Nach Tauplitz

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Ich sitze im Auto nach Tauplitz und fühle mich innerlich leer. Möchte meine Gefühle nach außen nicht zeigen und wüsste nicht einmal, welche sich an die Oberfläche kämpfen würden. Noch immer habe ich keine Worte gefunden, um irgendjemanden zu sagen, was passiert ist. Nicht ein Ton ist über meine Lippen gekommen, auch wenn ich mir sicher bin, dass das mein Herz erleichtern würde.

Es fühlt sich an, als ob ich einen Tonnenschweren Klotz in meiner Brust trage und ich weiß nicht, wie lange ich das noch aushalten, bevor er mich einfach zu Boden zieht. Mit Domen habe ich in den letzten Tagen lediglich geschrieben und nicht telefoniert. Habe den Mut nicht aufgebracht ihm zu sagen was passiert ist, auch wenn man so ein Gespräch wahrscheinlich sowieso besser von Angesicht zu Angesicht führen sollte.

Dieses Wochenende werde ich allerdings nicht drumherum kommen mindestens ein ehrliches Gespräch zu führen. Ich glaube ich muss zuerst Domen erklären, was passiert ist, bevor ich die Geschichte auch nur einer weiteren Person darlegen kann.

So gut es mir normalerweise tut mit Stephan über meine Sorgen zu reden, so glaube ich doch, dass dies eine Ausnahmesituation ist. Er wird sich Vorwürfe machen und das will ich nicht. Eigentlich will ich auch nicht, dass sich irgendwer Sorgen um mich macht, aber ich glaube in nächster Zeit wird sich das nicht mehr vermeiden lassen.

"Du bist ganz schön still." Ist es schließlich Stephan der versucht ein Gespräch zu eröffnen, denn seitdem wir losgefahren sind, haben wir kaum ein Wort gewechselt, was schon ein wenig ungewöhnlich ist. Dennoch brummele ich nur ein leises "Gar nicht." und vermeide den Blick zu Stephan herüber.

"Du hast bis jetzt kein Wort geredet." Macht er mich auf den Fakt aufmerksam wie verschlossen meine Lippen schon die ganze Fahrt waren. Ich kommentiere das nicht weiter, auch wenn ich für den Moment seinen Blick auf mir spüre. Versuche mein Gesicht neutral zu halten und mir keine Gefühlsregung ansehen zu lassen.

"Bist du müde?" Stellt Stephan mir eine Frage und spielt damit sicherlich auf die dunklen Ringe unter meinen Augen an, die meinen Schlafmangel deutlich anzeigen. Schon die gesamte Woche kann ich kaum ein Auge zu machen, ohne Bilder zu sehen, die ich nie wieder zu sehen bekommen möchte.

"Bisschen." Gebe ich kurz angebunden zu, denn es ist nicht die gesamte Wahrheit, denn ich fühle mich mehr als ein bisschen müde, aber wenn ich komplett still bleibe, wird Stephan nur noch misstrauischer.

"Oder hast du dich mit Domen gestritten?" Fragt Stephan weiter, versucht einen Grund für mein Verhalten zu finden und mein Herz zieht sich beim Namen meines Freundes ein wenig zusammen. Dennoch widerspreche ich Stephan vehement.

"Nein!" Domen und ich haben uns ganz sicher nicht gestritten. Nein, der Slowene kann rein gar nichts für meine aktuelle Gefühlslage, wo mein Herz nicht weiß, ob es sich verliebt auf ihn freuen oder vor Angst ganz panisch Klopfen soll.

"Aber es ist alles okay? Du weißt, dass du mit mir reden kannst." Oh, wie gerne würde ich mich einfach in Stephans Arme begeben, eine haltgebende Umarmung genießen und ihm alles sagen, aber jetzt noch nicht. Zuerst Domen und dann jede Person, die es eventuell sonst noch wissen muss.

"Ja." Diese Bestätigung hört sich so leer an und ich kann es förmlich hinter Stephans Stirn arbeiten hören. Wie er weite versucht herauszufinden was los ist, ohne mein Nervenkostüm allzu sehr zu belasten. Ich rutsche ein wenig tiefer in den Sitz und kann nicht verhindern das meine Finger zittern, als ich die Lautstärke der Musik nur ein klein wenig lauter stelle, in der Hoffnung Stephan versteht meinen Wink das ich nicht sprechen möchte

"Ist dir kalt?" Hakt er nach und ich kann nicht verhindern das sich meine Mundwinkel ein wenig nach oben ziehen. Was ein Glück ich mit meinem Bruder doch habe.

Irgendwie anders [Domen Prevc]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt