Kapitel 50

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Auf geht's, Löwin. Es ist deine Idee, also erzählst du. Falls ich vor lauter Langeweile einschlafe und du mich nicht weckst, beiße ich dir den Kopf ab.

Sie lächelte dennoch, wandte sich zu Remus Lupin, ließ sich vor dem Käfig im Schneidersitz nieder und berichtete alles, was sich in der letzten Zeit zugetragen hatte.

Tatsächlich war Remus noch zu geschwächt und erschöpft, um eine große Hilfe zu sein, aber er lauschte aufmerksam den Geschehnissen. Als die Rede auf die Bergtrolle kam, runzelte er die Stirn, unterbrach aber nicht, und ihre Erlebnisse in Edinburgh ließen ihn die Augen aufreißen.

Alles in allem jedoch war er – so fand Hermione – der beste Zuhörer, den man sich wünschen konnte.

„Ihr habt also zwei Zauberstäbe mit identischem Kern, die Slytherin und Gryffindor gehört haben?", fragte der Werwolf aufgeregt.

„Angeblich", warf Severus mit gelangweilter Stimme ein.

„Aber es ist möglich?"

„Möglich ist alles. Warum bist du so fixiert darauf?"

„Na ja, ich habe mich in meinem siebten Jahr hier mit Alten Runen und Symbolik beschäftigt. Du, Severus, bist das klassische Beispiel für eine Symbolfigur, für einen Helden!"

Der Tränkemeister starrte ihn mit unbewegtem Gesicht an. „Aha...", ließ er spöttisch gedehnt vernehmen.

„Warte! Sieh es mal so. Offensichtlich bist du bereits Teil einer alten Prophezeiung – wohlgemerkt einer Prophezeiung, die nicht von Sybill Trelawney gemacht wurde. Das schließt ein, dass du, obwohl das aktuelle Oberhaupt des Hauses Slytherin, ein Schwert aus dem Stein ziehen konntest, welches definitiv Godric Gryffindor gehörte.

Kannst du nicht die Ähnlichkeiten mit der Arthussage erkennen? Mit besagten Schwert hast du auch noch einen Horkrux, der auf Salazar Slytherin basierte, getötet."

„Ich hoffe, du hast nicht vor, den Rest der Nacht mit solch aufregenden Überlegungen auszufüllen", unterbrach ihn Snape schneidend.

Remus ließ sich nicht ablenken. „Und dann stellt sich heraus, dass du und Hermione – die wiederum dem Hause Gryffindor angehört – die Vereinbarkeit des Blutes teilen. Und zu guter Letzt drückt euch der Zwillingsbruder von Ollivander die Stäbe von Gryffindor und Slytherin in die Hand.

Es geht immer nur um diese beiden. Angeblich waren sie Freunde, Blutsbrüder sogar, bevor sie zu Feinden wurden. Aber was, wenn das gar nicht stimmt? Wenn sie nie zu Feinden wurden?"

Severus runzelte die Stirn. „Selbst wenn nicht, was spielt das für eine Rolle?"

„Dann basieren die ganzen Hauskriege hier auf falschen Tatsachen! Und aus diesen Häusern hier rekrutieren sich schließlich die meisten der jetzigen Gegner oder Anhänger der These von den Reinblütern."

„Ich kann dir versichern, Lupin, der Slytherin, mit dem ich gekämpft habe, war durchaus ein Anhänger der Reinblüter-These!"

„Sicher, aber das war nur ein Horkrux. Er hat also die Meinung seines Erzeugers, sprich Du-weißt-schon-wem, auch wenn seine Fähigkeiten auf Slytherin basierten. Vielleicht seid ihr beide die Stimme des Schicksals, denn wenn zwei Mitglieder dieser Häuser miteinander etwas so großartiges wie die Vereinbarkeit des Blutes teilen – ich meine, das muss doch etwas bedeuten!"

„Stimme des Schicksals!" Severus schnaubte sarkastisch. „Bist du sicher, dass du nicht mit Trelawney verwandt bist?"

Remus lächelte schwach. „Wo wir gerade davon reden, Sybill ist reinblütig, ich bin reinblütig, und wir Reinblüter sind doch alle um irgendwelche Ecken miteinander verwandt. Auch wenn ich hoffe, dass die Verwandtschaft der Lupins mit den Trelawneys nicht allzu eng ist..."

Hermione lachte hell auf. „Selbst wenn es etwas zu bedeuten hat, Remus", sagte sie, ernst werdend. „Wenn wir in diesem Krieg etwas Nützliches vollbringen wollen, müssen wir lernen, sowohl mit der VdB als auch mit unseren Zauberstäben zurecht zu kommen."

Lupin schaute verblüfft. „VdB..." Dann lächelte er. „Sprich weiter, Hermione!"

Hermione errötete. „Also, wir haben herausgefunden, dass unsere Blutgeschichte nur funktioniert, wenn wir in Not sind. Wir haben also keine große Möglichkeit mehr, damit zu experimentieren, weil wir schon so eine Menge Chaos angerichtet haben."

„Ohne Schaden für uns hat es nur bei dem Trollangriff geklappt und bei dem Trank, dem wir deine menschliche Anwesenheit hier verdanken", warf Severus ein.

„Aber wir haben uns überlegt, dass wir während der Schlacht Voldemort und Harry von den anderen Todessern getrennt halten können, wenn wir unsere Zauberstäbe nutzen, um einen Priori Incantatem mit einem Protego kombinieren – den Priori, um die Todesser abzuhalten, und den Protego, um unsere Leute zu schützen."

Remus starrte die beiden überrascht an. „Ich habe schon immer gewusst, dass ihr genial seid", sagte er schließlich fast ehrfürchtig. „Aber das ist...", er brach ab.

Der Tränkemeister verzog seinen Mund zu einem schiefen Grinsen. „Du kennst ja noch nicht den ganzen Plan, den unser Superhirn hier ausgedacht hat." Mit einer eleganten Bewegung wies er auf Hermione, die scheu lächelte.

„Während wir also diesen von uns noch herauszufindenden Kombinationsspruch in Verbindung mit unserer... VdB... nutzen, werde ich, ebenfalls durch diese ... VdB... gestützt, per Legilimens in Voldemorts Geist eindringen und ihn ablenken."

„Oh, Mann!" Remus zerwühlte sich die dunklen Haare. „Das ist so... wahnsinnig verrückt! Wisst ihr, wie gefährlich das ist?"

„Wir haben nicht erwartet, dass der Kampf mit Voldemort ein Spaziergang bei Mondschein wird", schnarrte Snape ungeduldig.

„Das war nicht abwertend gemeint", beruhigte ihn der Werwolf. „Eher bewundernd. So typisch Rumtreiber irgendwie. James und Sirius hätten diesen Plan geliebt!"

„Jaaa...", höhnte Severus. „Nur hätten sich diese beiden nicht die Mühe gemacht, erst darüber nachzudenken!"

Lupins Gesicht verfinsterte sich. „Ich dachte, du hättest sie überhaupt nicht gekannt? Du warst doch erst neun, als wir in unserem letzten Jahr waren!"

„Ihr wart nicht zu übersehen, selbst für einen Erstklässler nicht!", schnappte Severus.

Der Werwolf senkte den Kopf. „Sag, haben wir dir etwas angetan? Etwas reales, an das ich mich nicht mehr erinnere?" Scham brannte auf seinen Wangen.

Severus schüttelte den Kopf. „Nicht speziell mir. Ich kam eigentlich nur in den Genuss diverser Auswirkungen angewandter Zauberstreiche, weil ich dem Hause Slytherin angehörte.

Sagen wir mal so: Potter und Black haben oftmals nicht sehr im Sinne Gryffindors gehandelt. Ich habe nie verstanden, was ein Kerl wie du mit ihnen zu schaffen hatte. Du schienst dich ziemlich oft für sie zu schämen."

Hermione war so still, dass sie kaum atmete. Das hier war fürchterlich interessant. Ein Stück Geschichte Hogwarts sozusagen, aus der Rumtreiberzeit.

Remus seufzte. „Sie waren meine besten Freunde, Severus. Was sollte ich denn machen? Ich war zu schwach, um sie von ihren Streichen abzuhalten, aber du hast Recht. Ich habe mich oft für sie geschämt. Und Lily hat sie manchmal fast ins Übermorgen gehext!"

Severus Gesichtszüge wurden weicher, und er nickte. „Ich erinnere mich an Lily, obwohl ich noch so jung war. Sie war ... etwas Besonderes. Sie hat sich immer für die Außenseiter und die etwas Anderen eingesetzt, obwohl sie Gryffindor und außerdem Headgirl war. 

A snake, with a Gryffindors heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt