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Es wird ungemütlich

Oh scheiße. Wir wollen sie doch nicht mit reinreiten, wenn wir wieder was Dummes machen!

Was aber zwangsläufig passieren wird, das ist uns allen klar. Dagelassen hat man uns ein Datapad, nur kann keiner von uns Basic lesen. Mühsamst entziffere ich laut die erste Zeile, was Carl so auf die Nerven geht, das er keine zwei Minuten später an einem automatischen Buchstabenübersetzungsprogramm arbeitet.

Deswegen sitzt er mit Laptop auf den Knien unter dem Waschbecken neben der Plastikbox, in der wir das ganze Waschzeug und Handtücher geschmissen haben. Irgendwo muss das ja hin (Ja, dass die unterbrochenen Teile in der Wand nicht zur Deko, sondern Spinde sind, in der die Rüstung gelagert wird, werden wir erst heute Abend checken)!

Seine über die Tasten huschenden Finger drücken unregelmäßig klackernde Buchstabentasten.

„Also... wir haben jetzt... kurz vor 1400. Morgen antreten um... 0700 gibt's Frühstück oder so. Keine Ahnung, wie wir dahin kommen, mal umgucken?" Ich hebe den Blick vom Datapad und gucke fragend zu Nici, die gerade auf den an die Wand geklebten Stundenplan, die von mir diktierten Sachen beeindruckend ordentlich mitschreibt. Als sie aber nur unbeteiligt die Schultern zuckt – so gut das denn geht, wenn man was notiert, und das senkrecht – senke ich meinen Blick wieder auf den flimmernden Bildschirm. So mancher Fernseher aus dem letzten Jahrhundert hat eine bessere Auflösung geboten!

„Ach ja, und..." Ich scrolle ein Stück weiter runter – nein, nicht mit dem Finger wischen, das wäre ja zu sehr Hightech. Es gibt unten am Rand Pfeiltasten, wenn man die drückt, ruckt die ganze Seite einen Absatz tiefer. Bis ich allerdings das Wort hinter den Basiczahlen, die sich zu erschließen relativ leicht geht, als eines und nicht als abgehackte Buchstaben aussprechen kann, dauert es geraume Zeit.

Dafür fletsche ich prompt die Zähne. „Oh, klasse. Wir treffen heute die Squads, die mit uns fertig machen, und zwar in... zwei Stunden. Carl, hast du den Battlelaptop einsatzbereit?"

„Klappe, ich muss mich konzentrieren", knurrt das Lama aus der Ecke und haut weiterhin lautstark auf die Tastatur ein, ohne die Augen vom Bildschirm zu heben.

Nici, die den Stift unten am Boden unter dem Bild deponiert hat, zieht sich gerade mit tollen Verrenkungen die Schuhe an und hat mir hoffentlich zugehört.

Weil ich ja auf sie warten muss, setze ich mich neben sie auf den kalten hellgrauen Durastahlboden und gucke nur halbherzig auf die offene Datei voller unverständlicher weißer Zeichen auf blauem Grund, die mich, nach wie vor, vom Nokia – Verzeihung, Datapad – angrinsen. Stattdessen werfe ich dann und wann einen Seitenblick den vier Kerlen zu, die ein Stück den Gang hinunter an der Wand lehnen und auffällig zu uns herüber stieren.

Das sie da sind, wissen wir schon lange.

Mit winzigen Bleistiftmarkierungen haben wir die Standorte unserer Sachen markiert, Haare zwischen den Rändern der Röhren eingeklemmt – falls hier irgendwer was anrührt, wissen wir das. Wobei das weniger auf die Jungs gemünzt ist, wir denken da eher an die Kaminoaner und sind lieber vorbereitet.

Als Nici mit ihrer kunstvollen Doppelschleife am zweiten Schuh endlich in die Endphase des Schuheanziehens eintritt, erhebe ich mich und platziere das Datapad auf Carls zweiter Nichttechniktasche, in der seine Klamotten sind. Soll er sich doch darum kümmern.

Der Wuschelkopf kommt hinter mir wieder auf die Beine und winkt demonstrativ in Carls Richtung, wobei sie, den Bewegungen nach zu urteilen, eventuell auch ein übergroßes Fenster putzen könnte. Ihr Ziel, Carl durch das in der Luftherumwischen vom Bildschirm abzulenken, erreicht sie zwar nicht, dafür aber ziehen sich seine Augenbrauen zusammen.