T und ich aßen weiter die erdbeerigen Palatschinken und redeten. Wahrscheinlich hatte ich mit ihm in den letzten Monaten mehr geredet, als mit irgendjemandem sonst in meinem Leben, jedenfalls kam es mir so vor. Allein wenn ich daran dachte, wieviel ich ihm vom Kosmos erzählt hatte, die ganzen Schwarzen Löcher, Neutronensterne und Staubwolken, ja da waren schon einige Stunden zusammengekommen. Und heute wollte ich noch auf das Thema von gestern Nacht zurückkommen, was er ja angeschnitten hatte. Dass ihm der drive unserer Beziehung nicht gefiel. Da hatte ich auf jeden Fall das Bedürfnis, noch drüber zu talken.
"Also, was du in der Nacht gesagt hast mit unserer Beziehung", griff ich das Topic auf und kaute nebenbei auf der Palatschinke herum.
"Ja?"
"Wie...like, wie sollen wir das lösen? Ich versteh deine Seite, wirklich, ich versteh, dass du Zeit mit dir selbst verbringen willst. Nur wenn du weg von mir bist, werde ich verrückt"
Ich wählte absichtlich das Wort verrückt, weil es einfach am besten passte, meiner Meinung nach. Verrückt nämlich im Sinne der eigentlichen Wortbedeutung, wenn ich etwas verrückte, weg von seinem eigentlichen Platz schob. T war mein Platz und wenn ich nicht bei ihm sein konnte, war ich logischerweise verrückt. Schönes Wort, oder?
"Ich weiß, ich weiß", stimmte T nickend zu und legte das Besteck nieder, obwohl er noch was zum Essen hatte, "Wieso hast du eigentlich so Angst davor? Also, davor allein zu sein"
"Hab halt einfach nichts außer dich. Du bist meine Priorität, nein warte, mein einziger Wert, das bist du. Was bin ich ohne dich?"
"Du bist Jeongguk"
"Aber Jeongguk ist Taehyung"
"Nein, nein, mein Freund. Taehyung ist Taehyung, Jeongguk ist Jeongguk. Wir lieben uns, aber wir sind nicht der andere"
"Stimmt, weil wir sind eins"
T schwieg kurz und sah mich ruhig an. Mal wieder dachte ich mir, wie cool es wäre, in seinen Kopf hineinschauen zu können, um zu wissen, was da drin vor sich ging. Vielleicht sollte ich mein Studium an der TU abbrechen und stattdessen in die Hirnforschung gehen, dann könnte ich vielleicht ein Gerät zum Gedankenlesen erfinden. Hm, dazu müsste man aber zuerst mal wissen, wie Gedanken überhaupt zustande kamen und was sie waren.
"Wie stellst du dir das überhaupt vor, dass wir eins sind?", erkundigte T sich weiter.
"Na ja, eben wie zwei verschränkte Quanten. Wir haben einfach diese Verbindung, spürst du das denn nicht?"
"Ähm, ich glaub, ich spür's anders als du"
"Wie denn? Wie liebst du mich?"
"Hm", überlegte er und ließ sich etwas Zeit zum Nachdenken, "Also zur Verbindung, du...du bist einfach der Mensch, der mich am besten kennt, den ich am besten kenne. Ich find, Verbindung ist nicht das richtige Wort, es ist mehr Vertrauen für mich. Drum kann ich auch allein spazieren gehen, weil ich weiß, dass ich zu dir zurückkehren kann. Umgekehrt gilt das genauso"
"Aber ich weiß nicht, ob dir vielleicht was passiert draußen"
"Die meisten Unfälle passieren zuhause, just saying"
"Ja, aber da wäre ich wenigstens da...Warum hast du mich eigentlich damals gebeten, dass ich dich nicht allein lasse?"
"Wann?"
"Als wir zusammengekommen sind"
"Ah ja. Well, mit allein lassen hab ich eigentlich eine Trennung gemeint. Wollte halt nicht, dass du mir das Herz brichst lol. Also, das will ich immer noch nicht haha"
"Hab ich nicht vor, keine Sorge"
"Ich weiß. Aber ich sag's dir ganz ehrlich, manchmal denk ich, ich dreh durch, weil du mich nicht rauslässt. Dann kribbelt mein ganzer Körper, Brust wird aufgewühlt und der ganze Schmarrn"
"Sieht man dir gar nicht an irgendwie"
"Dafür meditier ich ja auch, damit das wieder stabil wird in mir"
Deswegen hatte er mit dem Meditieren angefangen? Lol, das war mir gar nicht klar gewesen, ich hatte bis jetzt immer gedacht, es wäre halt so ein neues Hobby von ihm geworden. Aber das meine Liebe da mit reinspielte, darauf wäre ich nicht gekommen. Machte mich schon irgendwie traurig, dass mein Verhalten sich so negativ auf ihn auswirkte.
"Tut mir leid, Taehyung", entschuldigte ich mich mit gesenktem Kopf, "Ich will dir keine schwere Zeit machen"
"Es ist okay, ich weiß, dass du das nicht willst. Wir können zusammen dran arbeiten, okay?"
Er streckte seine Finger wieder zu meinen aus und streichelte mir sanft über den Handrücken. Gleichzeitig starrte er auch blank auf seinen Teller, als ratterte es in seinem Kopf grad ordentlich. Nur weil ich so herumspann, setzte ich ihn unter Druck. Man, das wollte ich doch gar nicht. Ich wollte, dass er glücklich war. Ach, frustrierend...
"Aber Guk", begann T erneut und sah von seinem Teller auf.
"Ja?"
"Ich mein,...ich will dich nicht ändern, okay? Ich mag den Gedanken nicht, dass du jetzt was an deiner Art zu lieben verändern willst, nur weil ich gesagt hab, es passt mir so nicht. Weißt du, genauso gut könnte ich mich für dich ändern und keine Ahnung, auf die TU in deinen Zweig wechseln und jede Sekunde mit dir verbringen"
"Du wärst dann nicht in meinem Semester tho"
"Ja eh, nur so hypothetisch"
"Hm..."
"Aber verstehst du, was ich mein? Keiner schreibt uns vor, wie richtige Liebe, unter Anführungszeichen aussieht, also ist es auch egal, ob du dich für mich oder ich mich für dich ändere"
"Ja, verstehe. Aber...dann ändern wir uns halt beide. Dann wär's quasi fair"
"Ok ja, da wär ich dabei. Du auch?"
"Yes"
"Gut, okay, dann arbeiten wir dran. Wär doch gelacht, wenn wir das nicht hinbekommen", motivierte T uns und grinste mich lebendig an.
Es war schön, ihn so inspiriert zu sehen und verschaffte mir richtig Mut, dass wir wirklich was verändern konnten. Wäre nämlich schon irgendwie nice, wenn ich nicht mehr von Zweifeln und Ängsten zerfressen wurde, wenn er aus der Wohnung ging. Meine Finger und der Schlaf würden es mir auch danken.
Doch bevor wir weitere Pläne für unsere Entwicklung machen konnten, klopfte es plötzlich an der Tür. Überrascht schaute ich auf und überlegte kurz, ob ich aufmachen wollte. Immerhin verbrachte ich hier grad wertvolle Zeit mit T.
"Na komm, mach auf", meinte T und deutete mit dem Kinn in Richtung Tür, "Oder soll ich?"
"Äh, nein, ich mach schon"
Also stand ich in meiner Irritation auf und slidete zur Tür. T lächelte mich lieb vom Tisch an und ich drückte schließlich die Klinke runter, öffnete die Tür. Und da war, what the fuck, da war Miri???
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catching vibes like dreams || taeguk
FanfictionJeongguk und Taehyung, die beiden leben einfach ihr Leben, machen ihr Ding, kennen sich nicht. Doch bei dieser einen Kunstausstellung spricht Teilzeit Pokémontrainer Taehyung den angehenden Game Designer an und irgendwie verändert das alles. strang...