Zurück in Zakopane

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Wer auch immer die Idee hatte eine Qualifikation erst am Abend durchzuführen, wenn alles schon dunkel und die Schanze nur durch Flutlicht erhellt ist, hat dabei sicherlich nicht an die Nachteile gedacht. Die Luft ist schon kälter als sowieso schon, denn ohne die zarten Wintersonnenstrahlen ist es unmöglich sich warm zu fühlen. Dann noch die Tatsache das nach der Qualifikation der Tag für die Springer keineswegs zu Ende ist. Da ist noch die Fahrt zurück zum Hotel, das Vorbereiten des Materials für das morgige Springen und die Besprechung mit dem Trainer. Nicht zu vergessen das Abendessen und die eventuelle Regeneration, welche ein wichtiger Bestandteil eines Sportlerlebens ist. Natürlich ist für die Fans eine spätere Qualifikation am Freitag ein Segen, denn so können sie auch noch nach der Arbeit ihren Lieblingssport schauen.

Letztendlich ist es auch egal, denn jetzt stehe ich schon umhüllt von der Dunkelheit in Zakopane und warte, dass die deutschen Springer in die Puschen kommen. Wie lange kann es eigentlich dauern, sich umzuziehen und seine Tasche zu packen? Frierend reibe ich meine Hände und puste ein wenig warme Luft hinein, was allerdings nur für einen Moment Linderung verschafft. Außerdem bin ich ziemlich müder und wenn ich müde bin, fühlt sich die Kälte grundsätzlich nur noch schlimmer an. Das Gähnen kann ich mittlerweile nicht mehr unterdrücken und so starre ich förmlich Löcher in die Tür, hinter welcher sich das Team befindet.

"Was hat dir die Tür getan das du versuchst sie mit deinen Blicken zu erdolchen?" Die vertraute Stimme hinter mir sorgt dafür das ich nicht zusammenzucke als sich Arme um mich herum legen und mich gegen einen anderen Körper ziehen. Automatisch wandern meine Hände zu seinen und mein Kopf legt sich entspannt gegen seine Brust.

"Weil die Leute dahinter Jahre zum Umziehen brauchen. Die sind schlimmer als so ein paar pubertierende Teenager." Brummele ich leise und höre Domen lachen. Ihm ist durchaus bewusst das ich diese schmollende Stimme nur aufgesetzt habe, weil ich müde bin und keinerlei Lust habe mir weiter die Füße in den Bauch zu stehen.

"Willst du etwas hören, was dich garantiert aufmuntert?" Fragt Domen und ich drehe mich mit einem gespannten Ausdruck um. "Definitiv." Bestätige ich seine Frage noch und sehe ihn abwartend an.

"Ich darf morgen mit den anderen im Team springen." Verkündet er stolz und augenblicklich stiehlt sich ein Strahlen auf meine Lippen, welches Domens Gesichtsausdruck keineswegs nachsteht. Glücklich lege ich meine Arme um ihn und ziehe ihn in eine feste Umarmung. Für ein Teamspringen nominiert zu werden zeigt immer dass der Trainer mit den Leistungen zufrieden ist und Domen braucht diese Bestätigung nun einmal.

"Ich bin stolz auf dich." murmele ich ganz leise Worte, die nur für ihn bestimmt sind und füge dann noch ein wenig lauter hinzu. "Dann feuere ich morgen wohl Slowenien an." Domen grinst ganz breit, doch bevor er etwas sagen kann, meldet sich hinter mir eine Stimme.

"Pff, keinerlei Nationalsinn." Beschwert sich Eisei und ich drehe mich ein weiteres Mal um, nur um festzustellen, dass die Jungs endlich fertig sind und nun nach und nach ihren Raum verlassen. Dabei hat Markus wohl meine letzte Bemerkung aufgeschnappt und musste diese gleich kommentieren.

"Ich habe zwei Daumen." Lache ich und halte unterstützend beide Hände hoch. Ich kann durchaus für zwei Teams die Daumen drücken und auch wenn mir die deutschen Jungs mehr am Herzen liegen, werde ich mich auch über gute Leistungen der Slowenen, aber besonders von Domen, freuen.

"Ich muss los." Meldet sich Domen nach einem Blick auf sein Team und wendet so meine Aufmerksamkeit wieder zu ihm um.

"Sehen wir uns morgen zum Frühstück." Frage ich ihn, denn ein Treffen am heutigen Abend wird wohl eher nicht möglich sein und so möchte ihn zumindest beim Frühstück ein wenig für mich haben. "Definitiv." Bestätigt Domen, beugt sich zu mir und haucht mir einen zarten Kuss auf die Lippen, welcher mein Herz zum Flattern bringt und meine Mundwinkel nach oben bewegt. Verliebt sein fühlt sich einfach wunderschön an.

Irgendwie anders [Domen Prevc]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt