Kapitel 40

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Am Anfang konnte sie sich noch orientieren. Sie brausten den Weg nach Hogsmeade hinunter und folgten einer kleinen verwinkelten Landstraße. Dann erkannte sie überhaupt nichts mehr, nur noch dichten Wald und ab und zu eine Lichtung. Als die erste schwache Dämmerung anbrach, bemerkte sie, dass sie nach Süden fuhren.

Sie befanden sich mitten im Muggelgebiet, allerdings war die Gegend nicht sehr besiedelt. Das schottische Hochland war noch immer eine Welt für sich, abgeschieden, nur hin und wieder tauchten vereinzelt Häuser auf, die eher Hütten glichen, und ab und zu Schafherden, die, sobald der Frost einsetzen würde, weiter hinab getrieben wurden.

Nicht, dass es nicht schon jetzt verdammt kalt war, dachte Hermione. Ihre Rückenmuskeln schmerzten, weil sie sich so verkrampft hatte. Schließlich war es auch nicht normal, mit seinem Professor für Zaubertränke auf einem Motorrad zu sitzen und stundenlang irgendwohin zu fahren.

Doch langsam wurde sie ruhiger. Es hätte schlimmer sein können, mit Filch zum Beispiel, dachte Hermione und unterdrückte ein hemmungsloses und albernes Gelächter bei der Vorstellung, mit dem widerlichen Hausmeister eine „Spritztour" zu unternehmen.

Andererseits, wenn ihr vor wenigen Wochen jemand gesagt hätte, dass sie einmal anfangen würde, die Gesellschaft Severus Snapes zu genießen, sie hätte ihm wahrscheinlich einen Flederwischfluch angehext.

Moment mal, dachte sie alarmiert. Wer redet denn von genießen? Ich höre mich schon an wie Ginny! Wenn sie nicht immer so viel Zeug erzählen würde, von wegen sexy Hintern und so... Ihre Gedanken drifteten ein wenig ab, aber da sie sowieso nichts zu tun hatte, legte sie ihren Kopf an Snapes Rücken und entspannte sich.

Nach etwa einer Stunde spürte Severus, dass das Mädchen hinter ihm ihre starre Haltung aufgab. Ihre Hände krochen in seine Taschen, und er musste grinsen. Reichten ihr die Handschuhe nicht? Aber er würde sich nicht beschweren.

Es war erstaunlich angenehm, ihren weichen und relaxten Körper an dem seinen zu spüren, und jetzt folgte sie ihm auch in die Kurven, wie es sich für einen guten Sozius gehörte. Als wäre es auch für ihn ein Zeichen gewesen, fiel von ihm eine Anspannung ab, von der er gar nicht gewusst hatte, dass sie auf ihm lag.

Nach mehreren Stunden beschloss Severus, eine Pause zu machen. Er wusste nicht, wie es Hermione ging, aber er war steif und durchgefroren. Er hätte natürlich schneller fahren können, und sie wären vielleicht schon da gewesen, aber er wollte auf alle Fälle verhindern, aufzufallen, und deshalb hielt er sich an die vorgeschriebenen Geschwindigkeiten.

Hermione... sie schrak zusammen und begann zu zittern. Sie hatte nicht geschlafen, sich jedoch so in Tagträumereien verloren, dass ihr erst jetzt auffiel, wie kalt es war. Kunststück, dachte sie, es war Anfang November.

Wir machen gleich eine Pause, fuhr Severus vorsichtig fort, als er ihre Aufmerksamkeit hatte. Für einen Moment hatte er gedacht, sie würde vom Motorrad fallen, und er war sich sicher, dass er vor Schreck ein paar graue Haare bekommen hatte.

Gut, fast konnte er sie erleichtert aufseufzen hören. Mir ist fürchterlich kalt, ehrlich gesagt.

Mir auch, gab er zu.

Schließlich fuhren sie durch eine Kleinstadt; Severus drosselte das Tempo und blieb dann vor einem schon jetzt geöffneten Pub stehen. Steif stieg Hermione von der großen Maschine und reckte sich. Dankbar atmete sie die warme, nach frischem Gebäck riechende Luft ein, als sie eintraten.

Eine breitschultrige, grauhaarige Frau eilte mit einem breiten Lächeln auf sie zu. „Guten Morgen!", rief sie aufgeräumt und in dem schweren Dialekt, der den Schotten so eigen war. „Was kann ich dem jungen Paar bringen?"

A snake, with a Gryffindors heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt