Guk lowkey am Stalken

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Ich hockte im Schneidersitz am Boden vor Ts Wohnungstür und zockte Minecraft. Er war tatsächlich zu seiner und Vals Wohnung zurückgekehrt, ich hatte alles aus sicherem Abstand beobachtet. Stimmen hatte ich von drinnen keine gehört. Die Annahme, dass er allein war, lag also nahe. Trotzdem wollte ich mich noch nicht in Sicherheit wiegen. Und ja, drum wartete ich hier am Fußboden und baute die Notre Dame am Handy weiter. War schon fast fertig. 

Etwas besser fühlte ich mich schon, denn ich wusste, dass T nur wenige Meter entfernt von mir war. Sein Prof war wahrscheinlich auch nicht da, sonst hätte man ja wen reden gehört. Also lehnte ich mich halbwegs entspannt an die grob verputzte Mauer und hielt mich mit meinen Bautätigkeiten beschäftigt. 

Hin und wieder legte ich das Handy aber auch weg und machte ein bisschen Workout. Paar Liegestütze, Kniebeugen, dies das. Mochte die Energie einfach, die mir der Sport verlieh. Sau viele Hormone jointen mir da, lovely Dopamin, Serotonin, Adrenalin und Endorphine. Das waren meine besties. 

Ja, so vertrieb ich mir die Zeit. Es vergingen gute vier Stunden, dann hörte ich Geräusche aus der Wohnung. Ein dumpfes Bumm, Rauschen, Schritte. War das Rauschen Wasser? Wusch er grad die Pinsel aus? Ich legte meinen Kopf an die Tür und presste mein Ohr gegen das Holz, um möglichst viel mitzubekommen. Ja, das war Wasser. Er war wohl fertig mit Malen. Oh, jetzt drehte er es wieder ab. Ich hörte wieder Schritte und auch Klackern. Dann wurde es einigermaßen ruhig und ich drückte mich noch fester an die Tür. Leises Rascheln hörte ich, wie beim Ausziehen von Klamotten. Er zog sich aus? Um an den Schwanz zu kommen oder was? 

Doch dann ging auf einmal die Tür nach hinten auf und ich knallte voll auf die Schnauze. Fuck, das tat weh.

"J-Jeongguk?", hörte ich Ts Stimme, der anscheinend die Tür geöffnet hatte. 

Grummelnd wurschtelte ich mich herum und stand langsam auf, Nase schmerzte ein wenig. Überrumpelt und verwirrt schaute ich ihn an, was er genauso erwiderte. Er hatte seinen Mantel an, oh, dann war das Rascheln wohl vom Klamotten anziehen gekommen, ergab Sinn. 

"Hi", brummte ich und rieb mir übers Nasenbein. 

"Was machst du hier? Warum lehnst du an der Tür?", fragte T irritiert und zog die Augenbrauen zusammen. 

"Hab auch dich aufgepasst und gewartet"

Die Irritation in seinem Blick nahm zu, er konnte meine Antwort wohl nicht ganz einordnen. Ich bemerkte einen dunkelroten Farbspritzer an seiner Schläfe und wischte ihm die Farbe mit dem Daumen weg, was er still geschehen ließ. Einen blassen Farbstreifen ließ ich zurück.

"Ehm, wieso aufgepasst?", wollte T wissen und zeigte weiterhin den befremdeten Gesichtsausdruck. 

"Ja weil du so schnell weg bist. Hab mir Sorgen gemacht"

"Ja, aber wieso? Ich bin doch nur malen gegangen"

"Benimmst dich bisschen komisch lately, deswegen. Ist alles okay bei dir? Kannst mit mir reden"

Ich ging einen Schritt auf T zu, nahm seine langfingrige Hand in meine und sah ihn aufmerksam an. Hoffentlich würde er sich öffnen. Kommunikation war doch alles, wenn er nicht mit mir redete, tappte ich im Dunkeln. 

"Es geht mir gut. Ich wollte nur allein sein und malen", erklärte T mit unveränderter Miene. Ich seufzte. 

"Erpresst dein Professor dich?"

"Was? Nein, wie kommst du denn darauf?"

Ts Gesicht verzog sich noch mehr und er machte einen Schritt nach hinten, zog seine Hand aus meiner. Besorgt sah ich ihn mit großen Augen an. Es war nicht der Professor? Wer dann? Was beschäftigte ihn dann? Mein armes Baby, er ließ sich nicht leicht helfen. 

"Ich bin dein Freund, auf allen Ebenen. Du kannst mir alles sagen", betonte ich erneut und schaute ihn liebevoll an. 

"Ich weiß. Und ich brauch manchmal eben Zeit für mich allein. Ich kann nicht immer mit dir zusammenkleben"

"Aber wir sind doch eins"

"Sind wir nicht. Ich bin ich, und du bist du"

"Aber wir lieben uns ja"

"Das schließt sich auch nicht gegenseitig aus"

"Doch. Ich will all meine Zeit mit dir verbringen. Drum bin ich jetzt auch hier"

T schloss kurz die Augenlider und nahm einen tiefen Atemzug. Danach blickte er mich wieder fokussiert an, die Gesichtsmuskeln entspannten sich. 

"Komm", meinte er nur, nahm meine Hand und führte mich in die Wohnung.

Ich folgte ihm leise und wir setzten uns an den runden Esstisch. Bisschen verwirrt war ich schon, weil er irgendwas laberte, dass er nicht immer mit mir zusammen sein konnte. Aber Liebe vereinte zwei Personen und machte, dass sie nie wieder voneinander getrennt sein wollten. Wenn ich an die Weihnachtsferien dachte, wo wir sieben Tage am Stück gemeinsam bei seiner Familie verbrachte hatten, ah da ging mir das Herz auf. Zeit mit ihm war das Schönste und ich wusste, dass er es umgekehrt genauso sah. 

"Ich meditier jetzt", teilte T mir mit und hob seine Füße auf den Sessel, um in den Schneidersitz zu wechseln.

"Oki"

T machte seine Augen zu, während wir uns immer noch an den Händen hielten. Er richtete sich ganz gerade auf, streckte ordentlich den Rücken durch und wirkte irgendwie trotz der geschlossenen Augen konzentriert. Hin und wieder meditierte er, das war so ein gelegentliches Ding von ihm. Ich legte den Kopf seitlich auf die Tischplatte und sah ihm zufrieden mit der Situation beim Entspannen zu. 

Ts Gesichtszüge lockerten sich und sein sein Atem ging langsam und tief. Wie random, dass er einfach plötzlich mit dem Meditieren daher kam. Aber sollte mir recht sein, solang ich bei ihm sein konnte, war es mir eigentlich egal, was wir machten. Selbst wenn ich ihm nur beim Atmen zuschaute, fühlte ich mich auf fundamentale Art erfüllt und beruhigt. Nach allem war ich ja doch von der introvertierten Sorte und war mit Schweigen zufrieden. 

In Gedanken ging ich noch einmal die Diskussion von eben durch. Die Beziehung zu seinem Professor war laut ihm wirklich in Ordnung und langsam festigte sich dieser Eindruck auch bei mir. Diese random Ausreißer waren halt trotzdem komisch, wenn er sich impulsiv vertschüsste, um allein zu sein. Aber verheimlichen tat er mich sicher nichts, ich vertraute ihm. Na ja, egal, jetzt waren wir ja eh beieinander, ich wollte mir die gute Laune nicht verderben. 

catching vibes like dreams || taegukWo Geschichten leben. Entdecke jetzt