Schlaflos in Engelberg

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Wieder eine schlaflose Nacht. Wieder wegen Domen. Dieses Mal allerdings aus anderen Gründen als die letzten Male. Dieses Mal hat er mich nicht verletz und ich muss die Situation trotzdem mehrfach überdenken. Dieses Mal war ich nicht einfach nur verwirrt. Dieses Mal kann ich meine Gefühle schon gar nicht mehr beschreiben.

Immer wieder sind mir in dieser Nacht Bilder durch den Kopf geschossen. Wie nah Domen und ich uns gestanden haben, wie sein Atem über meine Haut gestrichen ist. Wie Domen mich an die Wand gedrückt hat und vor allem wie seine Lippen sich auf meinen angefühlt haben.

Ich würde immer noch lügen, wenn ich sagen würde das es mir nicht gefallen hat. Meine Lippen beginnen bei dem Gedanken an den Kuss immer wieder an zu kribbeln und dass ein ums andere Mal hat sich eine Gänsehaut auf meinem Körper ausgebreitet.

Zu all den schönen Erinnerungen kommt aber immer wieder Constantins entsetzter Blick, als er uns beide in dieser Abstellkammer gesehen hat. Was wollte er da überhaupt? Da ist immer dieser Gedanke was wäre, wenn.

Was wäre, wenn Constantin nicht aufgetaucht wäre und Domen und ich uns weiter so geküsst hätten. Hätte er versucht weiter zu gehen und vor allem, wäre ich darauf eingegangen. Was wäre passiert, wenn ich ihn nicht zurückgewiesen hätte, wäre er mir gegenüber dann erst recht wieder feindselig.

So viele Fragen und auf keine einzige habe ich eine plausible Antwort. Die Nacht durch hatte ich allerdings auch die verschiedensten Selbstzweifel. Habe ich mit dieser Knutsch-Aktion nicht allem widersprochen, was ich die letzten Wochen vertreten habe?

Hannahs und auch Timis Empfehlung mit Domen ins Bett zu steigen, habe ich zwar nicht umgesetzt, aber ich habe ihn geküsst. Ich habe ihn geküsst und dass, obwohl ich immer wieder gesagt habe, dass das nicht passieren wird.

Ich habe einen vollkommen Fremden geküsst und das obwohl ich mir vorgenommen habe niemals mit einem zufälligen Fremden rumzumachen. Wobei, sind Domen und ich uns noch so fremd? Ich weiß nicht sonderlich viel über ihn und dennoch habe ich manchmal das Gefühl in besser zu kennen als ich es wirklich tue. Ein wenig in sein Inneres sehen zu können und zu verstehen was in ihm vorgeht.

Es ist wie, als ob ein Teufelchen und ein Engelchen auf meinen Schultern sitzen und mir immer wieder unterschiedliche Meinungen ins Ohr flüstern. Während der Teufel mich auffordert einfach zu Domen zu gehen, fortzuführen was gestern unterbrochen wurde und mich einfach ohne auf die Konsequenzen zu darauf einlassen soll, geht der Engel ein wenig anders an die Sache heran.

Es sagt mir das ich auf mein Gefühl hören soll. Mir klarwerden was ich Domen gegenüber wirklich empfinde und dann ein klärendes Gespräch mit dem Slowenen führen. Ihm sagen, wie es in mir aussieht und dann für das Beste hoffen.

Wenn ich beschließe keine Gefühle für ihn zu haben, dass er Verständnis hat. Unsere Küsse als Ausrutscher durch unterdrückte Gefühle sieht und wir irgendwie neu anfangen können. Aber wenn ich feststellen sollte, dass da ein paar zur Seite geschobene Schmetterlinge in meinem Bauch herumflattern. Dann hoffe ich darauf, dass es Domen genau so sehen wird. Das wir eine Zukunft haben und es gemeinsam versuchen können.

In meinem Kopf herrscht ein einzige Chaos. Ich weiß nicht was Domen für mich ist uns sein könnte. Nur ein Freund oder könnte da vielleicht mehr sein? Die Worte, die ich ihn fragen könnte, liegen mir förmlich auf der Zunge, aber werde ich sie jemals aussprechen können? Jemals den Mut aufbringen ihn zu fragen, wie er die Situation zwischen uns sieht.

Der klingelnde Wecker reißt mich schließlich aus meinem nicht enden wollenden Gedankenstrudel und ich schüttele den Kopf, um die letzten Fetzen zu vertreiben. Den Tag über müsste ich jetzt eine Maske tragen, so tun, als ob alles in Ordnung ist und dass gestern ein ganz normaler Tag wie jeder andere war.

Irgendwie anders [Domen Prevc]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt