Kapitel 30

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Mit Unterrichten und Unterricht, Essen und Durchackern des Buches verging der Tag viel zu schnell. Sie war nicht annähernd so weit gekommen, wie sie sich erhofft hatte, und das verstimmte sie nicht wenig, als sie den düsteren Flur zu Snapes Privaträumen entlangging. Mittlerweile erschien ihr der Weg genauso vertraut wie der zu den Gryffindorunterkünften.

Sie klopfte und erwartete sein übliches ungestümes Aufreißen, doch nichts passierte. Hermione runzelte die Stirn. Wo war er? Sie versuchte die Klinke, aber natürlich war die Tür verschlossen. Auch ein Alohomora brachte nicht den gewünschten Erfolg.

Ärgerlich drehte sie sich um und prallte prompt gegen Severus Snape, der sich lautlos angeschlichen hatte. Er sah sie an. Wollte da gerade eine kleine Löwin in die Schlangengrube einbrechen? Ts, Ts... Er schüttelte den Kopf.

Das wäre nicht nötig, wenn die Schlange pünktlich gewesen wäre... Severus!

Rrrrrrrrrrr! Du spielst mit dem Feuer...

Ach ja, deutlicher kann die falsche Schlange ihre wahre Zugehörigkeit überhaupt nicht ausdrücken. Löwengebrüll ... zeigt wohl ganz deutlich die Affinität zu einem ganz bestimmten Haus!

Dann fiel ihr Blick auf seine nassen Haare und seinen tropfenden Umhang.

„Sie waren draußen! Professor Dumbledore hat gesagt..."

Er schnitt ihr das Wort ab. ...dass ich Hogwarts nicht verlassen soll. Das habe ich auch nicht. Ich war bei Pomona Sprout in den Gewächshäusern, weil mir einige Kräuter ausgegangen sind." Er murmelte etwas und die Tür ging auf. Severus zog die junge Gryffindor hinein.

„Jetzt kommen Sie schon!" Sie machte einige Schritte und blieb dann wie angewurzelt stehen. Dort, wo normalerweise die Sitzgruppe vor dem Kamin stand, befand sich ein großer silberner Käfig.

Hermione atmete heftig. Erinnerungen stiegen hoch... an eine Nacht, taghell durch einen übergroßen Mond, der mit seinen Strahlen die grässliche Szene bestrahlte... Remus Lupin, der sich gerade verwandelte... glühende gelbe Augen, die sich auf Harry und sie richteten...

Sirius Black, der zu dem großen schwarzen Hund wurde und sich auf seinen Freund stürzte, um sie zu retten... Severus Snape, bewusstlos... Sie warf ihm unbemerkt einen scheuen Blick zu.

Er ging mit schnellen Schritten zu dem Käfig, in dem lautlos der Werwolf tobte. Ein Silenciozauber, vermutete Hermione. Immer wieder warf sich der Wolf hasserfüllt gegen die Gitterstäbe, um dann stimmlos qualerfüllt aufzubrüllen, als er das Silber berührte.

Der Tränkemeister hob seinen Zauberstab und silberne Schlingen schossen heraus, fesselten den Werwolf und machten ihn bewegungsunfähig.

Severus öffnete den Käfig, trat herein und holte eine kleine Phiole mit einer dunkelblau schimmernden Flüssigkeit hervor. Sorgfältig zählte er 12 Tropfen ab, die er dem Wolf in den Rachen fallen ließ und entfernte sich wieder, jedoch darauf bedacht, der Bestie nicht einmal den Rücken zuzukehren, Fesseln hin oder her.

Hermione merkte erst, dass sie den Atem angehalten hatte, als er wieder hinauskam und den Käfig versperrte. Ein tiefer Seufzer der Erleichterung entfuhr ihr. Der dunkle Mann hob den Kopf. Angst gehabt?, flüsterte in ihrem Kopf etwas, das flüssigem Samt glich.

Nicht um mich, gab sie zu. Ihre Härchen auf dem Armen rauften sich um einen Stehplatz. Verdammt, wusste der Mann eigentlich, was er mit seiner Stimme anrichten konnte? Sie war froh, dass sie keinen Augenkontakt mehr hatten, und er nicht mehr in ihren Gedanken war.

„Ich habe mir etwas überlegt", sagte sie und folgte ihm in seinen Vorratsraum.

„Tatsächlich? Wieso bin ich nicht überrascht?", antwortete er, aber ohne den gewohnten gehässigen Beiklang.

A snake, with a Gryffindors heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt