Kapitel 47

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Sie hatten fast vier Stunden lang ununterbrochen gearbeitet, mit penibel bemessenen Zutaten, akribisch zu feststehenden Zeitpunkten hinzugefügten Hilfsmitteln, genau festgelegter Temperatur, perfekt abgestimmten Bewegungen zum Umrühren in die richtige Richtung und der Anzahl des Umrührens.

Schließlich erhöhte der dunkle Mann noch einmal die Hitze des köchelnden Trankes und sah auf Hermione herab, die neben ihm stand und auf die Uhr sah.

„Noch eine Minute", sagte sie leise, während sie das kleine silberne Messer fester packte. Dann nahm sie seinen dargebotenen Arm und schnitt ohne zu zögern hinein, wiederholte dasselbe bei sich selbst. Sie überkreuzten ihre miteinander verschlungenen Hände und ließen jeder genau zwölf Tropfen Blut in den Trank fallen. Dann traten sie von dem Kessel zurück und beobachteten die Reaktion.

Die schlammige, zähe Flüssigkeit begann zu schäumen und zu brodeln. Severus wartete noch einige Sekunden und löschte dann mit einer Bewegung seines Zauberstabs das Feuer. Mit einer mühelos aussehenden Bewegung hob er den schweren Kessel von der Feuerstelle und stellte ihn auf den Tisch.

„Nun, Miss Granger, was denken Sie?", murmelte er, als sei dies ein Test. Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn – es war sehr warm geworden in dem Labor – und sah in den Kessel.

Der Zaubertrank schien noch immer leise vor sich hinzublubbern. Er hatte eine Farbe... solch eine Farbe hatte sie nie zuvor gesehen. Es war eine Art purpurrot, mit einem leichten Hauch von Lila, einfach unbeschreiblich.

Sie bewegte den Kessel leicht hin und her, um die Konsistenz des Trankes zu prüfen, dann wedelte sie ein wenig mit der Hand, um seinen Geruch aufzufangen. Severus, der hoch über ihr aufragte, hatte die Arme über der Brust verschränkt und beobachtete sie mit selbstgefälligem Stolz. Das war sein Mädchen! Das hatte sie bei ihm gelernt, und verdammt noch mal, sie hatte es gut gelernt.

Schließlich sah sie ihn ernsthaft an. „Ich denke, er ist genauso geworden, wie du dir das vorgestellt hast. Ich hoffe nur, dass er auch genauso funktioniert."

Er machte eine weit ausholende Bewegung mit seinem Arm. „Würdest du so freundlich sein, ihn in eine Phiole abzufüllen, während ich unseren Wolf ruhig stelle?"

Sie deutete einen formvollendeten Hofknicks an. „Es wäre mir eine Ehre, Mylord!"

Severus verbarg seine Nervosität gekonnt. „Ich bin nur ein armer schwarzer Ritter, Mylady, bitte bedenkt das, bevor Ihr Euren Charme auf mich versprüht."

Er verschwand durch die Tür, und Hermione musste lachen, obwohl ihr bei seinen Worten der Puls abrupt in die Höhe geschossen war. Erinnerte er sich auch noch so genau an die Worte Salazar Slytherins? Fast atemlos machte sie sich daran, den Trank abzufüllen.

Immerhin, dachte sie, während es ihr die Kehle ein wenig zuschnürte, immerhin ist er mein schwarzer Ritter. Man muss schließlich auch mal träumen dürfen, selbst oder gerade als Bücherwurm.

Sie folgte ihm in sein Wohnzimmer. Der Werwolf war bereits in seinen silbernen Fesseln, und bildete sie sich das nur ein, oder lag es an den ungewohnt vertrauten braunen Augen, dass sie das Gefühl hatte, er sehe sie vorwurfsvoll an? „Bereit?", fragte Severus.

„Ich glaube, das ist der Moment, auf den ich mein ganzes Leben lang gewartet habe", antwortete Hermione. Der Tränkemeister ließ vorsichtig und sorgfältig den Inhalt der Phiole in den riesigen Schlund des Wolfes fließen. Dann entfernte er sich rückwärts aus dem Käfig und entfernte die Fesseln.

Sie standen nebeneinander und beobachteten den Werwolf. Hermione krallte vor Aufregung ihre Finger in seinen Arm, doch keiner der beiden bemerkte es. Es begann damit, dass sich das Fell der Bestie aufstellte. Dann sprang der Wolf auf und reckte die Schnauze nach oben, als ob er jaulen wollte, was der Silenciozauber noch immer wirksam verhinderte.

A snake, with a Gryffindors heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt