Aufzüge und ihre Tücken

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Das Teamspringen am heutigen Samstag verlief definitiv nicht zufriedenstellend für die Jungs, denn Platz sechs ist weit von ihren eigenen und auch den Ansprüchen aller anderen entfernt. Dementsprechend schweigsam verläuft auch unser gemeinsames Abendessen, aber diese Stille stört mich nicht wirklich, denn so kann ich ein wenig in meinen eigenen Gedanken verweilen und verpasse nichts was am Tisch vor sich geht.

Die Müdigkeit ist dem ein oder anderem deutlich ins Gesicht geschrieben, aber leider ist ihnen noch keine Entspannung gegönnt, denn eine kurze Besprechung des heutigen Tages würde für die Jungs noch anstehen, bevor sie sich endgültig zurückziehen können. Ich hingegen würde mich jetzt schon auf den Weg in mein Zimmer machen, denn ein Tag an der frischen Luft macht auch ohne zusätzliche Bewegung müde.

Im Aufzug lehne ich mit einem leisen Seufzen gegen die Wand und schließe meine trockenen Augen für einen Moment. Kurz bevor sich die Türen geschlossen haben, ist noch eine Person in den Aufzug eingestiegen und als ich die Augen einen kleinen Spalt öffne erkenne ich Domen. Vielleicht könnten wir jetzt unser Gespräch von gestern zu Ende führen. Wobei ich weiß nicht wie ich ihn darauf ansprechen soll und auch er sieht nicht danach aus als ob er reden möchte. Er knetet seine Hände ein wenig, aber da wende ich meinen Blick schon von ihm ab und beobachte stattdessen die wechselnden Zahlen auf der Anzeige.

1.

2.

3.

Und als wir eigentlich in die vierte und damit unsere Etage gelangen sollten, bleibt der Aufzug mit einem Ruckeln stehen und das Licht flackert ein paar Mal. Mit gerunzelter Stirn warte ich einen Moment, doch dann wird mir bewusst das der Aufzug wohl stecken geblieben ist. 
"So ein Mist!" fluche ich leise und betätige den Notrufknopf. Dieser zeigt aber keinerlei Reaktion. Kein Leuchten, kein Geräusch aus der Gegensprechanlage, gar nichts. Ein Blick nach oben zeigt das dieser Aufzug  keine Luke hast, aus der wir jetzt hätten raus klettern können. 

Frustriert drücke ich noch einmal auf den kleinen Notrufknopf, aber ,wie eben auch, passiert nichts. Es leuchtet weder ein kleines Licht auf, noch kommt eine Stimme aus dem Lautsprecher. Resigniert drehe ich mich um und erwarte schon eine Schimpftirade von Domen, aber da kommt nichts. Verwundert beobachte ich wie er Leichenblass gegen die Aufzugwand lehnt und sich dort hinunterrutschen lässt. Seine Hände zittern wie verrückt, auf seiner Stirn erscheinen kleine Schweißperlen und seine Augen hat er zusammengekniffen. 

"Domen?" meine Stimme hat einen fragenden Unterton angenommen, aber er reagiert nicht auf mich. Zunächst kann ich mir nicht wirklich erklären warum er sich gerade so verhält, aber dann sehe ich ihn mir noch einmal genauer an. Die jetzt leicht aufgerissenen Augen, seine zitternden Finger, die er verkrampft in seine Hose krallt und wie ihm das Atmen deutlich schwerer fällt als es sollte. Er scheint Angst zu haben, irgendwas an dieser Situation scheint ihn in diesen apathischen Zustand zu versetzen und das macht mich nervös. Was ist wenn er jetzt gleich eine Panikattacke haben würde? Ich weiß nämlich nicht wie ich damit umgehen soll. Ich hatte zwar das ein oder andere über solche Attacke gehört, aber wie man sich da richtig verhält, lernt man ja nirgendwo.

Also rutsche ich vorsichtig näher an ihn heran, halte aber genug Abstand, sodass unsere Körper sich nicht berühren. Jemanden der kurz vor einer Panikattacke steht oder sich in einer befindet, soll man wenn möglich nicht anfassen, denn sie haben oft keine richtige Kontrolle über ihren Körper. Zumindest das wusste ich. Domen brabbelt leise, unverständliche Worte vor sich hin und das Zittern ist wenn möglich sogar noch schlimmer geworden. Das Bild was sich mir hier bietet ist das komplette Gegenteil was ich bis jetzt von dem jungen Mann kannte. Er war bis jetzt immer der Starke und Unnahbare, aber gerade war er nicht mehr als ein Häufchen Elend.

Irgendwie anders [Domen Prevc]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt