Es war wieder einer dieser Tage, an denen ich es besonders fühlte, den Schmerz, den Verlust und die fehlende Kontrolle über mein Leben.
"Ava!" rief Kev meinen Namen und dann legte der 1,80m Typ seine Arme um mich, mit denen er mich zeitgleich vom Boden hob.
"Alles alles gute Ave!"
Ich rollte mit den Augen, denn ich hasste es wenn er mich Ave nennt.
Er setzte mich wenige Sekunden später wieder auf den Knarrenden Dielen der Bar ab und löste seine Arme von mir.
Falls ihr euch fragt, ja.. ja heute war mein Geburtstag. Mein 23 um genau zu sein.
Widerwillig hatte Kev mich aus meiner kleinen schäbigen Ein-Zimmer-Wohnung geschliffen um meinen Geburtstag in einer kleine Bar zu feiern, auch wenn wir nur zu dritt waren... denn sowas wie Freunde besaß ich seit 3,5 Jahren nicht mehr..
Kev war der einzige, der mich ab und zu über Wasser hielt, auch wenn er und seine Schwester mir alles andere als gut taten und nicht annähernd eine der guten Menschen auf diesem Planeten waren.
Närrisch setzte ich mich auf die kleine Bank mit roten Ledersitzen und rutschte nach ganz hinten, während Kev und Lara gegenüber von mir Platz nahmen.
Meinen Kopf stützte ich mit meiner Hand ab und blätterte wahllos in der Getränkekarte herum.
Ich hatte keine Lust meinen Geburtstag, mein da sein auf diesem Planeten, zu feiern und wollte einfach nur noch das es aufhörte.
Mittlerweile wohnte ich in einem Armenviertel in New York und hielt mich mit nicht ganz so tollen Jobs über Wasser.
"Ave, jetzt zieh nicht so ein Gesicht!" maulte Kev und ich lächelte ihn gequält an, damit er Ruhe gab und ich aus dieser ganzen Situation halbwegs glimpflich herauskommen würde.
Lara schwieg und starrte mich stur an, wie immer, wenn Kev sie mitschleppte.
Wir hatten noch nie ein einziges Wort gewechselt, wahrscheinlich, weil er sie genauso unter Kontrolle hatte wie mich.
Eine Kellnerin kam und fragte uns nach unserem Getränkewunsch.
Ihr Blick wanderte zuerst lächelnd zu mir und sie wartete darauf das ich antwortete, doch es wäre mein Tod, wenn ich dies tun würde.
Kev räusperte sich, doch die Kellnerin reagierte nicht.
Lara und ich verzogen keine Miene, denn Kev war reizbar und das mehr als nur leicht. Er besaß den dünnsten und widerstandslosesten Geduldsfaden im ganzen Universum.
"Ladys First." sprach die Kellnerin zuversichtlich, doch das war ihr Untergang.
Kev schlug mit beiden Fäusten lautstark auf den Tisch, nachdem sie ihn immer noch ignorierte und packte die Kellnerin wenige Sekunden später am Hals.
Er hob Sie vom Fußboden und sie ächzte leise.
"Der Mann hat das sagen!" knurrte er wütend.
Kev reagierte komplett über und Lara machte nicht den Anschein ihn zu stoppen, obwohl ihr am wenigsten Gefahr drohte von uns allen.
Auch wenn ich es bereuen würde, wusste ich das ich ihr helfen musste, bevor sie genauso enden würde wie ich..
"Kev es reicht!" zischte ich und schlug gewaltig auf den Tisch, während ich mich zeitgleich erhob.
Er schreckte leicht auf, denn wie so oft hatte er nicht damit gerechnet, dass ich mich immer noch ihm widersetzen würde.
Die Kellnerin ließ er binnen Sekunden los und widmete seine gesamte Aufmerksamkeit mir.
Zögerlich zog die Kellnerin sich zurück und rannte letztendlich die letzten Meter bis hinter die Bar, in der man eine Stecknadel zu Boden fallen hören hätte können.
Laras Augen hatten sich geweitet und sie ahnte, was Kev mit mir anrichten würde.
Ein leichtes Räuspern brachte er über die Lippen, dann setzte er sich ohne ein Wort.
Ich setzte mich ebenfalls und schluckte.
Stille war der Weg zum Tod.
Belanglos suchte er in der Karte herum, während die Leute um uns herum langsam wieder die Aufmerksamkeit auf sich selbst richteten.
Lara schluckte, während mir bereits die Schweißperlen vor Angst auf der Stirn standen und jede Sekunde sich wie eine halbe Ewigkeit anfühlte.
Ich klammerte mich ungewiss an der Karte fest und bewegte mich keinen Millimeter.
Meinen Blick hielt ich gesenkt auf der Tischplatte und sah im Augenwinkel wie Lara zitterte und es versuchte zu verbergen.
Keiner Sprach ein Wort und ich erwartete nur so, dass er jede Sekunde vor Wut platzen würde.
Der Kloß der in meinem Hals steckte, ließ sich keineswegs herunterschlucken. Im Gegenteil, er schnürte mir immer mehr die Luft ab.
Ich wurde immer nervöser und tippte auf die Holzplatte des Tisches.
Kev warf mir einen sturen Blick zu, was mich sofort dazu brachte all meine Muskeln anzuspannen und mich keinen Millimeter mehr zu bewegen.
Er legte unerwartet schnell die Karte beiseite und stand auf.
Lara und ich schauten ängstlich auf zu ihm.
Mit einer einfachen Kopfbewegung machte er uns deutlich das wir ihm folgen sollten, dann lief er auch schon voraus.Lara sprang wie wild auf und trottete ihm wortlos und zügig hinterher, während ich ein paar Dollar auf den Tisch legte.
Danach lief ich den beiden so schnell wie möglich nach.Bei dem Versuch den beiden hinterher zu laufen, stieß ich unabsichtlich gegen ein paar Leute und entschuldigte mich, während ich versuchte mein Tempo bis zum Ausgang der Bar zu halten.
Als ich es geschafft hatte die Bar zu verlassen, sah ich Kev nicht und schluckte schwer.
Lara war ebenso verschwunden, weshalb ich mir angespannt durch meine langen Haare fuhr.
Ich wünschte nur damals wäre alles anders gelaufen.. und ich hätte mich nicht für eine Sekunde fallen und mein Leben aus allen Fugen springen lassen..
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Strangers again
RandomDies ist die Fortsetzung von "Friends, Strangers & Lovers" nach der sehr viele von euch gefragt haben und dessen Wunsch ich hiermit sehr gerne nachkomme. Danke an jeden von euch der den ersten Teil gelesen hat, ich kann es kaum glauben das es so vie...