jk horny sleep

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Tae und ich hatten noch lange am Balkon geplaudert. So lange, dass sein Licht in der Wohnung das einzige war, das in der Straße noch brannte. Mal wieder strich in den Schlaf, um mit Tae zu reden. Die Zeit war eben wertvoll, ich wollte sie gut nützen. 

Was wir alles für Gesprächsthemen hatten, konnte ich hier gar nicht aufführen. Über Reisen, Hobbys, Träume, Essen, Uni und so viel mehr. Es war lustig, dass wir in einer Sekunde über unsere politischen Anschauungen diskutierten und in der nächsten schon ganz aufgeregt über die verschiedenen Falttechniken von Klopapier debattierten. Gefaltet superior, Kinder. 

Als wir irgendwann wieder in die Wohnung gingen, zeigte mein Handy Viertel vier in der Früh an, was mir ziemlich unwahrscheinlich vorkam, da ich doch um circa halb zehn gekommen war. Als ob wir fast fünf Stunden da draußen gelabert hatten. Nein nein, da ging doch eher meine Handyuhr falsch, oder?

"Möchtest du hier schlafen?", fragte Tae mich, als er gerade am Tisch stand und etwas Ordnung machte, da die Becher und Töpfe noch ziemlich chaotisch herumstanden. 

"Ja, wär cool. Musst du morgen an die Akademie?"

"Yes, um neun. Und du?"

"Ich muss schon um acht. Aber ich hab meine Sachen mitgenommen"

"Klug, klug. Und wegen Schlafplatz, also mein Bett ist groß genug für zwei, du kannst aber auch die Couch nehmen. Oder zu Val ins Bett, wenn sie es erlaubt"

"Haha, na ich bleib bei dir, okay?"

"Sicher"

Ohne groß nachzudenken hatte ich mich für sein Bett entschieden, was für mich eben am naheliegendsten war. Erstens, weil er hier auch schlief obviously, und zweitens weil ein Bett bequemer war als eine Couch. In den meisten Fällen. 

Tae und ich machten uns also fertig zum Schlafen, putzen brav die Zähne und gingen pinkeln nacheinander. Natürlich bei aufgeklappter Klobrille, hier wohnte ja auch noch eine Dame. 

Danach begaben wir uns wieder in sein Schlafzimmer. Schlau genug für einen Pyjama war ich nicht gewesen, aber zum Glück trug ich ja eine Jogginghose. Mein Shirt fetzte ich einfach irgendwohin und setzte mich dann aufs Bett. 

"Hast du keinen Pyjama?", erkundigte Tae sich, als er gerade noch einmal seine Faltenstudien musterte. 

"Nö, ich penn einfach so"

"Kannst auch was von mir haben", meinte er und ging rüber zum Kasten, von dem er eine schwere Schublade öffnete, "Da, das passt dir fix"

Und schon schleuderte er mir einen dunkelgelben Sweater entgegen, dem an der Brust ein kleiner Bär angenäht war. Wie süß. Ihm dankend streifte ich mir das Kleidungsstück über. War fix besser so, war ja immerhin schon November, nicht dass ich mich noch verkühlte.

Fertig angekleidet schrieb ich noch ein paar Nachrichten am Handy, während Tae seinen Pyjama hinter seinem Kopfpolster hervorholte. Nachdem ich das zu Notiz genommen hatte, wandte ich mich wieder gähnend an mein Handy. Immer noch so eine verrückte Uhrzeit...

Nachdem ich Hannah per Whatsapp geantwortet hatte, warf ich einen kurzen Seitenblick zu Tae hinüber. Anscheinend war ich gerade richtig gekommen, um die Strip Show mit anzusehen. Mit dem Rücken zu mir gekehrt stand er aufrecht da und zog sich gerade seinen dicken Pullover aus. Durch die Bewegung sah ich, wie seine Schulterblätter arbeiteten und die Rückenmuskulatur sich anspannte. Gebannt hielt ich ihn weiterhin fixiert, ließ meine Augen auf seiner karamellfarbenen Haut ruhen. Wie schmal sein Brustkorb auch einfach war. Fuck, ich wollte schon wieder angreifen. 

Doch irgendwie hing Miri mir noch immer im Gewissen, also ließ ich ab von seinem schönen Anblick und tupfte weiter am Handy herum. Ich versuchte mich nicht ablenken zu lassen, als Taehyung ein schlichtes weißes Shirt anzog und seine Stoffhose gegen eine bequemere Schlafhose tauschte. Fokus, Jeongguk, Fokus. Es mochte vielleicht halb vier in der Früh sein, aber deinen übergeschnappten Hormonen würdest du hier nicht freien Lauf lassen. 

Hm, aber warum eigentlich nicht? Hatte ich wirklich so ein schlechtes Gewissen wegen Miri? Oder hatte ich Angst? Vielleicht war dieses Schwulding ja doch nichts für mich, war immerhin auch möglich. Ich wollte mich selbst nicht zurückhalten, aber jetzt in diesem Moment schien ich anscheinend noch nicht bereit dafür zu sein. 

Wie dem auch sei, jetzt war eh Schlafenszeit, also konnte ich diese struggles mal für ein paar Stunden vergessen. Tae setzte sich neben mir aufs weich gefederte Bett und drehte das Nachtlämpchen ab. Nur mehr das ausgeblichene Licht der Straßenlaternen erhellte den Raum, in der Ferne hupte jemand. 

"Ich hab nur eine Decke", sprach Tae in die Dunkelheit hinein. 

"Ist okay für mich"

Er lockerte die Decke auf, während ich mich hinlegte. Wir würden anscheinend wirklich unter derselben Bettdecke schlafen, auf demselben Bett, in demselben Raum. Verrückt, oder? Ich jedenfalls empfand die Situation mehr als nur surreal, als Tae sich zu mir legte und die Decke über unseren Körpern ausbreitete. Zwischen uns war immer noch ein bisschen Platz, aber es war nicht genug, als dass diese Szene nicht als intim beschrieben hätte werden können. Bruh, vielleicht wär die Couch doch gescheiter gewesen.

"Ich hab meinen Wecker für halb acht gestellt. Soll ich dich schlafen lassen?", fragte ich und starrte an die Decke. Jetzt hatte ich ihn gar nicht nochmal wegen der Worte an seiner Wand gefragt. Hm, aber jetzt würde ich auch nur wieder einpennen, das musste wohl warten.

"Ja, wär nice. Ich hab eh auch einen Wecker"

"Okay, dann schau ich, dass ich leise bin"

"Ja"

Tae ruderte ein bisschen herum, suchte eine angenehmere Position und blieb dann wieder still liegen. Seine Brust ging flach und die wuscheligen Haare türmten sich am Polster. 

"Schlaf gut", sprach ich, während ich ihn weiterhin ansah. 

"Du auch, gute Nacht"

Dann hüllten wir uns in Erwartung an den Schlaf in Schweigen. Amkward war die Situation bei weitem nicht, auch wenn sie es locker hätte sein können. Es war angenehm, ruhig. Es war kein großes Ding, dass ich hier mir Tae im Bett lag. War halt so. 

Obwohl ich mich also ganz wohl in meiner Haut fühlte, hatte ich trotzdem Probleme mit dem Einschlafen. Ich war einfach...so aufgeladen. Immer wieder glubschte ich zu Tae rüber, vor allem als er schon schlummerte mit weit offen stehendem Mund. Wie weich sein Gesicht aussah mit den knuffigen Wangen. Der starke Schwung seiner Augenbrauen, die zarte Auffächerung der Wimpern. Lang bewunderte ich ihn im blassen Schein der Laternen und stellte mir vor, ihn zu berühren. Bei diesen Gedanken wunderte es mich wirklich nicht, dass ich nicht einschlafen konnte...

Mehr als einmal war ich kurz davor, ihn einfach aufzuwecken und nach Sex zu fragen. Ja, so horny war ich. Paar andere Male heulte ich aber auch fast, da mir die Trennung von Miri noch immer in den Knochen steckte. So zwiegespalten schlug ich mir die Nacht um die Ohren. 

Aber ich verstand wirklich nicht, warum mich Tae so aus dem Konzept brachte. Wenn Patrick ohne Shirt im Wohnheim herumlief, juckte es mich auch herzlich wenig. Was war an Tae denn so anders? Klar, sein Körper war anders gebaut, aber konnte das allein dafür genügen, mich umzupolen? Keine Ahnung, aber zum Glück hatte ich ja noch vier Stunden, um das herauszufinden, bevor mein Wecker läutete. 



catching vibes like dreams || taegukWo Geschichten leben. Entdecke jetzt