Die restlichen Stunden der Nacht wurde ich verschont von angsteinflößenden Träumen, genauso wie T seelenruhig schlafen konnte. Es lag an der Erdbeercreme, vertraut mir.
Ja, und dann startete auch schon der letzte Tag an der Uni für dieses Semester. Wie immer, wenn wir bei ihm waren, frühstückten wir mit Val und machten uns dann auf zu den verschiedenen Unis. Die Akademie für T, die MUK für Val und die TU für mich. Ja ja, Val war ein gestopftes Kind und konnte es sich leisten, auf die Privatuni für Musik und Kunst zu gehen. Aber Kontrabass bot sonst keine öffentliche an, soweit ich da richtig informiert war.
Von diesen letzten Stunden brauchte ich euch nicht viel zu erzählen, lief alles chillig ab, Patrick ließ sich auch heute nicht blicken und ja. Alle laberten schon, was sie in den Ferien machen wollten und redeten auch über die Partys, die logischerweise jetzt eifrig geplant wurden. Irgendwer hatte sogar eine ganze Bar für Samstagabend gemietet, um sich dort komplett abzuschießen, und hatte den halben Studienzweig eingeladen. Na ja, aber wen interessierte das schon, wir waren doch alle nur hier für den TGuk content.
Mit strammen Beinen latschte ich also zurück ins Studentenheim, wo T vielleicht schon auf mich wartete. Wir hatten beide nicht wirklich gewusst, wie lange das heute für uns auf der Uni dauern würde, also hatten wir nichts Genaues ausgemacht, außer dass wir uns bei mir trafen. Der Plan war nämlich, heute noch Koffer zu packen und dann auch schon in den nächsten Zug raus aufs Land in Ts Heimatdorf zu springen. Er brauchte logischerweise kein Gepäck, daheim hatte er eh noch genügend alte Klamotten. Ich hingegen konnte so ein kleines Rucksäckchen mit Unterhosen, Laptop, Kopfhörern und Zahnputzzeug gut gebrauchen. Glücklicherweise spielte Ts Schwester Gitarre, das hieß, ich musste meine nicht mitschleppen, um an dem Song für T weiterzuarbeiten. Es ging nämlich langsam in die Endphase.
Als ich jedenfalls in meine Wohnung spazierte, war T noch nicht da. Ich nahm es gelassen und schrieb ihm derweil, dass ich da war. Dann begann ich auch gleich, alles Nötige zusammenzusuchen und in den Rucksack zu räumen. Da der Wetterbericht für die nächsten Tage Schnee angesagt hatte, packte ich auch ein paar wärmere Sachen ein, dicke Fäustlinge, lange Unterwäsche und so. Ausrüstung war das A und O, wenn man raus gehen wollte.
Ich füllte also meinen voluminösen Rucksack und zählte dabei die Minuten, bis T kam. Well, ich wusste ja nicht, wann er kam, deshalb zählte ich eher die Minuten, in denen er nicht kam. Wie auch immer, ich freute mich auf seine Ankunft und wollte ihm schon wieder Bussis geben. Seit der Früh hatte ich ihn nicht gesehen und jetzt war es ungefähr Mittag. Blöd, dass uns die Unis immer so auseinander rissen, aber hey, jetzt waren ja Ferien, jetzt konnte ich einen ganzen Monat nur mit T verbringen. Kein Plan, ob wir die ganze Zeit bei ihm im Kaff blieben, wohl kaum. Vielleicht fuhren wir ja Ski, oder starteten irgendeine andere coole Reise. Die Welt stand uns offen für diese 30 Tage.
Was mich nur ein bisschen wunderte, waren seine Worte von dieser Nacht. Ihm gefiel unser drive nicht. Ja, ich verstand es ja irgendwo. Er brauchte Zeit für sich, ich brauchte Zeit mit ihm. Das war halt schon ein Konfliktpunkt, denn selbst obwohl ich mittlerweile nachvollziehen konnte, wieso er manchmal Abstand brauchte, machte es das nicht leichter für mich. Wisst ihr, ich hasste es einfach, getrennt von ihm zu sein. Über die Zeit hatte ich mir die verschiedensten Gründe dafür zusammengereimt, dass er mich ja damals, als wir zusammen gekommen waren, gebeten hatte, ihn nie allein zu lassen. Oder dass er vielleicht in Schwierigkeiten steckte, mit seinem Professor oder sonst irgendwem. Aber das war ja alles Bullshit, Fakt war, dass ich einfach nicht ohne ihn sein konnte.
Mein erster Gedanke in der Früh galt Taehyung. For real, noch bevor ich meine Augen öffnete, dachte ich schon an ihn neben mir liegend und klappte dann gleich doppelt so motiviert die Lider auf. Ich schrieb diesen Song für ihn in meiner Freizeit, rushte so schnell wie möglich nach den Vorlesungen zu ihm und lernte Anatomie mit ihm. Nicht mal laufen ging ich mehr alleine, ich machte nur mehr Workouts neben ihm in der Wohnung. Mein ganzes Leben, meine komplette Existenz drehte sich nur mehr um ihn. Manche mochten das vielleicht naiv und verblendet sehen, aber ich log nicht, wenn ich sagte, dass diese Monate mit T die schönsten in meinem Leben waren.
Bei ihm fühlte ich mich einfach, als hätte ich einen Sinn. Was brachte mir sonst das Leben, sollte ich Gedichte nur für mich selbst schreiben und die Sterne alleine bewundern? Ich war glücklich, wenn ich Momente mit einer Person teilen konnte, die ich liebte. Und das war nun mal T. Deswegen bekam ich irgendwie einen Durchhänger, sobald er mich zurückließ. Dann übermannte mich Einsamkeit und meine Lebensfreunde sank rapide. Ja, man konnte mich wohl zur anhänglichen Sorte zählen, ich brauchte T, damit er mit mir lebte.
Wenn er jetzt sagte, dass er Zeit für sich brauchte, katapultierte mich das also in ein Dilemma. Mein eigenes Bedürfnis, ihn um mich zu haben, crashte auf seinen Wunsch nach Abstand. Also, er wollte mich nicht loshaben, das war mir schon klar, aber hin und wieder wurde meine Präsenz ihm anscheinend zu viel. Wonach sollte ich mich also richten? Nach meinem oder seinem Bedürfnis? Scheiß schwere Frage und es kam mir vor, als würden beide Optionen genauso scheiße sein.
Wir hatten ja schon alles durchprobiert. Wenn ich T gehen ließ, nagten die Zweifel an mir und die Paranoia hittete, die Haut an meinen Fingern sagte auch schonmal Adieu. Aber wenn ich ihn dazu brachte, zu bleiben, wurde er ganz unruhig und rückte von mir ab. Wir fanden irgendwie keine Lösung für das Problem, waren stuck darin.
Hm, wenn er das mit drive meinte, dann machten seine Worte schon Sinn. Nur wie konnten wir das Lenkrad rumreißen und wieder einen angenehmeren Weg einschlagen? Kein Plan, wirklich. Allein der Gedanke, den Kontakt zu ihm auch nur ein bisschen runterzufahren, brachte meinen Puls aufgebracht zum Pulsieren. Ich musste bei ihm sein. Es gab mich nicht ohne ihn. Ja, Taehyung hatte schnell mein Herz erobert, aber da hatte er nicht Schluss gemacht, sondern meinen gesamten Körper und Geist an sich gerissen.
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catching vibes like dreams || taeguk
FanfictionJeongguk und Taehyung, die beiden leben einfach ihr Leben, machen ihr Ding, kennen sich nicht. Doch bei dieser einen Kunstausstellung spricht Teilzeit Pokémontrainer Taehyung den angehenden Game Designer an und irgendwie verändert das alles. strang...