Regen, Schlamm und dumme Ideen

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Schon als ich heute Morgen aufgewacht bin, wusste ich das dieser Tag nicht unbedingt zu meiner Zufriedenheit verlaufen würde. Draußen wurde es nicht Mal richtig hell, dazu regnet es ununterbrochen in Strömen und in der Ferne grummelt leiser Donner. Also würde mir ein Nachmittag mit Kälte und Nässe bevorstehen, na super. Aber ich will ja nicht zu viel jammern, denn Skispringen ist schließlich eine Outdoor Sportart, da muss man eben das Wetter akzeptieren was gerade draußen ist.

Den Vormittag verbringen wir recht gemütlich, zwar müssen die Jungs ein paar kleine Lockerungsübungen machen, aber das hält uns nicht davon ab Zeit miteinander zu verbringen und ich kann euch sagen dass das extrem lustig sein kann. Nach dem gemeinsamen Mittagessen machen wir uns dann schließlich auf den Weg zur Schanze, denn es stand noch mindestens ein Probedurchgang auf dem Plan, bevor der Wettkampf dann wirklich beginnen würde.

Auf dem Weg zur Schanze hört man wieder ein Gewitter in der Ferne sein Unwesen treiben, aber wir sind bis jetzt davon verschont geblieben. Stephan sieht mich beim nächsten Donnern besorgt an und ich lege fragend den Kopf schief.
"Was gibst?" frage ich ihn dann interessiert und Stephan sieht ein wenig unsicher aus.

"Geht es dir gut?" fragt er dann und ich bin irritiert. Sehe ich irgendwie krank aus oder so?
"Mir geht es prima. Wieso fragst du." damit beantworte ich seine Frage ehrlich und bin gespannt warum glaubt das es mir nicht gutgehen könnte. Stephan druckst ein wenig rum und sieht von links nach recht, so wie als ob er sich versichern möchte das uns niemand zu genau zuhört.

"Naja es gewittert doch und du fühlst dich doch nicht wirklich wohl bei Gewittern." erklärt er dann warum er sich so sorgt. Allerdings führt das nur dazu das ich prustend anfange zu Lachen. 
"Da war ich sechs Jahre alt Stephan." bringe ich schließlich zwischen meinem Lachen hervor und kann nur innerlich über meinen Bruder den Kopf schütteln. Es ist ja süß das er sich Sorgen um meinen Gemütszustand macht, aber ich habe meine Angst vor Gewittern mittlerweile abgelegt und ich dachte eigentlich dass Stephan das auch weiß.

"Oh." sagt er leicht überrascht und fängt dann auch an zu Lachen. 
"Dann muss ich mir ja keine Sorgen machen das du kreischend wegrennst wenn es hier stärker anfangen sollt zu gewittern." zieht er mich auf und ich weiß gerade nicht ob ich schmollen oder lachen soll. Als Kind bin ich nämlich wirklich immer schreiend weggelaufen wenn es angefangen hat zu Donnern. Dann habe ich mich irgendwo versteckt und bin ,bis es draußen wieder still war, nicht wieder aufgetaucht.

Gerade als ich mich doch verteidigen möchte, sind wir schon angekommen und das allgemeine Gewusel beginnt. Dem einen fehlt ein Handschuh, der andere findet seinen Helm nicht und am Liebsten würden sie alle gleichzeitig mit dem Trainer die letzten Feinheiten absprechen. Alles in allem war das hier auch nur ein Kindergarten für große Jungs, denke ich mir schmunzelnd und versuche da zu helfen wo ich kann. 

Den Probedurchgang verbringe ich noch in der Nähe des Auslaufs und mache mich ein wenig nützlich. Dann geht es auf einmal ziemlich fix und der Wettkampf steht kurz bevor. Schnell habe ich jedem der Jungs noch viel Glück gewünscht und bin dann schon in Richtung der Tribüne geschlendert. Dieses Mal habe ich mir tatsächlich eine Notiz mit einer Beschreibung des Weges gemacht, falls ich mich nachher wieder nicht zurechtfinden würde.

Ohne groß zu suchen, habe ich einen passablen Platz gefunden und jetzt heißt es warten. Sowohl auf den Beginn des Wettkampfes, als auch auf mit bekannte Springer. Der Wettkampf tröpfelt vor sich hin und das meine ich Wortwörtlich. Es tropft vom Himmel, ununterbrochen, mal stärker und mal schwächer. Zwischendurch habe ich mir einen heißen Kakao besorgt, damit ich nicht gänzlich zum Eisklotz werden würde und dieser half für eine gewisse Zeit tatsächlich mich zu wärmen.

Der Wettkampf neigt sich zum Glück langsam dem Ende zu und der mittlerweile unerträglich Regen wurde einfach nicht weniger. Stephan belegt den 22. Platz und mal wieder muss ich mich jetzt auf die Suche nach ihm oder sonst jemandem aus dem deutschen Team machen, wenn ich irgendwann ins Hotel zurück wollte. So langsam vergeht mir die Lust hier an der Schanze zu sein und das mir mittlerweile eiskalt ist, macht die Situation nicht unbedingt besser. Ich möchte zurück in mein warmes, vor allem trockenes Zimmer und mich in einer heißen Badewanne aufwärmen und ausruhen. Außerdem habe ich eher weniger Lust krank zu werden, aber irgendwie habe ich das Gefühl dass sich das nicht vermeiden lässt so durchnässt wie ich bin.

Irgendwie anders [Domen Prevc]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt