Schön

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T und ich lagen weiterhin eng umschlungen auf der karierten Picknickdecke, die am Tag wohl bunt gewesen wäre. Die Feuerwerke in der Umgebung nahmen langsam zu, der kleine Zeiger näherte sich wohl der Zwölf. Man hörte nur das dumpfe Brodeln der Explosionen im Hintergrund, von allen Richtungen kam das Geräusch. Hin und wieder schaute ich dem Feuerwerk aus irgendeinem Kaff zu, das von Wien wäre wohl spektakulär gewesen, aber da hätten wir uns umdrehen müssen und so wichtig war's mir dann doch nicht. Von hier wirkten die Feuerwerke halt schon irgendwie winzig. Zur Kontrolle schaute ich auf mein Handy und checkte die Uhrzeit. Wait, what? 

"T", nannte ich die zweite Ableitung seines Namens. 

"Ja?"

"Es ist schon nach Viertel Eins. Wir haben Mitternacht verpasst", meinte ich erstaunt. 

"Lol, als ob. Wirklich?", hinterfragte er und rutschte auf meiner Brust herum, sodass er meinen Handybildschirm sehen konnte, "Ah ja, wirklich"

Es war 00:17, das neue Jahr war schon 17 Minuten alt und wir hatte es gar nicht bemerkt. Feuerwerke explodierten genauso wie schon die ganze Zeit, das Brodeln nahm nicht ab und sonst gab es neben dem Handy eben nix, was uns die Zeit verraten hätte können. Na ja, meine Güte, war ja auch kein Drama. Ein angenehmer Rutsch war das wenigstens. 

"Dann...frohes Neues, schätze ich", wünschte T mir halb schmunzelnd. 

"Haha ja, frohes Neues", erwiderte ich und küsste schmatzend seine Stirn, die schon etwas kühl war. 

"Und jetzt?"

"Donauwalzer"

Überrascht sah T mich mit seinen großen Augen an, als ich ihn an mich drückte und gemeinsam mit ihm aufstand. Dass ich ein Tänzer war, hatte er wohl nicht erwartet. Na ja, kein Wunder, ich war auch keiner. Walzer war das Einzige, das ich draufhatte. Wobei der Donauwalzer aber immer eine besondere Herausforderung stellte, weil der Takt irgendwie dauernd wechselte und keine Ahnung, Gefahr zum Verkacken war hoch. 

"Kannst du Walzer?", fragte ich und brachte mich in Ausgangsposition. Eine Hand um seine und mit meinem anderen Arm zog ich ihn an der Taille an meine Brust, Füße versetzt, so wie es sich gehörte. 

"Ja ja. War sogar mal in 'nem Tanzkurs"

"Oof, dann solltest du vielleicht führen"

"Nein, mach du ruhig", meinte T und richtete sich gerade auf

Seine freie Hand legte er auf meinen Oberarm und er schmiegte sich an meinen Oberkörper. Ey, der Donauwalzer war noch nie so sexy gewesen. Schnell drehte ich dieses Meisterwerk der Österreichischen Musikgeschichte auf Youtube auf und nach dem long ass Intro ging's auch schon los mit Rechts nach vorne. 

Rechts vorne, Links vorne, dazustellen. Links hinten, rechts hinten, dazustellen. Und dann von vorne. Es war ein Viereck, das wir da tanzend ins hohe Gras stampfen sollten. Nur tatsächlich sah unsere Tanzfläche eher aus wie ein ausgebeultes Ei. Das kam natürlich daher, das wir gut tanzten und eine Drehung in die Schritte einbauten. Es lag nicht daran, dass ich hin und wieder den falschen Fuß verwendete, nein, nein. Nur als der Takt dann wechselte, haute es mich raus aus dem Rhythmus. 

"Yeet, sorry", entschuldigte ich mich. 

"Macht nix. Komm, probieren wir's nochmal"

T zog mich an der Schulter zu sich und legte meinen Arm erneut um seinen Körper. Ich ging darauf ein, drückte ihn an mich und hob unsere verschränkten Hände in die Höhe. Wir starteten den zweiten Versuch, diesmal an das neue Tempo angepasst. Es lief gut, T hatte genügend Skills, dass meine verpatzten Schritte dem Fluss des Tanzes nichts anhaben konnten. Mittlerweile war es eher er, der führte, ich presste ihn nur an mich, aber das war eh egal. So funktionierte das immerhin besser. Die Musik gefiel mir übrigens auch sehr gut. Als Österreicher kam man nicht drum herum, dieses Stück von Strauß zu kennen und so genoss ich die schönen Klänge. T schien auch ein Fan zu sein, denn er summte sanft die Melodie mit. 

catching vibes like dreams || taegukWo Geschichten leben. Entdecke jetzt