Völlig außer sich

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Ich lag die ganze Zeit auf der Couch und sah mir das Spiel an. Meiner Mutter hatte ich größtenteils alles erzählt was gerade mit Marco passierte. Ich heulte mich eine Weile bei ihr aus die mir mit wenigen Worten Kraft gab. Liam saß auf den Boden vor dem Fernseher und spielte schön allein. Er bemerkte gar nicht wie meine Gefühlslage war. Zwar sah er öfters mal zu mir doch dann lächelte er nur, zeigte sein Spielzeug und konzentrierte sich wieder auf die anderen Sachen um sich herum. Meine Mutter war total außer sich als ich ihr gesagt haben, dass es mir nicht gut ginge und ich schon halb verhungert sei. Deshalb stand sie gerade in der Küche und bereitete mir eine Suppe vor. Sie hat immer noch das Gefühl das ich ihr eine Schwangerschaft verheimliche und als ich ihr sagte das ich sogar ein Test gemacht hatte und dieser negativ war wurde sie ruhiger und ließ mich mit ihren Vermutungen und Behauptungen in Ruhe. Mein Handy vibrierte welches ich bereits in meiner Hand hielt. Ich schrieb die ganze Zeit mit Robin und Marcel da die beiden eigentlich die einzigen waren die Marco richtig kannten. Robin hatte mir versprochen nach dem Spiel Marco vom Stadion abzuholen und mit ihm über alles zu reden. Marcel war gerade auf den Weg zu mir. In dem Moment klingelte es an der Tür "Guten Abend Frau Klopp." "Oh, Herr Fornell das ist aber eine Überraschung." Meine Mutter führte Marcel ins Wohnzimmer. Erst ging er zu Liam der schon aufgesprungen war und ihm um den Hals fiel. Dann kam er zu mir, setzte sich neben mich und Umarmte mich lange. "Hey Kleines." "Hey." Meine Mutter beobachtete uns skeptisch von der Tür aus. "Ich lass euch ... mal allein." Marcel sah mich verwirrt an doch ich winkte ab. Liam kam mit einem Auto, einem LKW und seinem Kuscheltier zu uns. Marcel nahm ihm seine Sachen ab und Liam konnte ohne Probleme sich zwischen uns setzten. Ich sah wieder auf den Fernseher als der Ausgleich von Freiburg geschossen wurde. Im nächsten Moment wurden Bilder von der Tribüne gezeigt. Einmal konnte man Aki sehen der angespannt auf das Spielfeld sah und eine andere Sequenz zeigt Marco der träumerisch und nachdenklich da saß und sich gar nicht richtig auf das Spiel vor ihm konzentrierte. "...wegen eines Außenbandriss im Sprunggelenk fehlt der Stürmer dem BVB noch weitere 3 Wochen. Ganz schön bitter nach seiner langen Verletzung im Sommer bei dem er sich einen Tag vor Abflug... " Ich machte den Ton aus und sah wieder zu Liam der mir sein Kuscheltier gab. Marcel hatte seinen Arm auf die Rückenlehne der Couch gelegt und mich leicht an der Schulter gedrückt. Ich sah zu ihm. "Das wird schon wieder." ich stöhnte und zog meine Decke weiter hoch. "Ich hoffe es."

Die Jungs schafften nur ein Unentschieden gegen Freiburg. Man merkten in ihrem Spiel das sie noch nicht wieder da waren. Ihren Spielfluss und die Leichtigkeit aus der letzten Saison haben sie einfach noch nicht gefunden. "Da weiß ich ja wie dein Vater nachher drauf ist." sagte meine Mutter neben mir die Liams Mund sauber machte. Wir aßen gemeinsam im Wohnzimmer. Meine Mutter hatte uns eine selbstgemachte Hühnersuppe mit Nudeln gemacht die ich so sehr von ihr liebte. "Und, was machen sie heute Abend noch?" meine Mutter sah zu Marcel der seinen Teller auf den Tisch ablegte, sich wieder zurücklehnte und den Arm auf die Rückenlehnte absetzte. "Ich werde mich wahrscheinlich dann mit dem Herrn Kaul noch einmal treffen. Er holt Marco heute vom Spiel ab." Meine Mutter nickte. "Denken sie wirklich es ist eine gute Idee wenn sie ihn heute Abend noch sehen. So wie er gerade drauf ist." Marcel sah sie eine Weile fragend an. Dann ging sein Blick zu mir. "Ich bring einmal die Teller raus. Wollt ihr noch was?" Wir beide schüttelten die Köpfe und meine Mutter verschwand mit Liam aus dem Wohnzimmer. "Sie weiß von uns?" ich nickte zögerlich. "Ich musste mich ja jemanden anvertrauen. Hätte ich zu Cathy gehen sollen? Sie ist zwar meine beste Freundin aber den Mund halten kann sie bei dem Thema nicht." Liam kam wieder zu uns und gab uns jeder einen kleinen Löffel. Meine Mutter kam nach ihm mit mehreren Schüsseln und setzte sich wieder zu uns. "Was sagen sie zum Verhalten von ihm?" Marcel sah zu mir und zuckte mit den Schultern. "Wir wissen alle dass er es zur Zeit nicht einfach hat. Klar ist es nicht ok wenn er Lea so anfährt aber man kann es ihm nicht verübeln." Als Marcel den Gesichtsausdruck meiner Mutter sah, die ihn stirnrunzelnd ansah, wurden seine Augen größer "Ich .. ich mein ja ... er hat das nicht extra gemacht um Lea zu stressen. Ihm ... ihm geht es einfach nicht gut nach seiner 2. Verletzung in einem Monat." ich sah gedankenverloren auf meine Hände die ich knetete. Eigentlich würde ich jetzt sehr gerne nach Hause. Zu Marco und mit ihm einfach den Abend ausklinken lassen. Doch ich habe einfach Angst das wir uns wieder in irgendeiner Diskussion verheddern und alles wieder in ein Streit ausartet. Marcel legte seine Hand auf meine. Ich sah zu ihm der mich nur anlächelte. "Der kriegt sich schon wieder ein." Auch mein Gesicht formte sich zu einem Lächeln. Ich freute mich wirklich das Marcel hier war. Wir hatten uns nach dem ganzen Stress nicht mehr so oft getroffen weil ich gehofft hatte das zwischen Marco und Marcel sich wieder die feste Freundschaft bildete wie sie es früher einmal war. Doch so einfach war es dann doch nicht. Sie redeten nur Geschäftlich miteinander und trafen sich bis jetzt nur 2 Mal wegen einem Event im iRoom. "Oh, das muss dein Vater sein." Meine Mutter stand auf und ging in den Flur um meinen Vater zu begrüßen. "Lea. Mach dich nicht fertig. Ihr packt das." ich nickte nur. "Oh. Was machst du denn hier?" Mein Vater kam ins Wohnzimmer und sah mich überrascht an. Er fuhr Liam durch die Haare und gab Marcel die Hand der Aufstand. "Ich werde auch mal wieder gehen. Robin wird wahrscheinlich mit Marco auch gleich zu Hause sein." ich schlug meine Decke weg und ging mit ihm in den Flur. Er zog seine Schuhe an. "Bist du dir wirklich sicher das du mit ihm reden willst? Ihr hattet die Wochen gerade nicht das gute Verhältnis." Ich sah auf den Boden doch Marcel nahm mein Kinn und zwang mich ihn anzusehen. "Wir sind seine besten Freunde und für ihn da. Es ist egal ob wir uns gerade verstehen oder nicht." ich nickte. "Ich bin daran schuld." Marcel schüttelte wild mit dem Kopf und nahm mich in den Arm. "Daran darfst du nicht denken." ich legte meine Arme um ihn und wir drückten uns. Bevor er mich los ließ küsste er noch meine Stirn. "Ich schreib dir heute Abend wie es gelaufen ist." Es klingelte an der Tür. Marcel drehte sich zur Tür im "Bis später" ich winkte ihm zu. Er öffnete die Tür und schon wurde er zurück gedrückt. "Wie kannst du es wagen dich sofort wieder an Lea ran zuschmeißen? Nur weil wir gerade stress haben musst du es nicht gleich wieder versuchen." Marco schubste ihn immer mehr. "Marco beruhig dich." Erst stand ich unter Schock doch reagierte sofort. Ich stellte mich zwischen Marcel und Marco und drückte ihn von Marcel weg. "Kannst du mir mal sagen was du hier für Anstalten machst?" Marco nahm mich gar nicht wahr. Er sah Marcel mit einem wutverzerrten Gesicht an. Ich bemerkte dass er sehr stark humpelte und wusste sofort das er schmerzen hatte. "Es tut mir leid. Ich wollte nichts erzählen aber er hat mich quasi gezwungen." sagte Robin schwer atmend hinter ihm. Ich schüttelte mit dem Kopf. "Ist ok. Marco will eh jetzt wieder gehen." ich nahm seinen Arm und drückte ihn Richtung Ausgang doch er drückte mich weg. "Marco!" als mein Vater die Stimme erhob veränderte sich Marcos Gesichtsausdruck. Er blinzelte mehrmals und sah erst mich und dann meinen Vater an. "Was macht er hier?" ich runzelte die Stirn. "Er war da weil ich ihm drum gebeten hatte." Marco ging sich durch die Haare. "Aber warum er? Kannst du mir das sagen?" Marco sah mich verzweifelt an. Seine Wut und die Trauer zerfraß ihn innerlich und mir tat es weh als ich es bemerkte. Am liebsten würde ich meine Arme um ihn legen und sagen, dass alles ok ist doch es geht nicht. Er ist völlig außer sich und das kann ich nicht so annehmen. Sein Verhalten ist unter aller sau. Mein Vater trat vor mich als ich nicht auf seine Frage reagierte. "Du solltest jetzt gehen. Alle sollten gehen." Er sah sich im Flur um. Marcel ging als erstes dicht gefolgt von Robin. Marco sah über die Schulter meines Vaters und versuchte Blickkontakt mit mir aufzunehmen doch ich sah auf den Boden. Meine Tränen rannten über meine Wangen. "Komm her mein Schatz." sagte meine Mutter, nahm mich in den Arm und lief mit mir ins Wohnzimmer. Mir war wieder schwindlig. Ich fühlte mich erschöpft und komisch. Im Wohnzimmer nahm ich Liam hoch, drückte ihn an mich und ging mit ihm ins Schlafzimmer meiner Eltern. Ich schloss die Tür hinter mir zu. Wollte alleine sein. Alleine mit meinem Kind. Der einzige Mensch der mich verstand und mich trösten konnte.

Frustration, Ehrgeiz, Rückhalt [Marco Reus FF] -Band 2-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt