T hat drei Beziehungen

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Ich wusste nicht, wie lange ich so fassungslos neben der Tür stand. Erst durch Ts Rückkehr wurde ich aus meiner Trance geholt. Es war Abend, als er auf leisen Sohlen zurückkam. 

"Jeongguk", sprach er mich überrascht an, als er seinen schmalen Körper durch die offene Tür, die noch seit seinem Abschied einen Spalt geöffnet war, schob. 

Ich antwortete nicht, sondern hob nur erschöpft den Kopf etwas an. Müde sah ich ihm in die Augen, die bei ihm einen zarten Glanz zeigten. Vorsichtig schloss er die Tür hinter sich und streifte sich die Schuhe von den nackten Füßen. Er liebte mich, es gab sicher einen Grund für sein komisches Verhalten. Taehyung liebte mich. 

"Wo warst du?", raufte ich mich zusammen, zu sagen.

"Mariahilfer Straße, bisschen spazieren. Was ist mit dir? Du siehst so leer aus"

"Ich bin ja auch leer ohne dich. Verlass mich nicht"

"Ich verlass dich nicht. Wirklich, ich war nur so aufgewühlt in dem Moment. Aber ich verlass dich nicht"

"Hast du doch gerade"

Darauf sagte T nichts, sah mich nur mit wehleidigen Augen an. Er trat an mich heran und legte zärtlich seine Arme um meinen Oberkörper. Ich ließ es regungslos zu und seine Hand strich mir durch die langen Haarsträhnen. Sanft führte er meinen Kopf auf seine Schulter, hielt mich vertraut und lieblich. Meine Augen schlossen sich von selbst und ich atmete tief aus. Lol, meine Lunge arbeitete ja noch, gar nicht bemerkt vorher. 

Ich merkte, wie die Empfindungen langsam in meinen Körper zurückkehrten. Da waren meine Beine, die vom ganzen Stehen steif geworden waren. Mein Herz, das stetig in meiner Brust schlug. Mein Kopf, der sich irgendwie schwer anfühlte. Zum Glück konnte er auf Ts Schulter ruhen. Allmählich entspannte ich mich und legte leicht meine Hände an seine Hüfte, hielt ihn ganz sachte. 

"Bitte tu dir nichts an", bat er mich leise in mein Ohr sprechend. 

"Tu ich nicht. Hab ja dich"

Daraufhin drückte T mich stärker an sich und auch ich ließ mich in die Umarmung sinken. Nein, solange ich mit ihm verbunden war, hatte ich wirklich keine Intentionen, mir das Leben zu nehmen. Dass, was ich vorhin an der Tür zu ihm gesagt hatte, dass ich mich umbringen würde, wenn er mich verlässt, ja da hatte ich nicht wirklich nachgedacht, war einfach so von meinen Lippen gesprungen. So abwegig erschien es mir jetzt zwar auch wieder nicht, aber ich wollte mich wirklich nicht in solche Gedanken vertiefen, wo ich doch eh so zufrieden mit der Realität war. Immerhin hielt T mich gerade in seinen Armen. 

"Hab dich lieb", nuschelte ich an seinem Nacken und schmiegte mich an seine flache Brust. 

"Ich hab dich auch lieb", erwiderte T, was er nicht oft machte. 

Gemeint war, wir playten selten dieses Ich liebe dich - Ich liebe dich auch - Game, außer wir wollten es halt wirklich beide grad zufällig zur gleichen Zeit sagen. Wir fanden es beide irgendwie weird, wenn das so wie eine automatisierte Antwort rausgeschossen kam, deswegen wählten wir unsere Worte da meist freier. 

"Was ich dir noch sagen möchte", begann er leise an meinem Ohr. 

"Ja?"

"Manchmal wird mir deine Zuneigung zu viel. Du schenkst mir so viel Liebe, manchmal komm ich damit nicht zurecht"

Darauf sagte ich nichts, denn ich konnte die Worte nicht sinnvoll einordnen. Wie konnte es zu viel Zuneigung oder Liebe geben? Das waren doch schöne Gefühle, die man gern erlebte. Mit meinem Vokabular konnte ich mir echt nicht erklären, wie es ihm dann zu viel werden konnte. 

"Aber das heißt nicht, dass ich dich nicht liebe. Ich liebe dich sehr", fügte T hinzu und küsste mein Ohrläppchen, wobei die Ringe daran klimperten. 

"Versteh ich nicht...Ich mein, ich weiß, dass du mich liebst. Nur wie kann's dir dann zu viel love werden?"

"Schau her, Kunst liebe ich auch, da kommst du auch damit klar, wenn ich allein male"

"Ja"

Ich dachte daran, dass er mit Kunst genauso wie mit mir eine Beziehung führte. Und in einer Beziehung brauchte man Zeit allein mit dem Partner, also verstand ich es schon, wenn er sich da zurückzog und malte. Meistens war ich dann eh im Nebenzimmer und schaute ihm durchs Schlüsselloch zu oder so, also ging das schon klar. 

"Und weißt du, ich liebe mich selbst auch. Ich liebe mich, so wie ich dich und Kunst liebe. Also, nicht auf die gleiche Art, aber you get the point. Und drum brauch ich auch Zeit für mich"

Das ließ ich kurz sickern. Hm, so hatte ich das noch gar nicht betrachtet. Er liebte sich, das war auf jeden Fall schön zu hören und nachvollziehen konnte ich es auch, immerhin liebte ich ihn ja ebenfalls. Wenn ich es dann so sah, dass er mit sich quasi eine Beziehung führte, dann war es auch logisch, wenn er mit sich allein Zeit verbringen wollte. Langsam verstand ich ihn und ich löste mich kurz aus der Umarmung, um ihm ins Gesicht schauen zu können. 

"Ich...ich glaub, ich kapier's", verkündete ich, während er seine Hände noch an meinen Armen hatte. 

"Ja?"

"Ja. Du hast 'ne Beziehung mit dir, deshalb"

T runzelte ein bisschen verwirrt die Stirn, aber als er sah, dass die Erkenntnis für mich schlüssig war, lockerten sich seine Gesichtszüge wieder. Damn, wie cool! Endlich verstand ich, warum er sich so komisch verhalten hatte lately. Also komisch war es jetzt nicht mehr, weil es ja mittlerweile Sinn ergab für mich. 

"Du verstehst es wirklich?", fragte T noch einmal nach und musterte mich eindringlich. 

"Denke schon, ja"

"Gut"

Er lächelte und schaute mich lieb an. Fröhlich erwiderte ich das Lächeln und streichelte liebevoll seine puffige Wange. Gut, dass ich seine Sichtweise jetzt auch in meinem Spektrum hatte. Das machte die Sache einfacher. Jetzt musste mein Hirn sich nicht mehr irgendwelche Gspusi Geschichten mit seinem Professor oder ähnliches ausdenken. 

"Hast mir schon ein bisschen Angst gemacht, wie du mir da vorhin die Tür zugehalten hast", meinte T, während ich die tätowierten Finger an seine Wange legte. Ich hatte ihm Angst gemacht? No no, das hatte ich doch gar nicht wollen. 

"Tut mir leid. Wollte dich nicht erschrecken", versicherte ich ihm und küsste sanft seine puffy cheek. 

"Ja, schon okay"

T streichelte mir aufmunternd über den Arm und ich hatte wirklich nicht das Gefühl, dass er mir böse war oder irgendwas. Wir hatten beide einfach aneinander vorbeigeredet, ich hatte ihn nicht verstanden. Typical miscommunication. Aber jetzt getete ich seinen Point mit dem Alleinsein, also war es in der Tat okay. Nur eins wollte ich ihm noch sagen. 

"Wie du dann gegangen bist, I don't know, hat meinen ganzen Körper irgendwie stumm geschalten. Außer die Fingerspitzen, die haben gebrodelt. Aber der Rest war so leer"

"So hast du auch ausgeschaut. Ich hab kurz gedacht, du hättest dir irgendwelche Pillen eingeworfen. Hast ja noch diese Packung Xanax und Zyprexa in deinem Schrank"

"Ja, aber das gehört ja Patrick. Ich rühr die Dinger nicht an"

"Gut", schnurrte T und drückte meinen Körper nochmal zärtlich an sich, "Ich bin froh, wieder bei dir zu sein"

"Same", stimmte ich zu und erwiderte die angenehme Umarmung. 

Irgendwie schön, wie T und ich beide etwas verletzt und mitgenommen vom Streit vorhin waren und uns trotzdem jetzt gegenseitig trösteten. 


catching vibes like dreams || taegukWo Geschichten leben. Entdecke jetzt