Kapitel 90

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Und dann war auch schon der letzte Tag heran, den Hermione in Hogwarts verbringen würde. Der letzte Tag in einem Schloss, das ihr eine Heimat geworden war, in dem sie Freunde gefunden hatte, in einer Welt, die sich von der Welt ihrer Eltern in so vielem unterschied. Sie hatte gelernt ihre Magie zu beherrschen, hatte gelernt zu kämpfen, und sie hatte aktiv an einem Krieg und einer Schlacht teilgenommen und geholfen, die Zaubererwelt zu verteidigen.

Ein wenig beneidete sie Ron und Harry und Draco, denn die würden ihr siebtes Jahr wiederholen, während sie in Mailand studieren würde. Natürlich würden sie in Verbindung bleiben; spätestens zu den Hogsmeade-Wochenenden wollten sie sich treffen – und doch. Ihr Leben würde sich ab jetzt ändern, und ihre Kindheit war auf alle Fälle vorbei.

Hermione seufzte nostalgisch, als sie langsam die Treppen zum Großen Saal hinunterging. Ihre Finger streiften über die Rahmen der ihr so vertraut gewordenen Bilder, und sie lachte, als Sir Cardogan sie wütend aufforderte, sich zum Kampf zu stellen. Ein zum Plaudern aufgelegter Fast Kopfloser Nick hielt sie einige Minuten auf, und sie ließ sich gerne aufhalten.

Schließlich konnte sie es jedoch nicht weiter hinauszögern, und sie trat in den Großen Saal, wo sich alle versammelt hatten, die eine Einladung ins Ministerium erhalten hatten.

Severus war schlecht gelaunt. Mehrmals hatte er Albus gedrängt, ihn hier zu lassen, doch der alte Mann hatte davon nichts hören wollen. „Du bist einer – wenn nicht der – entscheidende Faktor am Ausgang des Krieges gewesen, und nein, du bleibst nicht im Schloss. Es gibt immer noch genug Leute, die glauben, du seiest ein Anhänger Voldemorts, und es wird Zeit, diese Ignoranten eines Besseren zu belehren!"

Der einzige Lichtblick und gleichzeitig brennende Qual war die Tatsache, dass auch Hermione Granger dabei sein würde. So hatte er wenigstens noch einmal die Gelegenheit, ihr nahe zu sein... Severus verbot sich weitere Gedanken.

Mit einem Portschlüssel gelangten sie direkt vor den Haupteingang des Ministeriums, wo ein blasiert wirkender Einlasser ihre Einladungen überprüfte, und sie dann mit einer affektierten Handbewegung in den Spiegelsaal wies.

Man geleitete sie zu Tischen direkt vor einer Tribüne, und Severus stöhnte innerlich auf. Das bedeutete endlose Reden und Lobpreisungen und einen fürchterlich langweiligen Abend. Rein gewohnheitsmäßig überprüfte er den Saal auf Sicherheitslücken und fand einige, doch als er bekannte Auroren, darunter Mad Eye sah, war er beruhigt.

Moody würde wohl in der Lage sein, dieses Gebäude zu schützen. Er bemerkte den amerikanischen Auror, Brian Nelson, und nickte ihm kurz zu. Nelson, als geborener Parselmund, hatte die Riesenschlangen Voldemorts fast im Alleingang erledigt, als er sie aufeinander losgelassen hatte. Um Nagini zu töten, waren zehn der anderen Schlangen notwendig gewesen.

Der blonde Amerikaner erwiderte seinen Gruß, dann jedoch schweifte sein Blick ab, und er lächelte. Severus folgte seiner Aufmerksamkeit, und als er sah, dass Nelson die ganze Zeit Hermione anlächelte – und sie sein Lächeln auch noch erwiderte! - schoss ihm wütende Hitze in die Wangen.

Noch heißer wurde ihm, als er das Gefühl als das erkannte, was es war: Eifersucht!

Eifersucht! Er? Lächerlich!

Doch in diesem Moment betrat Arthur Weasley die Tribüne, winkte recht unprofessionell seiner Familie zu und begann seine erste Rede als Zaubereiminister. Severus verschränkte die Arme und ließ sein Kinn auf die Brust sinken. Vielleicht konnte er wenigstens schlafen, damit es kein völlig verschwendeter Abend wurde.

Natürlich wurde auch diese Illusion zerstört. Ein kurzer, schmerzhafter Stoß traf ihn in die Rippen. „Reiß dich zusammen, Severus!", zischte McGonagall.

A snake, with a Gryffindors heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt