Der Weltcup beginnt

240 18 24
                                    

Weltcupauftakt in Wisla und wer stirbt gerade an seinen Unterleibsschmerzen? Ach ja, ich! So hatte ich mir den ersten Abend hier nicht vorgestellt. Meine Haltung war stehts ein wenig zusammengesunken und egal in welcher Position ich sitze, stehe oder liege, meine Schmerzen gehen nicht mal ansatzweise weg. Außerdem ist mir einfach nur schlecht und dabei habe ich doch so Lust auf etwas zu essen. Also alles in allem ist meine Laune definitiv steigerungsfähig.

Mir ging es schon lange nicht mehr so dreckig und ich weiß jetzt schon das ich an diesem Wochenende wegen irgendwas unnötigem weinen werde. Mein Nervenkostüm ist in diesen Tagen besonders dünn und deshalb tun mir die Leute die meine Launen abbekommen jetzt schon leid. Natürlich könnte es auch passieren das meine Laune ins positive um schwingt, aber dann müssen meine Mitmenschen schon echt nett zu mir sein.

Noch geht es hier im Springerlager recht wuselig zu, aber bald würde die Qualifikation beginnen und dann wäre es hier um einiges leerer. Ich sitze mit eingefrorener Miene vorm Container der deutschen Mannschaft und beobachte sie bei ihrem Volleyballspiel. Normalerweise würde ich mit ihnen mitspielen, aber gerade wollte ich keinerlei Bewegung ausführen. Stephan hat mich heute Nachmittag nur wissend angesehen und kaum das wir hier angekommen sind, hat er mir auch schon eine kuschelige Decke gebracht. Wenn ich meine Tage habe ist mir oft plötzlich kalt und dann ist so eine Decke schon eine gute Sache.

Außerdem halte ich einen warmen Becher mit Kakao in den Händen, bin also bestens versorgt. Wobei, wenn ich eine Wärmflasche hätte, würde es mir vermutlich gleich noch ein wenig besser gehen, aber man kann ja nicht alles haben. Mehr oder weniger interessiert lasse ich meinen Blick über die anderen Nationen schweifen und beobachte sie bei ihrem Aufwärmprogramm.

Die einen spielen Fußballtennis, andere führen gerade schmerzhaft aussehende Dehnübungen durch. Leicht verziehe ich das Gesicht als ich daran denke wie viel Schmerz die Übung einem Normalsterblichem ohne Gummi in den Muskeln bereiten würde und wende meinen Blick wieder ab von ihnen ab. Als nächster fällt mir Timi in mein Sichtfeld, welcher meinen Blickkontakt erwidert und mir dann fröhlich Grinsend zuwinkt, schmunzelnd hebe ich auch meine Hand und winke sacht zurück. 

Nach dieser stummen Begrüßung fühle ich mich leicht beobachtet und versuche heraus zu finden, wer mich da so anstarrt. Recht schnell fällt mein Blick auf Domen, welcher mich mit undurchdringlicher Miene mustert. Es dauert eine ganze Weile bis Domen merkt das er beim starren erwischt wurde und er zuckt merklich zusammen als er meine hochgezogene Augenbraue bemerkt. Während er versucht beschäftigt auszusehen, verdrehe ich die Augen ein wenig mit einem kleinen Schmunzeln auf den Lippen, was auch immer das gerade sollte. 

Desinteressiert schließe ich meine Augen und kuschle mich ein wenig tiefer in meine Decke. So lässt es sich leben, denke ich mir und seufze beinahe tonlos. Jedoch hält meine Ruhe nicht lange an, denn nach wenigen Herzschlägen werde ich mit etwas abgeworfen. Ich öffne meine Augen einen winzigen Spalt und entdecke einen Handschuh in meinem Schoß. Mit noch immer kleinen Augen schaue ich einmal durch die Runde und blicke natürlich nur in unschuldige Gesichter. Bis auf Constantin, der grinst mir nur frech entgegen. 

Ich fixiere ihn mit einem halbwegs bösem Blick und grummele ein leises "Was soll das denn?" in seine Richtung, woraufhin er nur eine Schmolllippe zieht.
"Du sollst uns anfeuern und nicht schlafen." jammert er zurück.
"Kleines Kind." sage ich nur und werfe ihm seinen Handschuh an den Kopf, was zu allgemeinem Gelächter führt. Als das letzte Kichern verstummt ist, erhebe ich mich von meinem Platz und wickle mir die Decke eine wenig fester um meine Schultern. 

"Ich verschwinde dann mal auf die Tribüne und wehe ihr kommt nicht alle heil unten an." drohe ich ihnen noch gespielt mit erhobenem Zeigefinger. Ein artiges Nicken von Constantin und schon bin ich mit einem Lächeln auf den Lippen verschwunden. Ich verbringe gerne Zeit mit dem Team, denn da gibt es eigentlich immer etwas zu Lachen. Natürlich kann man auch über ernste Themen sprechen, aber meistens herrscht bei ihnen die gute Laune. 

Irgendwie anders [Domen Prevc]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt