13. Dezember
»Dieses Buch ist wirklich interessant«, sagt Erin völlig konzentriert.
Ich erhasche einen Blick auf die bedruckte Seite und runzle die Stirn, als ich kein Wort verstehe. Für mich ist das irgendwie chinesisch.
»Das ist deutsch«, sagt Erin belustigt, als sie meinen Blick bemerkt.
Nickend sage ich: »Dachte ich mir, ich konnte mir nämlich keinen Reim daraus machen. Worum geht es in dem Buch?«
»Es geht um die Liebesgeschichte von Delilah und Oliver, allerdings trennen sie Welten. Während sie in der normalen, realen Welt lebt, lebt Oliver in einem Märchen«, erzählt mir Erin und schaut mir dabei intensiv in die Augen. »Zusammen versuchen sie irgendwie, dass Oliver aus dem Buch kommt. Ob sie es schaffen oder nicht, weiß ich nicht. Ich hab dieses Buch auch nur gekauft, weil das Buchcover so interessant war. Der Originaltitel ist 'Between the lines'. Das kennst du bestimmt nicht, von daher ist es auch egal. Ich rede wahrscheinlich zu viel, stimmt's? Ich rede jeden verdammten Tag viel.«
»Das macht nichts, das macht dich wirklich sympathisch«, sage ich etwas erklärend. »Ich mag das, wirklich. Außerdem höre ich dir gerne zu, weil du eine schöne Stimme hast.«
»Aww«, sagt sie und stupst mich an. »Ich kann echt wie ein Wasserfall reden, glaube ich.«
»Das kannst du wirklich«, stimme ich ihr zu und grinse leicht. »Aber du erzählst auch interessante Sachen.«
»Kennst du das Lied 'Tacata'? Das schwirrt gerade in meinem Kopf herum«, sie lacht leise. »Ich glaube, ich werde mir das Lied runterladen. Das wird ein Spaß.«
»Okay, wie kommst du von dir zu diesem Lied?«, frage ich sie leise lachend und sie grinst nur. »Ich frage mich ernsthaft, warum du auf dieses Lied kommst.«
»Ich habe früher getanzt, ist vier Jahre her«, erzählt mir Erin und ich nicke anerkennend. »Ich liebe die Step Up-Filme. Ich muss mal Step Up All In oder so gucken... dann habe ich Teil eins, zwei, drei und vier. So gerne würde ich Streetdance tanzen. Damals hatte ich Hip Hop getanzt. Ich muss mir gerade Tyler Gage vorstellen... also in Wirklichkeit Channing Tatum. Er ist so heiß.«
»Du findest du also Channing Tatum heiß?«, frage ich amüsiert.
Erin wird ein kleines bisschen rot und nickt. »Er ist ein geiler Tänzer, genauso wie... keine Ahnung wie er in echt heißt. Aber im Film ist er als Moose bekannt.«
»Kenne ich nicht«, sage ich wahrheitsgemäß.
Sie schaut mich erstaunt an: »Irgendwann musst du sie dir ansehen. Es ist der Wahnsinn, was für eine Kontrolle sie über ihren Körper haben und was sie mit ihrem Tänzen ausdrücken können.«
Während sie redet, nimmt sie ein Bild hervor und tut es ins Buch, dann klappt sie das Buch zu.
»Wer ist das?«, frage ich interessiert.
Verwirrt zieht sie die Augenbrauen zusammen: »Wer ist wo wer? Warte, das ergab keinen Sinn...«
Ich lache leise, während ich ihr das Buch aus den Händen nehme und ihre Seite aufklappe, womit auch das Bild von ihr und dem Typen zum Vorschein kommt.
»Ach das«, grinst sie mich an. »Das ist mein großer Bruder.«
»Ich dachte, es wäre dein Freund...«, sage ich und sie schüttelt lachend den Kopf.
»Wäre ich nicht seine Schwester, dann würde ich ihn ganz vielleicht heiß finden, aber es ist mein Bruder«, meint Erin und grinst mich an. »Wieso dachtest du, er wäre mein Freund?«
Schulternzuckend gebe ich ihr die Antwort: »Keine Ahnung, du hast nie ein Wort über Liebe oder sonst was verloren.«
»Ich bin Single«, sagt sie und ich nicke. »So wie ein Forever Alone-Kind.«
»Du bist sicherlich kein Forever Alone-Kind«, sage ich leicht lachend. »Das kaufe ich dir einfach nicht ab. Ich meine, du bist ein hübsches Mädchen, da findet sich bestimmt einer für dich.«
»Ach Louis«, seufzt sie. »Ich habe noch ein paar Jährchen vor mir und außerdem, es funktioniert einfach nicht, wenn man krampfhaft einen Partner sucht. Am Schönsten ist es, wenn es aus Zufall passiert. Aber es kann auch durchaus passieren, dass die Person, in die du dich verliebt hast, deine Gefühle nicht erwidert. Zumindest hoffe ich, dass ich schon bald eine feste Beziehung bekommen würde, aber ich warte, bis ich mich richtig verliebt habe und auch wirklich von Liebe reden kann.«
»Das finde ich gut«, sage ich und merke im Nachhinein, wie man das noch verstehen könnte. »Also ich meine, es ist schön, dass du auf einen Freund wartest und nicht den erstbesten Typen nimmst, den du gut aussehend findest. Nicht das du denkst, dass ich es gut für mich finde, weil du Single bist.«
»Das hast du aber schön gesagt«, grinst sie. »Du solltest auch warten. Glaub mir, jeder Fan wünscht sich, dass du glücklich wirst. Sie wünschen sich auch, dass die anderen Jungs glücklich werden. Zayn soll glücklich mit Perrie werden, Liam mit Sophia, Niall soll seine Prinzessin finden und Harry? Er soll auch einen tollen Partner finden. Sorry, wegen dem ganzen Zeugs von der Presse bin ich verwirrt.«
»Wegen den vielen Gerüchten? Wie zum Beispiel Larry?«, frage ich nach und sie nickt leicht. »Weißt du-«
»Rede nicht darüber, ich will, dass du dich hier bei mir wohlfühlst, du musst von der Sache schon genervt sein«, sagt sie schnell und lächelt leicht. »Ich will dir einfach das Gefühl geben, dass du eine normale Person bist und du jemanden kennst, der genau das in dir sieht - und nicht Louis Tomlinson von One Direction. Du bist einfach ein junger Mann namens Louis Tomlinson, den ich hier vor einem Jahr auf der Tower Bridge kennengelernt habe.«
DU LIEST GERADE
Tower Bridge
LosoweVom ersten bis zum einunddreißigsten Dezember war sie an der Tower Bridge. Mal früh, mal spät, mal den ganzen Tag über, mal für ein paar Stunden. Sie hatte einen geregelten Tagesablauf - bis sie ihn kennenlernte. Und mit ihm geschahen Dinge, die sie...