Kapitel 18

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Hermione konnte am nächsten Tag wie angekündigt wieder zum Frühstücken in die Große Halle gehen. Es war Samstag früh, und so waren nur wenige andere vor ihr da. Um nicht mit jemanden sprechen zu müssen, vergrub sie sich in ihre Aufzeichnungen.

Erst als Ginny erschien, packte sie sie weg und erzählte ihr flüsternd, warum sie nicht im Gryffindorturm gewesen war.

„Wow!", grinste der Rotschopf. „Eine Nacht mit Snape, du lässt es ja gleich richtig krachen! War er wenigstens dein erster?"

Hermione wurde rot, musste dann jedoch lachen.

„Na ja", sagte sie und versuchte ein arrogantes Gesicht aufzusetzen, was ihr gründlich misslang, weil sie ihr Grinsen nicht verbergen konnte. „Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich mein erstes Mal mit einem von den Jungen hier verschwende! Snape ist wenigstens ein Mann!"

Ginny prustete in ihren Kürbissaft. „Und ein Held dazu! Kein Wunder, dass du Ron von deiner Liste gestrichen hast..." Sie alberten noch eine Weile herum, aber etwas hatte sich in Hermiones Hinterkopf festgesetzt. Tatsächlich hatte sie Snape noch nie als Mann betrachtet.

Er war ein mächtiger Zauberer, zweifellos, und sie hatte ihn schon immer wegen seiner Fähigkeiten und Kenntnisse wenn schon nicht bewundert, so doch respektiert. In den letzten Tagen hatte sie ihn besser kennen gelernt als in all den Jahren zuvor.

Es hatte sich nicht herausgestellt, dass er plötzlich ein netter und umgänglicher Mensch war. Das würde er wahrscheinlich auch nie sein. Er war so schneidend und zynisch und ungeduldig mit „Dummköpfen" wie eh und je. Er war arrogant und abweisend.

Wenn er in der letzten Woche doziert hatte – und das hatte er, er war trotz allem Lehrer durch und durch – hatte er oft genug durchblicken lassen, was er von einigen anerkannten Größen aus den gängigen Lehrbüchern oder auch von Lehrmethoden hielt.

Und doch. Er hatte sie behandelt wie eine Gleichgestellte. Nicht einmal mehr war ihm ein „dummes Gör" oder ähnliches über die Lippen gekommen. Er hatte sie nicht mehr angesehen, als sei sie das verächtliche Schlammblut, das ihn Jahr für Jahr mit ihrer Besserwisserei genervt hatte.

Er hatte mit ihr diskutiert, debattiert und Theorien entwickelt. Es hatte... Spaß gemacht.

Spaß und Snape kamen eigentlich nicht in ein und demselben Satz vor. Und doch...

„Mione", unterbrach Ginny ihre Gedanken. „Hörst du mir eigentlich zu oder schwelgst du noch in Erinnerungen an deine Liebesnacht mit Snape?"

Hermione grinste. „Ich sage dir, es gibt nichts aphrodisierenderes als eine gebrochene Rippe und Skelewachs, das in dir einen Stepptanz aufführt."

Ginny nickte. „Ja, wirklich unglaublich überzeugend. Hör mal, weißt du, dass heute eigentlich Hogsmeade Wochenende ist?"

Hermione nickte. „Ich glaube aber nicht, dass wir heute nach Hogsmeade gehen sollten. Oder? Ich meine, es ja niemand da, der die ganze Geschichte ein wenig überwachen könnte, außer vielleicht Madam Hooch oder Professor Sprout oder so."

„Andererseits könnte es aber auch nicht schaden, wenn wir mal alle ein bisschen Abwechslung bekommen könnten", murmelte Ginny, die an Harry und Ron dachte.

Dann hellte sich ihr Gesicht auf. „Du könntest Snape fragen, Mione. Nach der letzten Nacht wird er dir nichts mehr abschlagen können!" Ein freches Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus.

Hermione seufzte. „Du wirst es mich nie mehr vergessen lassen, oder?"

„Ich denke nicht", sagte Ginny fröhlich. Oh ja, mehr als alles andere war sie die Schwester der Zwillinge.

A snake, with a Gryffindors heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt