

Ich verstehe nicht...

Schau auf die Uhr!

Nun ja, es ist acht durch...

UND WARUM, BEI MERLIN, BIST DU DANN NOCH IMMER NICHT HIER?

Sie musste sich wirklich zusammenreißen, um nicht zusammen zu zucken. Du bist verletzt! Madam Pomfrey hat gesagt...

Mir ist egal, was sie sagt! Komm her!

Sie seufzte, lächelte entschuldigend zu Harry hinüber, der jedoch so beschäftigt war, mit Ginny Händchen zu halten, dass er nur abwesend nickte, und verließ den Gemeinschaftsraum. Ron wollte etwas sagen, doch sie winkte nur und schlüpfte durch den Eingang.

„Hat Madam Pomfrey nicht gesagt, dass du mindestens zwei Tage Bettruhe hast?", fragte sie, als er die Tür aufriss. Er runzelte die Stirn; das Mädchen wurde langsam genauso schlimm wie Poppy. Sie bückte sich und streichelte Krummbein.

„Wieso ist er denn wieder hier?" Sie hatte ihn bereits vor Tagen wieder mitgenommen, doch wie immer strolchte der Kater im Schloss umher, und offensichtlich war er wieder im Kerker gelandet.

„Das weiß ich nicht. Er hat vor der Tür gesessen und geplärrt, bis ich aufgemacht habe", knurrte er. „Er hat hier überhaupt nichts zu suchen!"

„Und warum hast du ihn dann rein gelassen?"

„Weil er geplärrt hat!", brüllte Severus und schmetterte die Tür zu.

Hermione erschrak und sah ihn an. „Was ist?", fragte sie leise.

Severus hatte keine Ahnung, was mit ihm los war. Oder vielleicht hatte er auch nur zu genau eine Ahnung... Er hatte den ganzen Tag hier verbracht, und mit Ausnahme von Albus hatte sich kein Mensch blicken lassen.

Offensichtlich wollte ihn niemand stören, und nicht einmal sie hatte daran gedacht, nach ihm zu sehen! Er war wütend, das war es! Er war wütend und gelangweilt, und er wollte niemanden um sich haben. Oder doch, das war ja genau sein Problem.

Er wollte sie um sich haben! Wie konnte sie es wagen, plötzlich so überpräsent in seinen Gedanken zu sein, dass er sie um sich haben wollte? Er starrte sie böse an.

Sie blieb ruhig, obwohl sie verletzt aussah. Es waren ihre Augen, die sie verrieten. Ob sie über ihn lachte, oder ob sie traurig oder wütend war... diese braunen Augen mit den grünen Sprenkeln würden immer offen ihre Emotionen zeigen. Sie trat einen Schritt zurück, als er sie so intensiv ansah, und machte einen tiefen Atemzug.

„Es ist keine vierundzwanzig Stunden her, dass dich Hagrid fast umgebracht hätte", sagte sie und wählte ihre Worte sorgfältig. „Madam Pomfrey hat gesagt, es dauert circa fünf Tage, bis du wieder halbwegs hergestellt bist. Ich dachte, du solltest dich ausruhen und erholen und ich dachte, du möchtest dann nicht gerade eine unerträgliche Know-it-all um dich haben, die pausenlos redet und Fragen stellt. Außerdem..."

Sie brach ab, doch auch ohne Legilimens verfolgte Severus ihren Gedanken weiter. Außerdem waren Harry und Ron wieder zurück, und sie hatte ihre sowieso schon knapp bemessene Freizeit mit ihnen verbringen wollen.

Super gemacht, du Idiot, dachte Severus und wurde noch wütender, diesmal definitiv auf sich selbst. Die Kleine hat endlich ihre Freunde wieder und anstatt sie wenigstens einen Abend in Ruhe zu lassen, musst du sie noch in perfekter Arschlochmanier hierher beordern.

Er verschränkte seine Arme vor der Brust. „Es tut mir Leid", grollte er. Ihre Augen weiteten sich. Eine Entschuldigung von Severus Snape? Sollte sie doch die alberne Angewohnheit von Parvati aufnehmen und ein Tagebuch anfangen? Das wäre ja mal ein spektakulärer Eintrag!

Liebes Tagebuch, heute stand für einen Moment die Welt still und hat sich dann einfach anders herum weitergedreht. Der weltberühmte Professor Snape – auch unter dem Decknamen Übergroße Fledermaus bekannt – hat sich bei der unerträglichen Besserwisserin von Gryffindor entschuldigt! Unbeabsichtigt verzog sich ihr Mund zu einem Lächeln.

Der Tränkemeister war verblüfft. Sie tat es schon wieder. „Lachst du mich gerade aus?", fragte er misstrauisch.

Sie schüttelte den Kopf. „Nein, eigentlich lache ich über mich selbst. Ich dachte mir eben, dass ich mir unbedingt ein Tagebuch zulegen sollte. Dann könnte ich aufgeregt hineinschreiben, dass sich der gefürchtete Hauslehrer von Slytherin gerade bei mir entschuldigt hat!"

„Ich habe mich schon öfter bei dir entschuldigt!", blaffte er, obwohl er es eigentlich gar nicht wollte.

„Nur wenn du mir körperlich wehgetan hast", korrigierte sie. „Noch nie, wenn du... gemein warst."

Er seufzte innerlich. Er hatte es eindeutig vermasselt. Eigentlich hatte er sie nur sehen wollen, zum Arbeiten fühlte er sich zu schwach, und sein Körper schmerzte noch immer trotz diverser schmerzstillender Tränke.

Er hatte mit ihr reden wollen, vielleicht über die eine oder andere Idee diskutieren, oder... verdammt, einfach nur reden eben! Und dann war ihm nichts Besseres eingefallen, als sie anzuschreien und sich aufzuführen wie ein beleidigter Dreijähriger.

„Mir hätte klar sein müssen, dass du lieber Zeit mit deinen Freunden verbringen möchtest", sagte er leise. Seine Stimme war um noch eine Nuance dunkler als sonst. „Ich entschuldige mich nochmals für mein Verhalten. Geh! Ich schicke dir Amigo, wenn ich wieder soweit bin."

Er drehte sich herum, und sie fühlte sich verlegen. Er hatte Recht, sie wollte Zeit mit ihren Freunden verbringen, aber war er nicht mittlerweile auch ein Freund? Und wenn es nach ihren albernen Hormonen ging...

Komm mal wieder runter, rief sie sich zur Ordnung. Der Mann ist elf Jahre älter als du. Der steht nicht auf Schulmädchen, schon gar nicht auf Schulmädchen, die für ihre Lehrer schwärmen. Peinlich genug!

Entschlossen umrundete sie ihn und sah ihn an. „Als ob wir Amigo bräuchten", sagte sie.

Er blinzelte verwirrt. Okay, natürlich bräuchten sie nicht Amigo, aber verstand sie denn nicht, dass er ihr mit jedem Mal, wenn er in ihren Kopf eindrang, näher kam?

„Ich habe nicht nachgedacht", fuhr Hermione mit leiser Stimme fort. „Ich wusste zwar, dass du Zeit zum Erholen brauchst und nicht arbeiten kannst, aber mir hätte klar sein müssen, dass ein Kuchen nur annähernd ein vollwertiger Ersatz für jemanden zum Reden ist..." In ihren Augen tanzten die übermütigen Funken. „Vielleicht..."

Er neigte interessiert den Kopf. „Vielleicht was?"

„Vielleicht könnten wir ja Billard spielen?"

Sie wollte mit ihm Billard spielen? Ihre Zeit mit ihm verbringen? Er forschte in ihrem Gesicht nach Anzeichen von Mitleid, aber da war nichts als Übermut und Sympathie.

Er merkte nicht einmal, dass sich sein Gesicht aufhellte, doch Hermione nahm es den Atem. „Dann komm, Löwin. Ich gebe dir zwei Kugeln Vorsprung."

„Nur zwei? Letztens waren es noch drei!"

„Ich werde doch nicht meine Siegchancen schmälern, indem ich einem Menschen mit logischem und mathematischem Verstand sämtliche Vorteile überlasse."

„War das jetzt ein Kompliment?"

„Nein", sagte er und baute die Kugeln auf. „Reines Feststellen einer Tatsache."

Zehn Minuten später sah er zu ihr hinüber, während er überlegte, wie er seinen Stoß führen musste. „Übrigens", murmelte er seidig und versenkte dann sicher, „du solltest mir nicht öfter einen Schokoladenkuchen hinstellen, ich verfüge in dieser Hinsicht über keinerlei Disziplin. Es sei denn, du bevorzugst einen Tränkemeister mit den Ausmaßen von Milicent Bullstrode."

Er hätte nie gedacht, dass es ihn glücklich machen könnte, sie lachen zu hören.

A snake, with a Gryffindors heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt