Kapitel 17 - Come Back, Be Here

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Amy's POV

Zwei Hände die sich fest aneinander halten. Ihr Finger waren fest verschränkt und die eine Hand trug einen Kronenförmigen Ring, während man beim Arm der anderen Person deutlich eine schwarze Verschnörkelung erkennen konnte.

"Zeichne doch etwas! Dann hast du wieder etwas zu tun und das lenkt dich vielleicht von Draco ab...", redeten mir die anderen ein.

Aber es half natürlich nicht. Im Gegenteil. Ich dachte dadurch nur noch mehr an ihn und wie sehr er mir fehlt. Ich brachte nur zwei Zeichnungen zu Stande. Bei der einen hielten sich Draco und meine Hand fest und bei der anderen habe ich versucht seine grauen Augen hinzubekommen. Aber das Bild war nichts im Vergleich zu seinen richtigen Augen.

Er hat einen Brief geschickt. 

"Mir geht es gut. Sucht mich nicht." Hatte er geschrieben.

Das war das einzige Lebenszeichen, das wir von ihm in einem Monat bekommen haben. Wir konnten nicht zurück schreiben, weil die Eulen immer zurück kamen. Entweder sie fanden ihn nicht oder er schickte die Eulen absichtlich zurück. 

Ich klammerte mich an seinen Brief und las die Worte zum geschätzten hundertsten mal durch, doch das verschlimmerte meine Sehnsucht nach ihn bloß.
Im allgemeinen hatte ich fast nur noch Sachen von ihm um mich herum. 
Vor allem den Brief, in dem er mir seine Liebe gestanden hat, einen Pulli, der noch nach ihm roch und die Spieluhr, die er mir im 4. Schuljahr zu Weihnachten geschenkt hatte.

Die einfache Melodie spielte rauf und runter. Mel sagte nichts dagegen, aber ich sah ihr an, dass sie manchmal etwas davon genervt war.

Draco konnte bei seiner Flucht seinen Koffer nicht mitnehmen, also haben die Weasley's ihn mir überlassen. Sie dachten es täte mir vielleicht gut Sachen von ihm um mich herum zu haben und trotzdem fragten sie sich, warum ich ihn einfach nicht loslassen konnte.

Ich hatte seinen Koffer nicht angerührt. Er stand geschlossen vor meinem Bett. Ich wollte nur den einen Pulli, der seinen Geruch trägt. Er gab mir nachts das Gefühl, dass er neben mir ist und mich hält.

Anfangs verstanden die anderen nicht ganz, warum es mir so schwer fällt ohne ihn zu sein, wenn ich doch die Ferien davor auch immer Draco-Frei verbracht habe. Aber wir befanden uns im Krieg. Er war entweder irgendwo versteckt oder der Todesser hatte ihn erwischt und er sitzt in Du-Weißt-Schon-Wem's Obhut. Er könnte also jeden Moment tot sein. Doch das verstand keiner, außer Melody und ich. Obwohl es ihr in letzter Zeit gut ging. Zumindest um einiges besser als mir.

Nachdem meine Augen zu müde wurden, um den Brief ein weiteres mal zu überfliegen, starrte ich ausdruckslos an die Decke.
Bis die Spieluhr aufeinmal hing und der selbe Ton immer und immer wieder spielte. 

Wahrscheinlich klemmte irgendetwas. 

Ich setzte mich auf und untersuchte das Ding genauer. Ich zog an einer kleinen Schnalle, doch anstelle vom inneren der Spieluhr, offenbarte sich mir ein Geheimfach. Etwas zögernd griff ich hinein und bekam etwas Kaltes zu spüren. Ich hielt den Gegenstand gegen das Licht und staunte nicht schlecht, als ich die säuberliche Aufschrift las. 

Felix Felicis

Mein Herz klopfte wie verrückt, als ich die Flasche umdrehte und winzig klein Draco's Schrift zu sehen war.

Ich dachte ich bräuchte es, um dich zum Weihnachtsball zu fragen, aber da du schon jemanden hast, wollte ich dir das hier geben und dir viel Glück mit ihm wünschen...

Leider konnte ich mich nicht so viel zurückziehen und isolieren wie ich wollte, denn Rons giftige Großtante Muriel kam sehr oft zu Besuch. "Eine alte, zerbrechliche Frau dürft ihr in Zeiten wie diesen nicht alleine leiden lassen", sagte sie immer wenn sie kam.  Die Tage mit ihr waren immer eine Qual. Muriel hasste Mel und mich, aus mehreren Gründen. Heute war wieder einer dieser Tage, an dem sie uns besuchen kam. Wir waren immer dazu verpflichtet anwesend zu sein wenn sie da war und so konnte ich die abfälligen Kommentare schon in meinen Gedanken hören.
"Molly, trotz deinem großen Herz kann ich einfach nicht verstehen, warum du zwei Fremde Mädchen einfach so den Platz in deinem Haus beanspruchen lassen kannst!"
"Und dann haben sie auch noch keinen Funken Anstand! Laufen hier rum als würden sie jeden Mann im Dorf anreizen wollen. Immer diese Göhren heutzutage" - Und das sagte sie übrigens nur, wenn wir ein Oberteil mit V-Ausschnitt anhatten oder eine Bluse nicht bis zum Kragen zugeknöpft hatten. 

Rechtzeitig zum Mittagessen traf sie ein und hielt ihre Rede, beschwerte sich über jegliche Wehwehchen und wie man eine alte Dame nicht alleine lassen darf, bei dem was sie schon alles für die Familie getan hat. Melody und ich nahmen an unseren üblichen Plätzen am Tisch platz, doch Muriel scheuchte mich auf und drängte mich an einen anderen Platz. "Ich muss näher am Fenster sitzen, schließlich brauche ich die Luft dringender als du."

"Muriel, möchstes du Brokkoli?", schaltete sich Molly ein, ebenfalls sichtlich genervt von den Sticheleien ihrer Verwandten.
"Ich möchte erstmal ein Glas Whiskey, meine Liebe, du weißt, dass man einem Gast erst einmal etwas zu trinken anbieten sollte."
"Übrigens", meinte sie wieder an uns gewandt, "was waren eure Eltern noch einmal von Beruf? Quidditchspieler und Aushilfe bei Flourish & Blotts, wenn ich mich nicht irre? Ja, das muss es gewesen sein. Na, es wundert mich nicht, dass ihr bei eurer Mutter geblieben seid. Quidditchspieler, was ich nicht lache, das kann man doch nicht als Beruf ansehen!" Ihr schrilles, unechtes Kichern ertönte und Melody schaltete ihren Verteidigungssinn ein.
"Erstens, Muriel, ist Quidditchspieler ein Beruf wie jeder andere. Und zweitens, ist er jetzt außerdem kein Spieler mehr, sondern Trainer. Er kalkuliert Spieltaktiken und hat viele weitere wichtig Aufgaben und verhilft der Nationalmannschaft zu zahlreichen siegen."
"Rede nicht so schlau daher Liebchen, du bist noch zu jung um etwas vom Erwachsenenleben zu verstehen."
"Entschuldigung?", entgegnete Mel entrüstet. "Zufällig bin ich volljährig und verstehe wahrscheinlich mehr von Berufen als Sie."
Darauf fing sie sich nur einen tötlichen Blick von Muriel ein und einen einhaltgebieterischen von Molly und Arthur. Sie verstummte und stocherte in ihrem Essen rum. 
Arthur versuchte die Stimmung noch ein wenig zu retten indem er ein Gespräch über einen Artikel im Tagespropheten anfing, aber es ging ziemlich steif zu. 

Nach ihrem vierten Glas Whiskey saß sie in der Küche während Molly aufräumte. Mel und ich saßen entnervt im Wohnzimmer und hörten noch mehrere Bemerkungen von Muriel. 
"Ich verstehe nicht, wie du den Mädchen auch noch vertrauen kannst. Ich sehe etwas in ihren Gesichtern, sie verheimlichen etwas vor euch und voreinander. Lügen solltet ihr in eurem Haus nicht dulden. Ihr solltet sie zurück zu ihren Eltern schicken und euch von ihnen distanzieren, die werden euch bestimmt nur Ärger einbrocken."

"Ich halte es nicht mehr aus", platzte es aus mir heraus, als Mel und ich uns im Zimmer auf ihr Bett fallen ließen.

Mel rieb sich die Schläfen und summte vor sich hin. 

In Momenten wie diesen vermisste ich Draco besonders. In seinen Armen zu liegen wäre alles, was ich mit im Augenblick wünschte.

"Wir müssen ihn suchen."

Meine Schwester richtete sich auf und sah mich eine Weile an.

"Ich glaub' seinen Worten im Brief nicht. Irgendwas ist da faul, Mel."

Sie fuhr sich einmal durch die Haare und seufzte.
"Und wie stellst du dir das vor?"

"Wir hauen ab. Heute noch u-und dann benutzen wir deinen Kompass, um ihn zu suchen!"

Melody schüttelte ihren Kopf und legte sich wieder in ihr Bett.

"Damit wir Dad, Sam und vielleicht sogar die Weasley's in Gefahr bringen? Nein, das ist kein guter Plan."

Aufgewühlt stand ich vom Bett auf und sah meine Schwester stirnrunzelnd an.

"Was schlägst du denn dann vor? Mel, das Amulett leuchtet seitdem er weg ist ununterbrochen auf. Er ist in ständiger Gefahr, es kann ihm nicht gut gehen!", rief ich und ballte meine Hände zu Fäusten.

"Beruhige dich Amy. Solange es leuchtet, wissen wir wenigstens, dass er noch am Leben ist-"

"Und wenn es aufeinmal nicht mehr leuchtet? I-ich würde mir nie verzeihen tatenlos zugelassen zu haben, dass- dass e-r..." Ich traute mich nicht einmal die Worte auszusprechen, denn nur bei dem Gedanke daran, dass Draco plötzlich für immer weg ist, zog sich mein Herz zusammen.

Mel mied meinen Blick und sah besorgt aus. 
Eine Weile herrschte Stille, ich stand immer noch vor ihrem Bett und hatte inzwischen Tränen in den Augen. Nach einer gefühlten Ewigkeit sah sie mich endlich an. 

"Okay, aber wir dürfen nichts unüberlegtes machen. Ich verspreche dir, dass wir uns bald auf die Suche nach ihm machen. Ich hab einen Plan."

This is war (Draco Malfoy FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt