Den zweiten Tag mit dem Teamspringen schenke ich mir direkt. Lange durchgehalten habe ich ja nicht mit dem schauen von Stephans Springen das weiß ich auch selbst, aber irgendwie wollte ich ein bisschen Zeit für mich haben. Zunächst habe ich so ausgiebig wie schon lange nicht mehr ausgeschlafen und bin auch nach dem aufwachen noch im Bett liegen geblieben. Die Sonne hatte ins Bett hinein geschienen und so lag ich dort noch eine ganze Weile und ließ mir die Sonne ins Gesicht scheinen.
Den ganzen Tag blieb ich allerdings nicht im Bett, nachdem ich noch etwas gelesen hatte trieb mich der Hunger unter Decke heraus. Als ich diesen dann gestillt hatte zog ich mir bequeme Sachen an, mit denen ich aber auch raus gehen konnte und dann machte ich die Umgebung ein wenig unsicher. Ich kann nicht alles beschreiben was ich gesehen habe, aber um die zwei wichtigsten Punkte mal zusammen zu fassen:
Die Stadt hat einen wunderschönen Baustil und ich habe mich gnadenlos verlaufen. Ja, darin bin ich echt talentiert, egal wo ich bin irgendwann verlaufe ich mich immer. Ich weiß auch jetzt schon was mein Bruder dazu sagen wird.
"Warum gehst du auch in einer fremden Stadt spazieren und dann auch noch alleine? Weißt du was da alles passieren kann?"
Blablabla. Mein Orientierungssinn ist bescheiden, aber das hält mich nicht davon ab verschiedene Umgebungen zu erkunden. Warum sollte ich auch nur im Hotel sitzen wenn ich stattdessen auch ein wenig an die frische Luft gehen und mich ein wenig umsehen kann?Als ich es dann irgendwie wieder zurück zu unserer Unterkunft geschafft hatte, jemanden zu fragen ist immer meine letzte Option, da irre ich lieber selbst durch die Gegend, saß Stephan tatsächlich schon in der Lobby und schien mich zu erwarten. Denn kaum war ich durch die Tür getreten, erhebt er sich und kommt mit schnellen Schritten auf mich zu.
"Da bist du ja endlich Emi." Empfängt er mich und drückt mich fest an sich.Verwirrt erwidere ich seine Umarmung. Was geht denn jetzt mit dem ab?
"Ähm ja, habe mir Zeit gelassen." erkläre ich und schiebe ihn von mir weg. Ernsthaft, sein Verhalten war gerade einfach nur seltsam. Normalerweise knuddelt er mich nämlich nicht wenn wir uns nur ein paar Stunden nicht gesehen haben.
"Dann schau das nächste Mal wenigstens auf dein Handy, dann muss ich mir nicht so viele Sorgen um dich machen." sagt er mit einem bittenden Unterton und Sorgenfalten bilden sich auf seiner Stirn.Da war er mal wieder, mein besorgter Bruder. Ja, es war vielleicht süß wenn er sich Sorgen um mich macht, aber er macht sich manchmal definitiv zu viele. Ich beschließe das Thema zu wechseln, sonst würde sich Stephan in einem endlosen Monolog über Gefahren für Mädchen in der freien Welt verlieren. Der Titel stammt übrigens von meiner Wenigkeit, aber das muss er ja nicht wissen.
"Wie lief das Springen heute?" frage ich ihn also und wie fast immer klappt der Themenwechsel gut, denn sofort fängt Stephan an zu berichten
"Joar, ging so. Wir sind vierter vor den Slowenen geworden und die Japaner haben gewonnen."
Damit hat er den Tag recht schnell zusammengefast und ich bin jetzt nicht unbedingt mehr informiert als vorher, aber so ist das eben.Seltsamerweise denke ich sofort an den motzenden Slowenen von gestern. Wie war sein Name noch mal? Ach ja, Domen. Der hat bestimmt wieder schlechte Laune wenn sie nur fünfter geworden sind. Wobei, vielleicht durfte er ja gar nicht erst mit springen. Dem wollte ich also definitiv nicht begegnen, denn auf Streit könnte ich nach meinem entspannten Tag echt verzichten.
Nach dem Essen verzog ich mich relativ zügig in mein Zimmer, denn ich war verdammt müde und morgen würde bestimmt ein anstrengender Tag werden. Ich war einfach nur fix und fertig und konnte nicht mal sagen warum. So wirklich viel habe ich ja nicht gemacht, aber solche Tage hatte ich manchmal. Da stehe ich auf, bin den ganzen Tag im Energiesparmodus unterwegs und falle Abends dann einfach nur erschöpft in mein kuscheliges Bett. Dort schlafe ich dann auch immer direkt ein, was ebenfalls echt ungewöhnlich ist. Normalerweise liege ich immer ewig da und komme nicht zur Ruhe. Viel zu viele Gedanken strömen normalerweise durch meinen Kopf und lassen mich nicht schlafen.
Heute jedoch nicht. Kaum hat mein Kopf das Kissen berührt, bin ich schon im Land der Träume verschwundenSo ging der Samstag auch zu Ende und morgen würde dann noch der Einzelwettkampf anstehen. Dieses würde ich dann auch wieder mehr oder weniger verfolgen, denn ich sollte die Mannschaft morgen ein bisschen Unterstützen. Also ein wenig darauf achten das sie pünktlich von A nach B kommen und das ihre Taschen den Weg von oben nach unten finden würden.
Der erste Durchgang war beendet und ich konnte nicht so ganz sagen wie es aussieht. Ich wusste nur das Stephan es in den zweiten Durchgang geschafft hatte und auch der blauhaarige Slowene Timi eine Runde weiter gesprungen war. Dieser war mir nämlich im Springerdorf begegnet und ist fröhlich Grinsend an mir vorbei gegangen.
Tja, dann kam auch schon meine zweite Begegnung mit dem Hitzköpfigen Teufel Namens Domen. Wieder begegneten wir uns zwischen den Hütten und wieder hatte er eine wütende Miene aufgelegt.
"Geh mal zur Seite." sagt er wenig freundlich und bleibt kurz vor mir stehen. Verwirrte sehe ich links und rechts neben mich.
"Dir ist schon bewusst das du einfach um mich rum gehen kannst, hier ist genug Platz." Um mein gesagtes zu verdeutlichen breite ich meine Arme aus. Braucht der ne Brille oder so?"Geh einfach aus dem Weg oder soll ich dir meine Ski diesmal wirklich über den Kopf ziehen?" motzt er wieder einmal los. Dieser Kerl hat wirklich Aggressionsprobleme oder irre ich mich da? Übertrieben gehe ich einen großen Schritt zur Seite und weise ihm mit meiner Hand den Weg.
"Bitteschön Prinzessin." sage ich sarkastisch und er geht schnaubend an mir vorbei, nicht ohne mir noch einen finsteren Blick zu zu werfen.Der soll sich mal ein Anti-Stress-Bällchen zulegen oder so. Domen war mit seinem Verhalten offiziell zur unsympathischsten Person hier geworden und ich kannte noch nicht mal ansatzweise ein Drittel der hier herumlungernden Menschen. Mit undeutbarer Miene mache ich mich wieder auf den Weg zum Auslauf und beobachte wie ein Springer nach dem anderen den Hang heruntersegelt.
Ich könnte jetzt irgendwelche Zahlen und Fakten herunterrattern, aber hier einfach mal ein paar Positionen des Endergebnis. Stephan war leider nur 27 geworden, aber ich war einfach nur erleichtert wenn er heil unten ankommt. Alles andere ist nebensächlich für mich. Timi hat es auf Platz 7 geschafft und das hat mich wirklich gefreut. Irgendwie habe ich den Slowenen jetzt schon ins Herz geschlossen, dabei haben wir uns noch nicht wirklich viel miteinander unterhalten.
Während ich so die Endergebnisse durchgeschaut habe, sind mir zwei Sachen aufgefallen. Zum ersten das Domen schon im ersten Durchgang rausgeflogen ist, was mir auch seine schlechte Laune an diesem Tag erklärt. Das Zweite was mir aufgefallen ist, war das Domen wohl einen Bruder hat der auch hier unterwegs ist. Dieser ist allerdings 30. geworden. Das war wohl nicht der erfolgreichste Tag für diese Familie.
An diesem Abend konnte ich überhaupt nicht einschlafen. Ich war richtig müde, aber irgendwie kam ich so gar nicht zur Ruhe und das frustriert mich extrem. Wenn ich nicht schlafe, bin ich am nächsten Tag unausstehlich und das wollte ich weder meinem Bruder noch sonst irgendwem antun. Doch irgendwann fallen mir die Augen dann doch zu, nur leider ist mein Schlaf nicht wirklich erholsam, denn ich träumte tatsächlich von Domen.
Jedoch nicht von einem normalen Domen, nein von einem Domen im Prinzessinnenkleid, welcher mit einem Ski in den Kampf zog. Manchmal zweifle ich echt an meinem Unterbewusstsein und zum Glück verschwindet der Traum schnell aus meinem Gedächtnis, sonst hätte ich Domen vermutlich nie wieder ernst nehmen können.
Das wäre dann auch schon der zweite Teil und fragt bloß nicht was mir am Ende im Kopf rumgespukt ist :D
Vielen Dank für die zahlreichen Rückmeldungen zum ersten Kapitel, das hat mich sehr gefreut <3
Hoffentlich hat euch das Kapitel gefallen und bis zum nächsten Mal :)
WOLKE <3
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Irgendwie anders [Domen Prevc]
FanfictionEmily, die Schwester von Stephan Leyhe begleitet ihren Bruder dieses Jahr während der Skisprungsaison. Mit einem Springer kommt sie so gar nicht klar und so kommt es immer wieder zu hitzigen Situationen zwischen ihnen. Doch nachdem sie ungewollt Zei...