Neues Land, neuer Kontinent und dennoch steht wieder eine ganz bestimmte Sache auf dem Plan: Skispringen. Sapporo steht dieses Wochenende im Kalender und so bin auch ich nach Japan gereist. Die Qualifikation hat gestern stattgefunden und nun stehen die ersten Wettkampfsprünge bevor. Gerade laufe ich noch ein wenig durchs Springerlager, bis ich ein bekanntes Gesicht erblicke.
"Hallo Cene." Begrüße ich den mittleren Prevc Sohn mit einem Lächeln. Dieser unterstützt weiterhin das Team der Slowenen und empfiehlt sich für einen festen Startplatz im A-Team.
"Emi! Na, darf ich dich offiziell in der Familie begrüßen?" Cene trägt ein neckisches Grinsen auf den Lippen und ich kann es nicht verhindern ein bisschen rot zu werden. "Naja." Versuche ich mich an irgendwelchen Worten, weiß aber nicht wirklich, was ich auf seine Aussage antworten soll. Ich weiß nicht, wie viel Cene weiß, auch wenn er sicherlich gemerkt hat, dass Domen und ich so viel Zeit wie möglich miteinander verbringen.
"Ach komm, mir war klar, dass ihr zwei füreinander bestimmt seid, seit wir zwei uns zum ersten Mal getroffen haben und Domen dich direkt umsorgt hat." Cene lächelt noch immer und ich weiß direkt was er meint. Als Cene und ich uns kennengelernt haben, war ich krank und bin gerade zum ersten Mal wieder durchs Springerlager gelaufen. Domen hat sich direkt besorgt darum gekümmert das meine Mütze richtig über den Ohren liegt und das ich nicht noch kränker werde, als ich es sowieso schon war.
"Du hast ja auch nicht die Vorgeschichte mitbekommen." Damit versuche ich mich rauszureden das Domen und ich von Anfang an füreinander bestimmt waren. Die vielen Streitereien hat Cene nicht mitbekommen, sondern uns in einer Phase getroffen, wo die Schmetterlinge schon kräftig am Flattern waren.
"Cene, belästigst du wieder meine Freundin?" Natürlich ist es Domen, der die lockere Unterhaltung zwischen mir und seinem Bruder unterbricht, aber ich will mich nicht beschweren und kuschele mich einfach gegen Domen, welcher einen Arm um mich gelegt hat.
"Darf ich mich nicht mit ihr unterhalten?" Fragt Cene, hebt die Augenbraue und wenn er dabei versucht bedrohlich auszusehen, scheitert er kläglich. Cene kann einfach nicht böse gucken, etwas, was die anderen Prevc Brüder im Schlaf können.
"Kommt drauf an über was." Domen reckt das Kinn ein wenig hoch und ich unterdrücke ein Lachen. Irgendwie amüsiert mich diese Situation gerade so sehr und ich weiß nicht wieso. Es macht mich einfach nur glücklich so unbeschwert zu sein.
"Ich wollte ihr gerade von all den Dingen erzählen die du früher so angestellt hast und wenn wir schon dabei sind die peinlichen Fotos zeigen, die ich extra noch abfotografiert habe." Cene zückt sein Handy und ich kann das Entsetzen in Domens Augen sehen, während sich in mir die Neugierde breitmacht. Peinliche Kinderfotos von Domen? Die muss ich unbedingt sehen.
"Du entschuldigst mich? Ich muss kurz meinen Bruder umbringen gehen." Wendet sich Domen nun an mich, drückt mir einen schnellen Kuss auf die Wange und hetzt Cene hinterher, der vorsorglich schon einmal losgerannt ist. Laut lache ich auf und verfolge die beiden noch mit meinem Blick, bis sie um die nächste Ecke verschwinden. Diese Interaktion hat mich mit Freude erfüllt und so laufe ich, noch immer mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, zu meinem Bruder, damit ich ihm viel Erfolg wünschen kann.
Nachdem ich meine Aufgabe als nette Schwester beendet und Stephan noch eine Glücksumarmung geschenkt habe, mache ich mich auf den Weg zu meinem Platz, damit ich wieder alle Athleten dabei beobachten kann, wie sie den Hang mal mehr, mal weniger weit hinuntersegeln. Die Daumen sind dabei stehts gedrückt und heute geht der Wettkampf wirklich ungewöhnlich schnell von statten.
Das Springen ist schließlich beendet und ich könnte kaum glücklicher sein, denn sowohl mein Bruder, als auch mein Freund haben eine super Leistung gezeigt. Während Domen sich auf Rang vier platziert hat, reiht sich Stephan gleich dahinter auf der Nummer fünf ein. Solche Ergebnisse würde ich gerne öfter sehen und ich weiß genau das sich beide Jungs über dieses Resultat freuen.
Domen läuft mir als erstes über den Weg, sieht allerdings nicht so euphorisch aus, wie ich ihn gerne sehen würde. Dennoch lege ich meine Arme um ihm, murmele ihm ein "Bin stolz auch dich" zu, bevor ich mich ein wenig zurückziehe, damit ich ihn ansehen kann.
"Freu dich!" Fordere ich ihn auf, und zwicke ihn leicht in die Seite, was ihn zusammenzucken lässt. "Ich freu mich doch." Schmollt Domen und zieht die Stirn ein wenig kraus.
"Dann guck ein bisschen zufriedener." Damit weise ich ihn auf seine verkniffene Miene hin und deute auf seine neutralen Mundwinkel. "Schon besser." Lobe ich ihn und recke mich ein wenig hoch, um ihm einen kleinen Kuss zu geben, als sich seine Mundwinkel anheben.
"Ich bin wirklich zufrieden, versprochen." Domen legt seinen Arm um mich und brummt diese Worte nur ganz leise, eine private Unterhaltung eben. Das sein Atem auf meiner Haut dabei eine Gänsehaut auslöst, ignoriere ich mehr oder weniger gekonnt.
"Dann habe ich nichts gesagt." Ich zucke mit den Schultern, um diese Aussage zu unterstreichen. Wenn Domen wirklich glücklich mit seinem Ergebnis ist, freue ich mich noch viel mehr, als ich es sowieso schon tun würde.
"Sehe ich dich heute Abend?" Fragt Domen mich noch, als es Zeit ist uns zu trennen und spielt damit auf den Fakt an, das er gerne Abends über den Flur zu mir schleicht, also wenn wir im gleichen Hotel nächtigen.
"Wenn du vorbeikommst, gerne." Lächele ich nur und Domen nickt zustimmend. "Dann bis später." Murmelt er noch, haucht mir einen Kuss auf den Mundwinkel und verschwindet zu seinem Team.
Es ist schon spät, als sacht an meiner Tür klopft, dennoch erhebe ich mich schnell und lasse Domen hinein, schließlich soll ihn niemand auf dem Flur erwischen. Klar, denkt sich der ein oder andere seinen Teil, aber es muss ja nicht jeder wissen, dass wir uns ein Zimmer teilen. Domen schleicht sich oft zu mir, einfach damit wir noch ein bisschen gemeinsame Zeit miteinander verbringen können, auch wenn wir meistens ziemlich schnell einschlafen.
Er ist meistens erschöpft vom Tag und ich lasse mich von seiner Wärme und Nähe einlullen. Wir kuscheln uns schnell unter die Bettdecke, tauschen noch den ein oder anderen Kuss aus und dösen dann nach und nach ein.
"Emi?" Domens Stimme reißt mich aus meinen Gedanken und auch wenn ich schon unglaublich müde bin, versuche ich ihm meine Aufmerksamkeit zu schenken. "Hm?" Brumme ich zunächst nur leise, rolle mich dann aber ein wenig von ihm hinunter, damit ich ihn ansehen kann.
"Wenn wir nächstes Wochenende in Willingen sind, schläfst du dann bei deinen Eltern?" Fragt mich Domen, dem bewusst ist das der Skisprungzirkus als nächstes in meiner Heimat Halt machen wird.
"Ja, es muss nicht extra ein Zimmer für mich gebucht werden, wenn ich in meinem eigenen Bett schlafen kann." Bestätige ich seine Frage, denn es währe wirklich unnötig, wenn in Willingen extra ein Zimmer für mich bezahlt wird, obwohl ich nur wenige Minuten von der Schanze entfernt ebenfalls und dafür kostenlos unterkommen kann.
"Sehen wir uns trotzdem?" Domen legt den Kopf leicht schief, während seine Finger noch immer kleine Kreise auf meinem Rücken ziehen.
"Klar, Stephans Heimspringen lasse ich mir doch nicht entgehen." Ich klinge euphorisch, wenn ich nur daran denke wie die Erfahrung beim nächsten Wettkampf sein wird. Stephan als lokaler Vertreter wird viele Leute an die Schanze locken und ich freue mich jetzt schon die Begeisterung in allen Gesichtern zu sehen.
"Hoffentlich freust du dich bei meinem Heimspringen auch so." Jetzt lächelt auch Domen, scheint meinen Enthusiasmus zu mögen und ich kann gar nicht anders, als seine Frage zu bejahen.
"Natürlich, Planica wird sicherlich eine tolle Erfahrung." Immer wieder hört man großartige Geschichten aus Planica. Dinge vom Saisonabschluss, wenn die Anspannung von jedem abfällt und die Athleten einfach nur normale Menschen sein können.
"Und dann zeige ich dir ein bisschen von wo ich herkomme." Beschließt Domen mit einem lächeln und auch meine Mundwinkel bewegen sich nach oben.
"Ich freue mich schon drauf." Und das ist die Wahrheit, denn nach dem Saisonabschluss wird er ein wenig Freizeit haben und wie könnten wir diese besser nutzen als eine Menge Zeit miteinander zu verbringen und hoffentlich noch näher zusammenzuwachsen?
Ich möchte nicht das diese Saison beendet wird :( Einfach, weil es für mich noch nicht so anfühlt, als sei eine gesamte Saison vorbei...Außerdem finde ich es immer deprimieren, wenn Springer zurücktreten. Hallo? Ihr könnt doch nicht einfach aufhören?
Wir lesen uns ✌🏻
WOLKE
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Irgendwie anders [Domen Prevc]
FanfictionEmily, die Schwester von Stephan Leyhe begleitet ihren Bruder dieses Jahr während der Skisprungsaison. Mit einem Springer kommt sie so gar nicht klar und so kommt es immer wieder zu hitzigen Situationen zwischen ihnen. Doch nachdem sie ungewollt Zei...