Gefühlschaos

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"In einem harmlosen Zweikampf vertrat sich der Dortmunder Kreativspieler zwei Minuten vor der Pause des letzten Testspiels gegen Armenien den linken Fuß in einer Manier, dass nicht nur der Bundestrainer Joachim Löw entsetzt aufsprang. Reus rieb sich schmerzerfüllt Knöchel und Schienbein. Er wurde zur Kernspintomographie ins Krankenhaus gefahren. Das 6:1 (0:0) gegen Armenien entpuppte sich irgendwie als nebensächlich"

Ich schmiss mein Handy wieder in die Tasche, stützte meinen Kopf auf meine Hand und sah raus in die Dunkelheit. Die Medien zerrissen sich nach den besten Bildern und schrieben Texte die sowieso keiner lesen möchte. Wieso muss es ausgerechnet ihn treffen? Diese Frage stellte ich mir schon die ganze Zeit. Wir fuhren bereits 3 Stunden und es ist immer noch kein Ende in Sicht. Ich war so in Gedanken, dass ich gar nicht merkte wie Marco meine Hand nahm und sie leicht drückte. Er nahm sie an seinen Mund und küsste mein Handrücken. Erst jetzt sah ich zu ihm und versuchte ein vernünftiges Lächeln in mein Gesicht zu Zaubern. Seine Beine lagen auf meinem Schoß. Ich streichelte seinen rechten Oberschenkel und ging weiter runter zu seinem Gips. Ich schluckte und zupfte an den Enden abwesend herum. "Sieh es positiv. Jetzt haben wir viel Zeit füreinander." ich schüttelte meinen Kopf und lehnte ihn gegen die Nackenstütze. "Du brauchst jetzt erst einmal Zeit für dich um das zu verarbeiten Kumpel." sagte Marcel und sah in den Rückspiegel. Ich erwiderte seinen Blick. "Kannst du noch fahren?" Er nickte und zwinkerte mir zu. "Sind doch nur noch 100 km. Die schaff ich noch." Er konzentrierte sich wieder auf die Straße. Marcel ist Marcos bester Freund und für mich wie ein großer Bruder. Wenn irgendetwas ist kann ich ihm um Hilfe und den benötigten Rat fragen. Marco kann sich glücklich schätzen so einen tollen Freund zu haben.

Er brachte uns nach Hause und half Marco die 3 Treppen zum Fahrstuhl hoch. "Braucht ihr noch Hilfe?" ich schüttelte den Kopf. "Danke das du bereit warst uns zu fahren." er nahm mich noch einmal in eine kräftige Umarmung und schlug mit Marco ein. "Danke man." Oben angekommen, warteten schon Ann und Robert auf uns. Scheiße. Robert! Marco weiß noch nicht, dass ich von allem weiß. "Ähm, wer sind sie?" "Können wir erst einmal rein gehen?" fragte ich Marco. Er nickte und lief mit seinen Krücken gleich in das Wohnzimmer. "Wie gehts ihm?" fragte mich Ann leise. "Beschissen. Er reißt sich total zusammen aber ich glaub seine Nerven liegen blank." Ann nickte und lief mit mir ins Wohnzimmer. Robert und Marco sahen sich an. "Du hast mir gar nichts von ihm erzählt!" ich sah zwischen Robert und Marco. "Ähm." Robert lachte. "Ja wir haben uns früher in München kennen gelernt aber uns nach der Uni total aus den Augen verloren." Ich komm gerade nicht mehr klar. Auch Ann sah sie verwirrt an. "Ähm... jaaa. ... er war mit mir und Lisa im gleichen Kurs. Habe ihn erst vor kurzem wieder in der Stadt gesehen und ihn gleich zu uns eingeladen." Marco nickte und sah ihn immer noch skeptisch an. Ich drückte ihm leicht in die Schulter "Magst du was trinken?" er schüttelte den Kopf. "Ich will einfach nur ins Bett." Ann gähnte und streckte sich. "Hab schon gedacht ihr kommt gar nicht." Ich sah auf die Uhr. 4 Uhr "Warum seid ihr nicht im Bett?" "Ich bin mit Liam kurz auf der Couch eingeschlafen und erst vor 20 Minuten aufgewacht." Marco wollte aufstehen doch ich hielt ihn zurück. "Wo willst du hin?" "Zu Liam" und schon stand er und nahm seine Krücken. "Danke." Robert sah mich fragend an "Das du ... du weißt schon." ich zeigte zwischen uns und er nickte. "Wird dann wahrscheinlich leichter ein Augen auf euch zu werfen." er zwinkerte mir zu und lief ins Gästezimmer. "Wo ist Liam!?" ich sah geschockt zu Marco der wieder zu uns ins Wohnzimmer kam. "Im Bett. Wo denn sonst." sagte Ann, lief an ihm vorbei und öffnete die Schlafzimmertür. Mir fiel ein Stein vom Herzen als ich ihn mit den Daumen im Mund sah. Marco legte seinen Krücken neben das Bett und kuschelte sich an Liam. Ich drückte Ann noch einmal aus dem Zimmer und umarmte sie. "Wofür war das denn?" ich lächelte und nahm ihre Hände. "Ich hab dich hier einfach alleine mit Robert und den Kindern gelassen." "Robert?" ich nickte. "Wer ist Robert?" ich runzelnde die Stirn. "Na, das ist der, der gerade im Gästezimmer ist." "aah. Schön das du gleich seinen Namen kennst." Sie lief an mir vorbei ins Wohnzimmer. Ihre Stimme gefiel mir gar nicht daher lief ich ihr schnell hinter her. "Was ist los?" sie stand am Fenster und zuckte mit den Schultern. "Nichts." ich verschränkte meine Arme vor den Körper und legte meinen Kopf zur Seite "Ann." Sie atmete laut aus und rollte genervt mit ihren Augen. "Ich weiß auch nicht. Er schaut dich die ganze Zeit so komisch an." ich lief zu ihr "Vielleicht bilde ich mir das auch ein.  Aber er ist in meinen Augen total komisch." "okayy. Wer sich hier komisch verhält bist du. Er ist ein netter Kerl der auf uns aufpasst. Klar schaut er uns etwas aufmerksamer an da jede Sekunde was passieren könnte und ..." "Ladys." wir drehten uns ruckartig um. Robert lehnte am Türrahmen und sah uns lächelnd an. "Ich werde ins Bett gehen und noch ein paar Stunden schlafen. Wenn es Emilia zulässt." ich nickte. Als Ann aus dem Wohnzimmer war kam Robert zu mir. "Alles ok?" ich nickte leicht und sah aus dem Fenster. Wir schwiegen uns eine Weile an und ich bemerkte seinen Blick auf mir. "Warum schläfst du nicht?" er lachte kurz auf "Es bringt nix jetzt zu schlafen." er setzte sich auf die Couch. "Willst du reden?" ich drehte mich zu ihm um "mh?" Sein Lächeln war ansteckend und ich stieg mit ein.  "Dein Kopf raucht schon. Du denkst über etwas nach. Lass mich teilhaben." ich setzte mich auf den Hocker vor ihm und sah auf den Tisch. "Ich bin nicht so eine, die sich gleich jedem anvertraut. Ich glaub auch, dass du genau weiß über was ich denke." er nickte. "Ich kann mir vorstellen, dass es extrem schwierig ist mit so einer ... "Angst" ... zu leben." ich ging mir durch die Haare. "Du bist Mutter, willst Arbeiten wie ein normaler Mensch und bist "Nebenberuflich" Spielerfrau." "Ey, bezeichne mich nicht so." er lachte laut auf. "Ok. sorry. Aber ich glaub, ich könnte meiner Freundin nicht so viel zutrauen."  wir sahen uns lange in die Augen. Ich weiß nicht was Ann hat. Er ist total nett und sehr sympathisch. "Ich werde mal versuchen etwas zu schlafen" Er fuhr sich mit beiden Händen durch das Gesicht und nickte. Schnell stand ich auf und ging ins Schlafzimmer. Marco ist mit Liam im Arm eingeschlafen. Beide sahen so niedlich aus. Doch der Gips ans seinem Bein zerstörte das tolle Bild. Ich setzte mich neben ihnen und sah sie an. Mir lief eine Träne die Wange herunter. Erst jetzt kamen meine ganzen Gefühle hoch. Die Erkenntnis, dass Marco nicht an der Weltmeisterschaft teilnehmen kann obwohl er die ganzen Wochen darauf hinarbeitet hatte. Unsere Streitereien deswegen waren umsonst. Alles, wofür er je gekämpft hat war umsonst. Ich bedeckte mein Gesicht mit beiden Händen und weinte. Lies alles aus mir heraus. Schnell stand ich auf und ging auf den Balkon, da ich nicht wollte, dass beide durch mein schluchzen wach wurde. Ich atmete mehrere Male tief durch und beruhigte mich langsam.

Marco POV

Ich öffnete leicht meine Augen. Das schluchzen von Lea neben mir weckte mich. Sie vergrub ihr wunderschönes Gesicht in ihre zarten Hände. Ich wollte schon aufstehen und sie in den Armen nehmen, doch sie stand auf und ging auf den Balkon. Ich sah ihr hinterher. Ihre Arme stemmte sie in die Seite und legte ihren Kopf in den Nacken. Liam stöhnte leicht auf und ich sah zu ihm runter. Er drehte sich von mir weg und ich hatte die Möglichkeit mich endlich auf meinen Rücken zudrehen. Meinen Kopf legte ich auf meine Hände und starrte an die Decke. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass ich hier liege und nicht in irgendein Hotel in Berlin. Warum musste ich auch so dumm in den Lauf rein rennen? Ich sah auf mein eingegipsten Fuß und versuchte ihn leicht zu bewegen. Ich hielt die Luft an. Sofort durchzog ein fürchterlicher Schmerz meine gesamte rechte Seite. Ich atmete aus und ging mir durch die Haare. "Fuck." Liam wurde unruhiger. Ich drehte mich wieder zu ihm "Schh.." Er lächelte und steckte seinen Daum wieder in den Mund. Ich gab ihm noch schnell einen Kuss auf den Hinterkopf und sah wieder raus zu Lea die sich zu der Balkontür drehte und ins Zimmer kam. Sie wischte sich ihre Tränen aus dem Gesicht und lief in das Bad.  Egal was Marcel mir für Vorwürfe macht. Es war eine gute Idee ihr nichts von Gregor und den anderen zu erzählen. Ich hätte nie gedacht, dass eine Verletzung sie so aus der Bahn wirft. Lea kam aus dem Bad nur mit einem T-Shirt bekleidet und legte sich neben uns. Schnell deckte sie sich zu, wischte sich die letzten Tränen aus dem Gesicht und streichelte Liams Kopf. "Wir packen das alle zusammen. Wir helfen den Papa stimmts?" sagte sie zu Liam und küsste ihn. Ich lächelte leicht und schloss meine Augen.

Frustration, Ehrgeiz, Rückhalt [Marco Reus FF] -Band 2-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt