Guk opens up (wichtig und richtig!)

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T und ich hatten noch eine Weile weiter telefoniert, bis mir beim Reden schon fast die Augen vor lauter Müdigkeit zufielen. Wir wünschten uns eine gute Nacht und mit gutem Gefühl in der Brust schaffte ich es diesmal tatsächlich einzuschlafen. 

Heute wurde ich verschont von Albträumen, und so wachte ich erst am fortgeschrittenen Nachmittag wieder auf. Und big surprise, die Bude war mal wieder leer, ich war alleine. Chillig. Die waren probably Skifahren oder schon wieder saufen, was man halt im Urlaub so machte. 

Ich hatte aber eh nicht vor, lang hierzubleiben. Heut würde Martha wahrscheinlich wieder am Berg sein, dann konnten wir wieder die Sterne ansehen. Und hoffentlich würde ich heute nicht vergessen, paar Fotos zur Erinnerung zu machen. 

Zur Vorbereitung haute ich mir gleich mal Frühstück rein, natürlich mit Obst und so, ganz healthy für die stable mind. Dann bemerkte ich, dass meine Fingerspitzen teilweise noch immer leicht bluteten und entschied mich dazu, Pflaster über die wunden Stellen zu kleben. Entzünden sollte es sich ja auch nicht. 

Ready und gestärkt machte ich mich auf den Weg, bisschen zu Fuß, Gondel und dann wieder ein Marsch. Als ich bei dem kleinen Platz ankam, wo die Dame schon auf mich wartete mit Fernrohr und Jause, wurde es bereits dunkel. Zum Glück war ich jetzt da, in der Finsternis wollte ich nicht hier oben herumgeistern, das konnte schon gefährlich werden. War eh leichtsinnig von mir gewesen gestern, einfach hier zu bleiben. Da hatte ich ja noch nicht gewusst, dass Martha mit dem Auto nicht weit weg war und mich mitnehmen würde. Aber oh well, ist ja nix passiert. 

"Hallo!", grüßte ich und machte sie damit erst auf mich aufmerksam, da sie davor ganz gebannt den Blick in den durchmischten Abendhimmel gerichtet hatte. 

"Ah, grüß Sie, Jeongguk", erwiderte sie und lächelte mich nett an, "Schön, dass Sie da sind"

"Ja. So einen Sternenhimmel darf man sich ja nicht entgehen lassen"

"Haha das stimmt. Komm setzen Sie sich, ich hab Kuchen und Weckerl dabei"

Dankend nahm ich platz und gönnte mir gleich mal ein Sonnenblumenweckerl mit Butter und Bergkäse, richtig lit. Ameisengugelhupf gleich hinterher und schon war ich noch gestärkter als vorher! Ich war sowas von bereit für diese Nacht. Wir warteten auf die Ankunft der Dunkelheit und plauderten derweil über Skifahren und Käsefondue. 

Und als die Nacht dann schließlich hereingebrochen war, scharten wir uns wieder ums Teleskop und betrachteten abwechselnd den Himmel. Auch am zweiten Tag war die Schönheit des Alls nicht weniger geworden. Ich war genauso überwältigt und erfüllt von Demut wie gestern. Es war einfach alles so unendlich weit und...nein ich konnte das wirklich nicht begreifen oder nur ansatzweise fassen. Ich konnte nur gedankenlos starren. 

Fotos konnte ich auch einige schöne machen. Obviously sah es nicht so cool aus wie irl, aber meine Kamera hatte schon was drauf. Sollte sie auch, denn investiert hatte ich einiges in sie. Demnach war ich zufrieden mit den Bildern und zeigte sie auch Martha. 

"Die sind wirklich schön. Mit meinem Fotoapparat bekomm ich das nicht so gut hin", staunt sie nicht schlecht. 

"Danke. Hab bei der Kamera speziell geschaut, dass sie auch in der Nacht was kann"

"Ja, das merkt man. Jetzt haben Sie eine schöne Erinnerung an Kitzbühel. Und Ihr Freund wird sich auch freuen, wenn er das malen kann"

"Ja, ich schick ihm die Bilder nachher", meinte ich und merkte, wie sich ein wenig Traurigkeit in mich hineinschlich. Würde noch so lange dauern, bis ich ihn wiedersehen konnte...

"Vermissen Sie ihn etwa?", fragte Martha sogleich und es wunderte mich, dass sie das so schnell aus mir herausgelesen hatte. Old people scary. 

"Schon, ja. Er...wir wollten eigentlich gemeinsam jetzt in den Ferien in sein Heimatdorf fahren und dort zu zweit die Zeit verbringen. Aber meine Freunde haben mich...hierhergeschleppt sozusagen"

"Warum denn das?"

"Ähm, sie finden, dass wir, also mein Freund und ich, dass wir halt immer gemeinsam sind. Halt zu oft"

"Ui, ja freundschaftliche Eifersucht hab ich auch schon erlebt in allen Formen"

"Ja? Wie kennen Sie das?"

"Also mit 16, 17, da hat meine damalige beste Freundin ihren Freund kennengelernt. Sie hat nur mehr von ihm geschwärmt und ich hab mich gefühlt, als wäre ich ihr gar nicht wichtig. Aber wir haben das nach einiger Zeit beredet und dann war das Problem weg. Nur weil sie ihren Freund hatte, hat sie mich nicht weniger gemocht"

"Hm, ich glaub...bei mir ist das schon etwas anders. Ich...ich muss sagen, ich mag meinen Freund sehr. Und ja, keine Ahnung, ich hab jetzt nichts gegen meine Freunde, aber irgendwie hab ich halt keine Lust wirklich was mit ihnen zu machen. Ich wär lieber bei Taehyung. Also, so heißt er halt, Taehyung"

"Oh okay, dann ist die Eifersucht ja irgendwo verständlich. So ähnlich hab ich das bei einem Nachbarn mitbekommen. Er hat sich verliebt in eine Frau, sie in ihn, gleich nach einem Jahr geheiratet und die haben sich dann richtig isoliert von den anderen, waren bei keinem Fest mehr, oder im Wirtshaus, nichts. Am Anfang hab ich noch ein paar mal mit ihm und ihr geredet und sie haben beide immer betont, wie sehr sie einander lieben und alles füreinander tun würden. Nur hat das anscheinend nicht lange funktioniert, weil er wollte dann doch wieder raus und andere Kontakte haben, was ihr aber gar nicht gefallen hat. Sie hat dann die Schlüssel zum Haus versteckt, ihn quasi eingesperrt, wenn sie weg musste, und ihn generell überall hin begleitet. Er hat dann seine Familie eingeschaltet und ja, ich weiß nicht, wie das dann genau ausgegangen ist, aber die beiden leben jetzt auf jeden Fall getrennt"

Bei der story schluckte ich erst mal. Das klang wirklich nicht schön. Und was noch unschöner war, war, dass ich irgendwie an mein eigenes Verhalten denken musste. Der Mann hatte raus gewollt, die Frau hielt ihn auf. War das nicht bei T und mir so ähnlich? I mean, ich hatte ihn nie eingesperrt, aber dieses eine Mal, wo ich ihm legit die Tür vor der Nase zugehalten hatte, das kam dem doch gefährlich nahe. Fuck, mal wieder wurde mir klar, wie scheiße ich zu Taehyung gewesen war. Hoffentlich war ich es jetzt nicht mehr. Ich musste mich wirklich ändern. Und dazu beschloss ich, über meinen Schatten zu springen, den Stolz zu überwinden, und Martha von meinen struggles zu erzählen. 

catching vibes like dreams || taegukWo Geschichten leben. Entdecke jetzt