Kapitel 49

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Er riss die Tür auf und runzelte die Stirn. „Wozu habe ich dir das Passwort gegeben? Warum kommst du nicht einfach herein?", fauchte er leise.

„Weil es unhöflich ist und sich außerdem nicht schickt?"

„Dann ist Albus der unhöflichste Mensch, den ich kenne", brummte er und zog sie hinein, nicht ohne noch sorgfältig die Umgebung gescannt zu haben.

Hermione grinste, antwortete aber nicht weiter und eilte zum Käfig. Dort drin saß ein noch immer blasser, aber menschlicher Werwolf, der sie mit rotgeränderten Augen ansah und schwach lächelte. „Remus!", rief Hermione und streckte ihren Arm aus.

Schraubstockgleich schloss sich eine Hand um ihren Arm und riss ihn zurück. „Fass ihn nicht an!", zischte der Tränkemeister. Hermione keuchte erschrocken auf; sie hatte bestimmt keine Angst mehr vor ihm, aber wie, um alles in der Welt, war er so schnell von der Tür neben ihr erschienen – und dann auch noch völlig ohne Geräusch?

„Ich...", begann sie, aber Severus unterbrach sie.

„Die vierundzwanzig Stunden sind noch nicht um, und Lupin hat mir zugestimmt, dass es sowohl für ihn als auch für uns sicherer ist, wirklich die gesamte Zeitspanne abzuwarten."

Remus nickte. „Ich fürchte, Severus hat Recht, Hermione", sagte er leise mit heiserer Stimme.

Sie konnte nicht anders, trotz seines elenden Äußeren musste sie ihn einfach anlächeln. „Ich weiß", sagte sie weich. „Und ich freue mich so sehr, dich wieder zu sehen, Remus! Du hast ja keine Ahnung, welche Sorgen wir uns gemacht haben."

„Sprechen Sie nur für sich selbst...", knurrte Severus.

„Hör nicht auf ihn, Remus. Er hat Tag und Nacht hier gewacht, um dich wieder zurückzubringen. Wenn er nicht gewesen wäre..."

„Miss Granger!", bellte der Tränkemeister. Ein Hauch von Röte war in seine Wangen gestiegen.

Lupin hob leicht seine Hand. „Ich habe bestimmt nicht alles mitbekommen – es ist schwierig, Eindrücke der Bestie mit denen des Menschen zu verbinden – aber ich habe eine ungefähre Vorstellung davon, was du alles für mich getan hast, Severus. Ich danke dir."

Severus starrte ihn wütend an. „Wenn du jemanden danken willst, Lupin, dann bedanke dich bei Miss Granger. Sie hat eine Menge Zeit für dich geopfert, um dir deinen Trank zu geben." Abrupt drehte er sich um und stürmte in seinen Vorratsraum.

Remus lehnte seinen Kopf an das Gitter. „Der arme Kerl", flüsterte er. „Wegen Albus habe ich ihn immer schlecht behandelt, und jetzt rettet er dafür meine Seele. Das kann ich nie wieder gut machen. Ich stehe auf ewig in seiner Schuld."

„Das geht uns allen so", antwortete Hermione leise und ernsthaft.

„Wie kommst du mit ihm klar?", fragte Lupin.

„Sehr gut", versicherte sie. „Die Zeiten, wo er mich zum Weinen bringen konnte, sind lange vorbei. Im Gegenteil. Ich glaube, er ist ... ein feiner Kerl, weißt du?"

Remus Lupin betrachtete sie einen Augenblick sinnend. „Du hast ein gutes Herz, Hermione. Ich denke, bei dir hätte die Gedächtnismanipulation nicht funktioniert. Du hättest irgendwann angefangen, Fragen zu stellen, zu versuchen, hinter das Ganze zu sehen."

Sie schüttelte den Kopf. „Ich war genauso vernagelt wie alle anderen."

„Nicht ganz", widersprach er sanft. „Ich weiß, dass Harry und Ron manchmal an dir verzweifelt sind, weil du als einzige Severus immer und immer wieder verteidigt hast." Er senkte seine Stimme noch mehr.

„Ich denke, das weiß er auch. Und Hermione, egal, wie er sich benimmt, egal, was er sagt, nimm es ihm nicht übel. Was er jetzt wirklich braucht – auch wenn er das auf jeden Fall verleugnen würde – ist ein Freund. Vielleicht könntest du dieser Freund sein."

Hermione seufzte tief und nickte, doch bevor sie etwas erwidern konnte, kam der dunkle Mann zurück und levitierte eine Phiole zu Lupin hinüber. „Trink das", sagte er kurz. „Es ist nur ein Aufpäppeltrank, etwas, das dir hilft, wieder auf die Beine zu kommen. Oder glaubst du, in deinem jetzigen Zustand gebe ich dich Tonks zurück?"

Ein Ruck ging durch die ausgemergelte Gestalt des Werwolfs. „Tonks! Habt ihr sie gesehen? Mit ihr gesprochen? Geht es ihr gut?"

„Na, na, Lupin! Du bist ja richtig leidenschaftlich!", spottete Snape.

„Wir haben sie erst am Samstag gesehen", sagte Hermione lächelnd. „Und da ging es ihr gut, und bevor du fragst, sie hat sich nach dir erkundigt!"

Remus seufzte erleichtert und sank wieder zusammen. „Wie sieht sie aus?", fragte er leise.

„Wie immer", sagte Severus irritiert.

„Einfach phantastisch!", antwortete Hermione im selben Moment und warf ihm einen verärgerten Blick zu.

„Könnt ihr mir erzählen, was alles passiert ist, seit ich ... ähm, abwesend war?"

„Könnten wir, aber wir haben noch eine Menge Arbeit vor uns, also...", wehrte Severus ab, doch wieder intervenierte Hermione.

„Es wäre vielleicht wirklich besser, wenn wir ihm alles erzählen", schlug sie vor. „Immerhin ist er als Ex-Lehrer für die Verteidigung gegen die Dunklen Künste geradezu prädestiniert dafür, Flüche und Gegenflüche zu finden. Er könnte uns wirklich eine große Hilfe sein, Professor!"

Diesmal warf er ihr einen verärgerten Blick zu, doch dann überdachte er ihre Argumentation und nickte dann zustimmend. „Na schön, Lupin, mach's dir bequem, das geht nicht in fünf Minuten."

Er lehnte sich in seinem Sessel zurück, orderte mit einem Schlenker seines Zauberstabs die Teekanne und Tassen zu ihnen hinüber und überraschte Hermione, indem er seine Arme vor der Brust überkreuzte und die Augen schloss. 

A snake, with a Gryffindors heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt