Die Autofahrt nachhause zog sich unendlich lang, noch länger als die Herfahrt. Gefühlt jede Minute schaute ich auf die Uhr und aus Navi, wie lang es noch dauerte. Ich war so hibbelig, dauernd dribbelte ich mit meinen Füßen auf der Matte unten und trommelte mit den Fingern auf meinen Oberschenkeln. Goddamn, wie langsam war diese Zeit auch am Vergehen? Ich wollte endlich zu T, es war ja kaum mehr auszuhalten, jetzt da wir im Endspurt waren!
Meine Freunde waren so nett und hatten eingewilligt, mich bei T daheim off zu droppen. Er war nämlich noch immer in seinem Elternhaus, und das allein. Seine Eltern gönnten sich noch immer Urlaub, als Bauer gab's halt im Winter nicht so viel zum Tun, da konnten sie es sich leisten. Und seine Geschwister Yuna und Soori waren beide im Internat, weil die hatten ja nur eine Woche Semesterferien im Gegensatz zu uns Studenten. Ha, Opfer.
Na, just kidding, aber natürlich freute ich mich trotzdem, noch eine ganze Woche mit T allein in dem riesen Haus verbringen zu können. Man, allein der Gedanke an sein Gesicht, haute mir ein idiotisches Grinsen ins Gesicht. Nur mehr drei Stunden und 54 Minuten. Das war sowas von machbar, ein Klacks im Vergleich mit den drei Wochen, die ich schon hatte absitzen müssen. Mit jedem gefahrenen Kilometer bauten sich Vorfreude und Aufregung nur noch mehr bei mir auf.
"Jeongguk, hämmer nicht so herum mit deinen Füßen, ich werd noch narrisch", mahnte Hannah mich, die wieder am Lenkrad saß.
"Sorry", entschuldigte ich mich und stellte das Trampeln sofort ein, "Bin zu hyped"
"Das merkt man"
"Ich freu mich auch schon auf daheim", stimmte Patrick zu, der shotgun ridete, "Zu kalt hier. Und zu viel Schnee"
"Hä, was habt ihr alle, ich würd für immer hier bleiben. Kein Bock mehr auf Studium", jammerte Lini.
"Beschwer dich nicht, du hast wenigstens die letzte Prüfung bestanden"
"Ja und? Nach der Prüfung ist vor der Prüfung"
"Und genau deswegen geht man arbeiten, Leute", grinste Miri und zog allwissend die Augenbrauen hoch.
Wir plauderten so locker daher und irgendwie vergingen die Minuten und Stunden dann doch. Tirol ließen wir hinter uns, auch das Deutsche Eck war schnell passiert, Salzburg, Oberösterreich und zack, dann waren wir auch schon in Niederösterreich. Schon ein krasser Kontrast von der Landschaft her, die gewaltigen Alpen waren hier fast gar nicht mehr zu spüren, Hügel waren das nur und sehr, sehr viele Felder. Langsam kam mir die Umgebung auch wieder bekannt vor, an einige Gebäude und Straßenabschnitte konnte ich mich erinnern. Bald hatte ich es geschafft!
"Leute", sprach ich meine Freunde an, als es nur ein paar Kilometer bis zu T waren.
"Was gibt's?"
"Also...ich will nicht cheesy sein, aber-"
"Oh, nein, jetzt wird's cheesy, Leute, der Kitsch kommt!", zog Patrick mich auf und auch die anderen mussten lachen.
"Oida, ich kann's auch nicht sagen"
"Na, na, komm sag, Jeongguk"
"Na gut. Also, ich wollt mich nochmal generell bei euch entschuldigen, dass ich so ein Arsch war"
"Wer sagt, dass du's jetzt nicht mehr bist?", scherzte Lini weiter und kicherte schelmisch.
"Bruh, ich sag gleich wirklich nix mehr"
"Ja, chill, go on hihi"
"Ja...also, sorry for that. Wird nicht wieder vorkommen. Und danke, dass ihr mich halt hier mitgeschleppt habt. War wichtig, denk ich"
"Jo, kein Ding, immer gern", meinte Patrick, überlegte es sich dann aber doch anders, "Beziehungsweise, nein, nicht immer gern. War schon anstrengend haha. Aber war's wert"
"True", stimmte Hannah zu, "War's wirklich wert. Jetzt haben wir good old Jeongguk zurück"
Ich lachte ein bisschen. Tat schon gut, sich wieder mit ihnen allen zu verstehen. Das würde ich in Zukunft nicht vergessen, ich würde sie nicht mehr vernachlässigen. Gerade fuhren wir in Ts Dorf ein. Damn, jetzt war es wohl wirklich gleich so weit. Ich konnte das Trommeln mit den Fingern nicht aufhalten.
Hannah bog von der Hauptstraße in die Nebengasse ein, wo T wohnte. Sie fuhr weiter bis zu seinem Haus und parkte dort. Bei jedem vorbeiziehenden Haus fühlte es sich an, als würde mein Herzschlag ein bpm drauflegen. Taehyung! Das Warten war legit vorbei!
Schnell jumpte ich aus dem Auto, schnappte meinen Rucksack und die Kamera aus dem Kofferraum und lehnte mich noch einmal kurz beim Fenster ins Auto rein, das fette Grinsen auf meinen Lippen durfte natürlich nicht fehlen.
"Leute!", sprach ich sie erneut an und fuhr dann einfach gleich fort, "Ich hab euch echt lieb! Danke, dass ich für mich da seid!"
Dann war ich auch schon weg und hüpfte zum Haus, von hinten hörte ich meine Freunde nur wegcringen und jammern, wie kitschig und cheesy ich war. Haha, aber eigentlich mochten sie's ja, wussten wir doch alle. Dann düsten sie davon und ich war finally vor Ts Haustür. Unglaublich, hier war ich nun also. Nach drei fucking Wochen. Voller Vorfreude drückte ich viel zu fest auf die Türklingel, wechselte nervös von einem Bein aufs andere.
Und dann machte T endlich auf. Nur für einen Bruchteil einer Sekunde sah ich ihn überhaupt an, seine wuscheligen Haare, die honiggoldene Haut und die puffy cheeks, dann zog ich ihn auch schon in meine Arme. Er trug nur einen dünnen Pullover, ich konnte seinen Körper so nice spüren. Fuck, wie ich das vermisst hatte. Ich kuschelte mich enger an ihn, schmiegte mein Gesicht an seinen Hals. Dabei stieg mir sein vertrauter Geruch in die Nase und ich holte nur noch tiefer Luft, um alles in mir aufzusaugen.
Damn, ich fühlte richtig, wie die Anspannung von meinen Schultern fiel. Alles in mir löste sich, ich wurde so locker, als würde ich gegen seinen Körper schmelzen. Da waren mit einem Schlag nur mehr nice Empfindungen in mir. Ich drückte ihn noch fester an mich und nahm erleichtert meinen sich beruhigenden Herzschlag wahr.
"Hi", nuschelte T an meinem Ohr und die Bewegung seiner Lippen an meinem Ohrläppchen gab mir bisschen Elektroschock, not gonna lie. Ich war sehr touch deprived, merkte ich gerade.
"Hey", begrüßte ich ihn ebenfalls mit leiser Stimme und gab ihm bei der Gelegenheit gleich ein Bussi auf den Nacken.
T zog mich noch näher an sich, er hatte die Arme über meine Schultern gelegt und den Kopf genau wie ich bei ihm beim Hals. Ich spürte seine Atmung auf meiner Haut, seine Fingerspitzen in meinen langen Haaren. Seine Locken kitzelten mein Ohr, es war ein verspielt, aufregendes Gefühl. Meine Arme hatte ich um Ts Taille geschlungen und drückte ihn ordentlich an mich. Er stand mit einem Fuß auf meinen Zehen, das checkte ich erst jetzt, aber es war mir herzlich egal. Mein ganzer Körper spamte einfach nur Glückshormone, Serotonin, Dopamin, Endorphine und die ganze Mannschaft eben. Ich war endlich zuhause.
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catching vibes like dreams || taeguk
FanfictionJeongguk und Taehyung, die beiden leben einfach ihr Leben, machen ihr Ding, kennen sich nicht. Doch bei dieser einen Kunstausstellung spricht Teilzeit Pokémontrainer Taehyung den angehenden Game Designer an und irgendwie verändert das alles. strang...