Gedankenkarussell

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Nach einer durchzechten Nacht unter der Dusche zu stehen, sollte gut tun. Den Schweiß abzuwaschen sollte ein schönes Gefühl sein und sich mit der Zahnbürste den pelzigen Geschmack von der Zunge zu putzen zu einem besseren Wohlbefinden führen. Das kühle Wasser sollte die Lebensgeister, wenn auch nur für einen kurzen Moment, wecken und einen sich frischer fühlen lassen.

Aber das bemerke ich nicht. Wie sehr ich auch mit dem Schwamm über meinen Körper reibe, der Dreck will nicht verschwinden. Egal wie oft ich neue Zahnpaste auf die Bürste gebe, den bitteren Geschmack werde ich nicht los und ich weiß auch nicht wie er je wieder verschwinden soll. Ich fühle mich nicht wacher, sondern nur erschöpft und dennoch wollte sich letzte Nacht kein erholsamer Schlaf finden lassen.

Mein Bewegungen geschehen fast schon mechanisch, einstudiert, während ich einfach nur vor mich hin sehe und die Tränen zurückhalte, auch wenn man diese unter der Dusche sowieso nicht sehen würde. Vielleicht habe ich auch keine mehr, was mich nicht wundern würde, so feucht wie mein Kissen heute nach dem unruhigen Schlaf war.

Ich weiß nicht, wie lange ich schon unter der Dusche stehe und ich weiß nicht, wie viel Zeit ich hier verbringen müsste, damit ich mich nur einen Funken besser fühle. Das ich allerdings schon eine Weile zu lange unter dem Wasserstrahl stehe bestätigen mir nicht nur die Schwimmwesten zwischen meinen Fingern, sondern auch das sachte Klopfen an der Tür.

"Emi, ist alles in Ordnung?" Es ist die Stimme meiner Mutter, welche mich förmlich aus meiner Trance reißt. Mich kurz den Kopf schütteln lässt, ein Versuch die grauen Gedanken zu vertreiben, dann drehe ich das Wasser aus.

"Ja, alles gut. Ich habe nur die Zeit vergessen." Erkläre ich und verlasse endlich die Dusche. Sehe nicht an mir herunter, trockne mich nur so gut wie möglich ab, bevor ich in Unterwäsche und gemütliche Kleidung schlüpfen. Das meine Haare nasse Spuren auf meinem Hoodie hinterlassen ignoriere ich, bemerke es vielleicht auch gar nicht und verlasse endlich das Badezimmer.

Eine warme Wolke an Wasserdampf verlässt mit mir das Bad, wo ich auf meine Mutter treffe, die einen Wäschekorb unterm Arm trägt. "Na, hast du einen Kater?" Lacht sie, als sie die dunklen Ringe unter meinen Augen entdeckt und vermutlich auch, weil sie mitbekommen hat wie spät ich mich zurück ins Haus geschlichen habe. Sie sagt immer, sie kann nicht tief und fest schlafen, so lange ich unterwegs bin und auch bei meinen großen Brüdern war das schon der Fall.

"Ein bisschen, war wohl doch etwas zu viel Alkohol gestern." Ich versuche mir nicht anmerken zu lassen, dass das definitiv nicht der alleinige Grund für mein leicht demoliertes Aussehen ist. Allerdings ist der Alkoholkonsum eine gute Aisrede und der wenige Schlaf sicherlich auch. Er lässt mich blass wirken, fast schon kränklich aussehen und so komme ich wenigstens nicht in Erklärungsnot.

"Naja, du kannst dir heute ja einen faulen Tag machen." Damit erinnert meine Mutter mich daran das heute Sonntag ist und auch das kein Springen stattfinden wird, da das Wetter wieder zu unbeständig ist. Normalerweise würde ich mich darüber nicht freuen, aber gerade könnte mir dieser Ausfall nicht gelegener kommen.

"Stimmt." Ich versuche meine Stimme normal, vielleicht ein bisschen erleichtert klingen zu lassen, auch wenn meine Mutter gerade sowieso mejr Aufmerksamkeit der Wäsche zuwendet statt mir. Aber das ist vermutlich auch gut so.

"Gibst du mir noch deine Klamotten von gestern? Dann waschen ich die grad mit." Hält sie mich auf, als ich schon verschwinden möchte und mein Herz stoppt. Das wird jetzt, hm, interessant?

Zögerlich gehe ich in mein Zimmer, greife Jeana und Pullover, damit ich ihn an meine Mutter weitergeben kann, die mich nur ein bisschen entsetzt ansieht.

"Was hast du denn angestellt?" Fragt sie, dreht die Jeana, um die Dreckflecken zu begutachten, während ich versuche mich zu sammeln, damit meine Stimme nicht zittert.

Irgendwie anders [Domen Prevc]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt