Samstag in Willingen und endlich steht der erste Wettkampfstag an. Die abgesagte Qualifikation von Freitag wurde schon nachgeholt und schon jetzt schwebe ich auf einer Glückswolke. Stephan hat mit einem klasse Sprung die Qualifikation vor Stefan Kraft und Timi gewonnen und kann nun mit Zuversicht in den bevorstehenden Wettbewerb starten.
Heute werde ich mich eher weniger im Springerlager rumtreiben, da ich mit meinen Eltern gemeinsam das Springen von der Tribüne aus verfolgen werde. Allerdings lasse ich mir es nicht nehmen noch einen Abstecher zu Stephan zu machen und ihm viel Glück zu wünschen.
Es ist voll, nicht nur im Zuschauerbereich, sondern auch im Springerlager und dennoch schaffe ich es mich mehr oder weniger souverän durch die Menge zu schlängeln. Nach einigen Minuten entdecke ich auch schon mein Endziel und laufe auf meinen Bruder zu.
Dieser sieht, anders als kurz nach der Qualifikation nicht glücklich, sondern eher fertig mit den Nerven aus. Statt beflügelt für die anstehenden Sprünge zu sein, scheint er gerade lieber überall als hier zu sein.
"Du siehst aufgeregt aus." Spreche ich ihn an und scheine ihn ein wenig aus seinen Gedanken zu reißen, denn er sieht mich zunächst nur ein wenig verwirrt an. "Hm?"
"Komm, es ist ein Springen, wie jedes Wochenende auch." Versuche ich seine Gedanken darauf zu leiten, dass er so gut wie jedes Wochenende von den verschiedensten Schanzen springt und dabei mittlerweile auch nicht jedes Mal aufs Neue seine Nerven blank liegen.
"Es ist mein Heimspringen, das ist was anderes." Brummelt Stephan leise, denkt nur an den Druck, welcher der ein oder andere Journalist oder auch Fan auf ihn ausübt, nur weil das hier ein Springen an seiner Heimschanze ist.
"Vielleicht, aber eigentlich sehe ich hier nur den positiven Effekt, der dich beflügelt, genau wie das tolle Ergebnis aus der Qualifikation." Klar kann der Druck zu Hause größer sein, aber mit dieser Menge an Fans, die sich einfach nur freuen Stephan und die anderen Jungs Springen zu sehen können auch einen durchaus positiven Effekt haben. Außerdem sollte der erste Platz in der Qualifikation Stephan doch ein wenig Selbstbewusstsein geben.
"Ich hoffe es." Seufzt Stephan und bekommt es hin das ein kleines Lächeln auf seinen Lippen sichtbar ist. So gefällt er mir doch schon viel besser!
"Ich bin auch stolz auf dich, wenn du Letzter wirst." Verspreche ich ihm, bevor sich ein freches Grinsen auf mein Gesicht schleicht.
"Wobei, dann leugne ich eventuell, dass ich deine Schwester bin." Lachend weiche ich Stephan aus, der mir mit einem breiten Grinsen in die Seite zwicken möchte.
"Sei nicht so frech." Ermahnt er mich noch und damit sehe ich meine Mission ihn zu beruhigen und aufzufordern als erledigt an. Dann kann ich jetzt ja zurück zu meinen Eltern gehen.
"Viel Erfolg." Wünsche ich nochmal in die Runde, auch wenn meine Daumen heute am meisten für Stephan gedrückt sind. Der Weg zurück auf die Tribüne geht schneller als davon runterzukommen und ich werde dort auch schon erwartet.
"Da bist du ja." Kommentiert meine Mutter mein Erscheinen, auch wenn ich gar nicht so lange weg war. Also glaube ich. Im Springerlager vergesse ich gerne mal meine Zeit und bemerke gar nicht wie viel von ihr schon verstrichen ist.
"Ich habe noch schnell Stephan viel Glück gewünscht." Erkläre ich, wohin ich verschwunden bin, und bekommen ein freundliches Lächeln geschenkt. Ich glaube meinen Eltern gefällt es, wenn sich ihre Kinder so gut verstehen.
"Lernen wir heute dann den jungen Mann kennen, mit dem du dir letzte Nacht das Bett geteilt hast?" Meldet sich nun mein Vater zu Wort und ich bekomme ganz rote Ohren. "Papa!" Beschwere ich mich und schaue fix nach links und rechts, in der Hoffnung das nicht zu viele neugierige Ohren unserer Unterhaltung lauschen.
DU LIEST GERADE
Irgendwie anders [Domen Prevc]
FanfictionEmily, die Schwester von Stephan Leyhe begleitet ihren Bruder dieses Jahr während der Skisprungsaison. Mit einem Springer kommt sie so gar nicht klar und so kommt es immer wieder zu hitzigen Situationen zwischen ihnen. Doch nachdem sie ungewollt Zei...