Hermione stürmte mit fliegenden Fahnen durch ihre Abschlussprüfungen. Natürlich hatte auch niemand etwas anderes von ihr erwartet, am wenigsten sie selbst. An dem Tag, als die Ergebnisse bekannt gegeben wurden, brach am Gryffindortisch ein dermaßen wüstes Johlen und Fußgetrappel aus, dass sich selbst Professor Dumbledore lächelnd die Ohren zu hielt.
„GRYF-FIN-DOR! GRYF-FIN-DOR! GRYF-FIN-DOR!" Die begeisterten Rufe hallten durch die Große Halle. Hermione wurde abwechselnd blass und rot und lächelte verlegen, stolz und peinlich berührt. Selbst von den anderen Tischen kamen Schüler zu ihr, um zu gratulieren.
„Gut gemacht, Gran... ich meine, Hermione!" Sie starrte verblüfft auf die ausgestreckte Hand Draco Malfoys, bevor sie sie ergriff.
„Danke", antwortete sie und wurde noch ein wenig röter, als er ihre Hand länger hielt als notwendig. Was ging denn hier vor?
Er beantwortete ihre unausgesprochene Frage selbst. „Würdest du mich zum Abschlussball begleiten?"
„Nein, würde sie nicht!", fuhr Ron heftig dazwischen. „Sie geht mit mir!" Er funkelte den Slytherin drohend an. Tatsächlich hatte der Rotschopf aus dem Debakel des vierten Jahres gelernt und Hermione bereits vor einigen Tagen gefragt. Trotzdem fand sie, dass er es höflicher angehen lassen könnte.
„Das ist wahr", sagte sie deshalb sanft.
„Mein ist der Verlust", murmelte Draco mit einer Verbeugung und führte ihre Hand an seine Lippen. Hermiones Wangen brannten vor Verlegenheit.
Was habe ich dir gesagt, Löwin? Severus Snape hatte die Szene offensichtlich beobachtet und genoss sie – der Belustigung in seiner Stimme zufolge – in vollen Zügen.
„Vielleicht reservierst du mir ja einen Tanz, wenn es dein Tischherr erlaubt", sagte Draco, der ihre Hand noch immer nicht losgelassen hatte, und musterte sie aus ernsten, hellen Augen.
Nein! Fast konnte sie Severus maliziös grinsen sehen. „Nein!", sagte sie laut, und gleich darauf: „Was?"
„Ich fragte, ob du mir vielleicht die Gnade eines Tanzes zukommen lassen würdest..."
Hermione versuchte, einen klaren Kopf zu behalten.
Jetzt lass doch den armen Kerl nicht so zappeln!
Schön, dass wenigstens du deinen Spaß hast, Severus!
„Ja, natürlich", brachte sie gepresst hervor. „Sag mal, hat es dich ins 16. Jahrhundert an den Königshof verschlagen, oder warum redest du so..."
„Ich habe mich lediglich an meine Ehre und Erziehung erinnert." Endlich ließ er ihre Hand los, verbeugte sich noch einmal vor ihr und ging.
„Erziehung? Welche Erziehung?", murmelte Harry Hermione ins Ohr.
Hermione drehte sich um und grinste ihn an. Harry machte ebenfalls eine affektierte Verbeugung und bot ihr seinen Arm an. „My Lady, es wäre mir eine große Ehre, Euch zu Eurem Platz zu begleiten."
Hermione knickste vor ihm. „My Lord, die Ehre ist ganz meinerseits." Ron, der nicht abseits stehen wollte, nahm ihren anderen Arm, und so marschierten sie wie die drei Musketiere stolz zum Gryffindortisch.
Kurz nachdem sie mit dem Essen angefangen hatten, wandte sich Ron mit vollem Mund an sie. „Ich hoffe, du tanzt nicht öfter mit Malfoy."
Sie zuckte die Schultern. „Wir werden sehen, Ron." Sie hatte im vierten Schuljahr, noch bevor Victor sie als seine Begleitung auserkoren hatte, Tanzunterricht genommen, in den Ferien vor dem Weihnachtsball. Sie hatte seitdem großen Spaß am Tanzen, doch Ron hatte nicht nur überhaupt kein Rhythmusgefühl, sondern auch noch zwei linke Füße.
Ron schenkte ihr ein reumütiges Grinsen, als hätte er ihre Gedanken erraten. „Ich weiß, dass ich nicht gerade dieser Tänzer bin, du weißt schon, dieser Muggel, von dem Dad so schwärmt, Fred Starlight oder so... ich habe kein Problem damit, dass du mit Malfoy tanzt, ehrlich, Mione. Solange du mit diesem Slytherin nicht mehr im Sinn hast als tanzen..."
Nicht mit diesem Slytherin, dachte Hermione und spürte, dass sie rot wurde bei diesem verräterischen Gedanken. Merlin, wo führt das noch hin, überlegte sie weiter.
Sie hieb Ron mit ihrer Gabel spielerisch auf die Finger. „Selbst wenn, Ronald Weasley, geht dich das gar nichts an!" Sie streckte ihm die Zunge heraus, und für diesen einen Moment war alles wieder wie früher.
DU LIEST GERADE
A snake, with a Gryffindors heart
FanfictionDann traf es sie bis ins tiefste Mark. Sie drehte sich wieder zu ihrem Schulleiter um. „Aber verdammt noch mal!", schrie sie dann. „Warum hat er dann jetzt seine Tarnung aufgegeben?" Dumbledore und McGonagall wechselten einen Blick. „Der Horkrux"...