T haut schon wieder ab :/

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Nach diesem holprigen Anfang hatte T sich wieder beruhigt und er schien auch in den Chill Mode zu gleiten. Ordentlichen Blödsinn redete er noch immer daher, vergewisserte sich erneut und erneut, dass ich auch wirklich ich war und nicht er. Anscheinend slippte er etwas aus der Realität, verlor sich in paranoiden Gedanken. Ich nahm es gechillt hin und war ja schon froh, dass mein Anblick ihn nicht mehr zum Heulen brachte. Die drei, vier Male, bei denen wir gemeinsam gekifft hatten, waren bei ihm eigentlich auf der ruhigen, zufriedenen Schiene abgelaufen, aber mein Gott, gab halt auch solche trips. 

Meine ersten Erfahrungen mit Gras waren ja auch scheiße gewesen. Mit 17 oder so hatte mir das mal ein Freund angeboten, aber hab da instant abgelehnt. Weil erstens, hatte ich paar hässliche rides schon bei anderen miterlebt und zweitens, hatte ich auch mal gelesen, dass man sich im jungen Altern ordentlich das Hirn verpfuschen konnte, wenn man sich da solche Substanzen reinzog. Darauf hatte ich echt keinen Bock gehabt, meine Zellen wollte ich schon halbwegs gut behandeln. 

Jedenfalls war ich das erste Mal high mit 19 im Studium, Miri hatte uns das besorgt und sie hatte es davor schonmal probiert. Ich, der ja noch nie überhaupt an einer Zigarette gelutscht hat, verkutzte sich logischerweise hart, der Rauch brannte sau in meinen Lungenflügeln. No joke, mein ganzer Hals starb einfach nur vor Schmerz und meine Augen tränten, der Einstieg war also wirklich kein guter. 

Der trip an sich war auch nicht nice gewesen. Ich wurde ähnlich paranoid wie T jetzt, nur begann ich dabei fürchterlich zu weinen. Ich verlor komplett die Orientierung, das ganze Raumzeitgefühl versagte einfach. Wirklich, es war, als wäre ich ein Goldfisch, der seine Erinnerungen alle zehn Sekunden verlor. Nur war die Zeitspanne wahrscheinlich noch kürzer bei mir. Alle paar Sekunden vergaß ich komplett, wo ich grad war, wer Miri war, was ich hier tat. Das war so schrecklich, ich fühlte mich so verloren. Das Gesetz der Zeit und der Kausalität war mit einem halben Jolly ausgehebelt worden, absolut angsteinflößend in meinen Augen. 

Das war der Grund, warum ich seitdem die Finger von Gras gelassen hatte. Durch T hatte ich mich dem gegenüber etwas aufgewärmt, weil er einerseits schon hin und wieder kiffte, und andererseits ich jetzt auch positive Erfahrungen damit gemacht hatte. Anfangs hatte er ungefähr einmal die Woche geraucht, mittlerweile war der Konsum schon gestiegen. Vielleicht war das Zeug, das Miri damals besorgt hatte, einfach scheiß Qualität gewesen, jedenfalls waren die trips mit T deutlich angenehmer. Aber ich hatte trotzdem kein wirkliches Bedürfnis danach, mir gefiel die Realität eh so, wie sie war. 

"Guk"

Leicht überrascht wandte ich meinen Blick zu T, der anscheinend grad von seinem nap aufgewacht war. Irgendwann war er nämlich auf meiner Schoß eingeschlafen und ich hatte es nicht gewagt, mich zu rühren. War ja auch cute, wenn er da so auf mir döste und bisschen auf meine Schulter sabberte. Jetzt war er aber offensichtlich wach und ruderte unruhig auf mir herum. 

"Hi", grüßte ich ihn gelassen. Ah ja, Gras spürte ich übrigens nicht mehr mittlerweile, meine mind war wieder auf Hochtouren. 

"Ist es schon Nacht?", fragte T und wurschtelte sich von meiner Schoß, stellte sich neben mich.

"Nein. Es ist Mittag"

"Was? Als ob...ich dachte, ich hätte ur lang geschlafen"

"Haha nein, waren nur drei Stunden oder so"

"Verrückt..."

"Spürst noch was?"

"Glaub nicht. Aber ich kann mich erinnern, ich kann mich an alles erinnern. Boah, ich muss das festhalten! Ich...ich muss das malen!", verkündete er aufgeregt und rannte zu seinen Schuhe und Mantel.

"Malst du bei dir?", erkundigte ich mich und stand ebenfalls auf, um mich anzuziehen. 

"Ja, brauch eine Leinwand. Aber ich geh allein. Das muss ich allein machen"

Verwirrt hielt ich beim Reinschlüpfen in meine Schuhe inne und schaute zum fertig angezogenen T hoch. Er wollte allein gehen? Wieso denn? Malen konnte er doch mit mir genauso.

"Nein, komm, wir gehen gemeinsam"

"Kj, ich hab dich sehr lieb, aber dafür muss ich jetzt allein sein", meinte T hartnäckig und lehnte sich noch kurz zu mir, um meine Wange zu küssen, ehe er die Tür aufriss und verschwand.

Perplex und überfordert sah ich ihm nach. Schon wieder war er so schnell abgehaut. Warum war er nur so auf Draht in letzter Zeit? In der Früh war er ja auch so aus dem Nichts weggelaufen. Ob wirklich alles okay war bei ihm? Er benahm sich zunehmend komisch und ließ mich dabei hilflos zurück. 

Obwohl nein, ich war nicht hilflos. Ich konnte was machen, konnte sicherstellen, dass es T gut ging. Dafür musste ich ihm ja nur folgen. Heut in der Früh hatte ich zu lange gebraucht, um das zu überreißen, aber jetzt würde ich handeln. 

Mit neuem Mut führte ich schnell das Schuhe Anziehen fort und warf mir meine schwarze fette Jacke über die Schultern. Handy grabbte ich noch geschwind und dann stürzte ich T auch schon hinterher. Entfernt konnte ich das Trippeln seiner Schuhsohlen auf den Treppen hören und beschleunigte mehr. Er hatte es anscheinend sehr eilig. 

Hm, T hatte mir gesagt, dass alles okay bei ihm war, aber wieso benahm er sich dann so anders? Ob er was vor mir verheimlichte? Nein, das würde er nicht tun, er war die ehrlichste Haut, die ich kannte. Er wusste ja auch, dass er mir alles anvertrauen konnte. Liebe, guys, da kommunizierte man mit dem anderen wie mit seinen eigenen Gedanken. Hm, aber das machte Ts Verhalten nur unlogischer. 

Während ich hatsig die Stufen runter rannte, kam mir schon wieder sein Professor in den Sinn. Zwei volle Nachmittage hatten die miteinander gemalt, wobei T mir beim ersten Mal nicht mal was davon erzählt hatte. Schon weird. Der Whatsapp Chat der beiden war ja unauffällig, aber genug persönliche Zeit für andere Gespräche hätten sie ja gehabt. Gespräche, Taten, war ja alles möglich. T war ein hella attractive man, da musste man nicht sein Freund sein, um das zu bemerken. Und vielleicht fuhr der Professor genau auf diese honigsüße Art von Mann ab, bedrängte ihn, nötigte ihn...Vielleicht drohte er ihm, ihn sonst in seinem Kurs durchfliegen zu lassen. Und deshalb durfte T nix sagen. 

Hm, das ergab schon Sinn. Es musste einen triftigen Grund geben, warum T so oft allein sein wollte lately. Er wollte jetzt malen? Ja ja, malen mit dem Professor, wir wissen, wie das aussah. Er hatte wohl nicht damit gerechnet, dass er einschlief und deshalb musste er sich jetzt beeilen. Wow, es erschien mir alles so logsich auf einmal. 

Aber, das war nur eine Theorie. Nein, nicht mal eine Theorie, es war eine Hypothese. Ich durfte mich nicht zu sehr auf diesen Gedanken fokussieren. Es könnten auch tausend andere Dinge in Wirklichkeit sein, das war nur ein Szenario, das mir grad eben zufällig gut in den Kram passte. Ach, aber es passte halt so gut. Ich musste ihn darauf ansprechen nachher, vielleicht lag ich ja richtig. Hypothesen mit Experimenten bestätigen, ihr wisst. Aber jetzt zählte es erstmal, T nicht aus den Augen zu verlieren in busy streets of Vienna. 

catching vibes like dreams || taegukWo Geschichten leben. Entdecke jetzt