Ich hörte das Quietschen der Türklinke. Sie wurde geöffnet und erwartungsvoll reckte ich meinen Kopf, um zu sehen, dass T herein kam. Rote Bäckchen von der Kälte, vom Wind zerzauste Haare und klamme Finger. Er war da. Und es schien ihm gut zu gehen. Ich stolperte sogleich aus dem Schlafzimmer zu ihm.
"Hey, da bin ich wieder", lächelte T und zog sich den Mantel aus.
"Wo warst du?", fragte ich ihn, während noch immer ein Hauch Sorge in meiner Stimme zu hören war. Jedenfalls hörte ich sie heraus.
"Random Gassen"
"Ah"
"Hm, was hast du?", erkundigte T sich aufmerksam und musterte mich genau, "Hast du deine Finger wieder aufgerissen?"
Ich schaute hinab auf meine Hände, die ich tatsächlich vor Nervosität blutig gerissen hatte. Die Haut an meinen Fingernägeln litt immer unter meiner Anspannung und akribisch zog ich sie dann ab. Alte Angewohnheiten.
"Ja, ich hab mir Sorgen gemacht"
"Worüber?"
"Über dich. Weil du so schnell abgezischt bist und mich nicht dabei haben wolltest. Und weil du mit so komischen Leuten telefoniert hast. Und dein Professor und keine Ahnung..."
T sah mich eine Weile an, mit seinem Blick, der mir nichts über ihn aussagte. Ich hatte einfach noch immer keinen Plan von ihm. Er lebte genauso abseits meiner Erwartungen und Vorstellungen wie schon am Anfang. Langsam behagte mir das aber nicht mehr.
"Komm, setzte wir uns hin", meinte er schließlich und zog mich bei der Hand zu meinem kleinen Esstisch für zwei Personen, "First of all, was für komische Leute? Hast du mein Handy durchgeschaut?"
"Ja. Du hast so 'ne halbe Stunde mit irgendwelchen unbekannten Nummern telefoniert. Am Freitag das letzte Mal"
"Ah, das meinst du"
"Ja. Wer war das?"
"Galeristen. Das hab ich dir eh erzählt, dass mir meine eine Freundin da so Kontakte vermittelt hat. Hab da eben mit ein paar geredet"
"Wirklich?", hinterfragte ich und T zögerte kurz, ehe er antwortete.
"Äh ja, wirklich"
Sein Ausdruck war so undefinierbar, es verunsicherte mich mehr als sonst. Ich begann schon wieder, an meinen Fingernägel herum zu kletzeln. Doch T legte seine Hand zwischen meine Finger und verschränkte sie miteinander, sodass meine selbst verletzenden Tätigkeiten eingestellt wurden.
"Vertrau mir ruhig. Ich vertrau dir auch", meinte T und streichelte mir über den Zeigefinger mit seinem Daumen.
"Wieso wolltest du dann weg?"
"Kopf freikriegen, einfach raus und so"
"Aber ich hätte doch mitkommen sollen"
"Sollen? Wieso sollen?"
"Ja, weil wir doch zusammen gehören, wie verschränkte Quanten. Als Team, nur im Doppelpack erhältlich"
Daraufhin schaute T mich lange an, ohne etwas zu sagen. Hinterfragte er grad seine eigenen Handlungen? Breitete sich Reue für das Getane in ihm aus? Mal wieder wünschte ich, ich hätte eine Möglichkeit, in seinen Kopf hineinzuschauen.
"Ich möchte manchmal schon allein sein. Also ganz allein", sagte er ruhig, was mich ziemlich verwirrte.
Wieso wollte er denn allein sein? Klar, beim Malen oder so verstand ich's ja, da musste er sich konzentrieren, aber so im normalen life? Ich würde am liebsten jede freie Sekunde mit ihm verbringen, er war meine oberste Priorität. Auch wenn wir nur nebeneinander saßen und separat etwas machten, flowte dann einfach besser in seiner Anwesenheit. Drum konnte ich ihn da mit dem Alleinsein gar nicht verstehen.
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catching vibes like dreams || taeguk
FanfictionJeongguk und Taehyung, die beiden leben einfach ihr Leben, machen ihr Ding, kennen sich nicht. Doch bei dieser einen Kunstausstellung spricht Teilzeit Pokémontrainer Taehyung den angehenden Game Designer an und irgendwie verändert das alles. strang...