Zurück in Klingenthal

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An diesem Wochenende würde der Weltcup in Klingenthal halt machen, wie er es auch schon im Sommer getan hat. Auch dort war ich dabei gewesen und ich habe tatsächlich gemischte Gefühle über das letzte Mal als ich hier war. Auf der einen Seite war da die lustige Schlammschlacht mit Domen, aber auf der anderen Seite muss ich immer wieder daran denken wie er Abends bei mir vor dem Zimmer stand und sich ohne zu murren bei mir entschuldigt hat. 

Ich konnte mich damals nicht dazu durchringen, aber er war freundlich zu mir. Verdammt, warum konnten wir nicht weiter nett zueinander sein? Das hätte uns oder mir einiges erspart. Wenn wir uns einfach nur zusammengerissen hätten, könnten wir Freunde sein oder? Stattdessen streiten wir uns über unnötige Sachen und ich habe tatsächlich ein Wochenende ausgesetzt, einfach nur weil ich ihm nicht begegnen wollte. 

Mir ist auch noch nicht ganz klar wie ich reagieren werde, wenn ich ihn in den nächsten Tagen zu Gesicht bekomme. Ich wäre gerne wütend auf ihn, weil er so verletzende Sachen gesagt hat, aber eigentlich bin ich auch neugierig warum er so ist. Warum seine Laune oftmals den Tiefpunkt erreicht und auch warum ich dann meist alles abbekomme. 

Natürlich würde ich ihn das niemals fragen, egal wie oft ich das Szenario auch im Kopf durchgehe, ich würde mich niemals trauen offen auf ihn zu zu gehen. Ich werde wohl nie erfahren was in ihm vorgeht und sollte einfach anfangen mich von ihm fern zu halten. Das ist doch die klügste Lösung oder? Wobei, vielleicht ist es auch die einfachste...

In der letzten Woche wo ich nicht beim Springen dabei war, hatte ich ziemlich viel Zeit über die Ereignisse nachzudenken, die mich erst zum fernbleiben bewegt haben. Die schlechte Laune wenn sein Sprung nicht zu seiner Zufriedenheit verlief, die schlechte Laune wenn er beim Teamspringen nicht antreten durfte und seine schlechte Laune wenn er mich mit Timi zusammen gesehen hat. 

Für seine Leistungen bin ich zumindest nicht Schuld, da bin ich mir ziemlich sicher. Wobei, macht er mich dafür verantwortlich und wenn ja warum? Das er schlechte Laune hat, wenn ich meine Zeit mit Timi verbringe, verwirrt mich trotz vieler Grübeleien noch ein wenig, aber eigentlich möchte ich mir auch nicht zu viele Gedanken über das Thema machen.

Wichtig ist doch das ich wieder da bin und bereit bin mit Domen zu reden, also sollte er auf mich zukommen. Wenn er mit mir reden möchte, denke ich das ich bereit bin zu hören was er zu sagen hat. Das kann ich dann aber auch erst in der Situation sagen. Vielleicht bin ich wenn er mir gegenüber steht doch nicht mehr bereit Worte mit ihm zu wechseln. 

Mit Hannah habe ich mich trotz meines Vorsatzes nicht getroffen. Meine Motivation gute Laune vorzuspielen und einen auf heile Welt zu machen war kaum vorhanden und deshalb bin ich auch nicht zu ihren Geburtstag erschienen. Das Gespräch mit ihr kann ich auch nicht ewig vor mir her schieben, aber alles zu seiner Zeit. 

Am heutigen Nachmittag ist die Qualifikation für Sonntag und am Samstag steht ein Teamspringen an. Normalerweise würde ich jetzt wieder im Springerlager unterwegs sein, aber ich habe mich dagegen entschieden. Stattdessen hänge ich schon lange vor Beginn der Quali auf der Tribüne rum und versuche die Zeit irgendwie rum zu bekommen. 

Ja, es ist feige das ich mich hier sozusagen verstecke, aber ich wollte das Aufeinandertreffen mit Domen so lange wie möglich hinauszögern. Sage ich doch, feige. Nach dem Springen würde es sich sowieso nicht mehr vermeiden lassen, das ich ins Springerlager gehe und später ist die Wahrscheinlichkeit viel höher das er schlechte Laune hat als vor dem Springen. 

Vielleicht treffe ich ihn auch gar nicht, man muss niemanden sehen wenn man ihn nicht sehen möchte. Ganz tolle Logik Emi...Ich sollte mich nicht vor einem Treffen fürchten, denn ich habe keinen Grund dazu. Domen war ja nicht handgreiflich oder so, aber Worte sind eben auch verletzend. Trotzdem glaube ich das irgendjemand ihn wachgerüttelt hat oder er selbst zur Vernunft gekommen ist und eingesehen hat, das sein Verhalten nicht in Ordnung war. 

Irgendwie anders [Domen Prevc]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt