● Kapitel 67

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»Kannst du mir mal sagen, was hier los ist?«, fahre ich Leo an und sie zuckt wegen meiner Tonlage leicht zusammen. »Warum hätte ich das nicht sehen dürfen, beziehungsweise überhaupt erfahren dürfen, huh?«

»Louis, du verstehst das nicht, es geht hier-«, versucht Leo mir irgendetwas zu übermitteln, doch ich lasse sie nicht ausreden.

»Seit verdammten Wochen versuche ich irgendwie Erin zu erreichen oder sonstiges, aber sie war die letzten Tage nicht an der Tower Bridge und auch so konnte ich keinen Kontakt zu ihr aufnehmen!«

»Louis, Mann, sie war nachts an der Tower Bridge...«, meint Leonora leise, doch ich höre immer noch nicht auf sie.

»Und warum? Um mir aus den Weg zu gehen? Und dann ist sie ohne meinem Wissen hier im Krankenhaus und ich darf von alldem hier nichts erfahren? Willst du mich verarschen?!«

»Jetzt lass mich doch mal ausreden!«, meint sie etwas lauter.

Ich schüttle den Kopf. »Nein, jetzt hör mir mal bitte zu, Leo«, sage ich dann wesentlich ruhiger als vorhin, was sie erleichternd findet - nach ihrem Gesichtsausdruck zu urteilen. »Ich mache mir ständig und überall Gedanken über Erin. Vorher konnte ich mich mit dem Gewissen beruhigen, dass ich sie später sehen würde, doch da sie jetzt nicht mehr zur Tower Bridge kommt, macht mich das beinahe verrückt. Du weißt, was für Gefühle ich für sie habe und ich würde alles tun, damit sie glücklich ist. Doch ich kann nicht viel helfen, wenn ich nie weiß, was mit ihr ist. Jedes Mal, wenn ich sie fragen würde, was sie hat, würde sie mir einfach gegen den Kopf stoßen. Würde ich dich nicht kennen, dann würde ich mir ständig Gedanken machen und wahrscheinlich bis heute nicht wissen, was vor 7 Jahren passiert war. Ich würde wahrscheinlich auch nicht wissen, dass es Mike gibt, Liam, Logan, Harry und die anderen von ihren Stiefgeschwistern. Aber du warst immer wieder mal an der Tower Bridge und hattest mit mir geredet. Ich habe bemerkt, dass du mir auf irgendeiner Weise irgendwie helfen wolltest, aber es hat mir nicht so viel gebracht, weil Erin selbst noch viel mit sich zu kämpfen hat. Jetzt liegt sie dort drin im Raum und ich weiß nicht, was mit ihr ist und du meinst, ich darf das nicht wissen. Doch jetzt weiß ich es und ich will verdammt nochmal wissen, was mit ihr ist.«

»Sie war...«, Leonora senkt kurz den Blick und scheint nach den richtigen Wörtern zu suchen. »Nun ja, wie soll ich es sagen? Sie war schwanger von dir, aber man kann es nicht wirklich schwanger nennen, da sie ja nicht so wirklich schwanger war.«

»Bitte was?«, frage ich und sehe sie fassungslos an. »Was erzählst du mir da?«

Leo setzt sich hin und fährt sich durch die Haare, ehe sie ihre Ellenbogen auf ihre Knie abstützt. »Erin hatte vor ein paar Tagen so starke Schmerzen im Unterleib gehabt. Sie sank in sich zusammen, blutete... sie hatte einen Blutsturz aus unerklärlichen Gründen. Harry hatte sie ins Krankenhaus gebracht und erst am nächsten Tag - also gestern - erfuhr sie, dass sie eine Eileiterschwangerschaft hat. Der Schwanger-«

»Eine was?«, unterbreche ich sie in ihrer Erklärung. »Tut mir leid, aber was ist eine Eileiterschwangerschaft?«

»Eine Eileiterschwangerschaft ist... oh Gott, ich kann es nicht erklären, google es selbst«, meint Leo dann und seufzt.

»Jedenfalls war der Schwangerschaftstest positiv, doch es erklärte ihre starken Schmerzen nicht, weshalb man weitere Untersuchungen gemacht hatte und dann kam das Ergebnis, dass sie eine Eileiterschwangerschaft hat. Der Embryo ist auf keinster Weise überlebensfähig, Louis. Es ist weg. Und wer mit meiner kleinen Schwester ein Kind bekommen will, muss damit rechnen, dass es vermutlich niemals klappen wird. Und du warst der Einzige, mit dem sie geschlafen hatte. Erin meinte, es wäre besser, wenn du nichts davon wissen würdest.«

»Das denkt sie also wirklich, was?«, frage ich und lache fassungslos. »Ist das ihr ernst?«

»Louis, sie meint es gut mit dir...«, meint Leo leise, doch ich schüttle den Kopf.

»Irgendwann bringt sie mich noch um«, sage ich und laufe vor Leo auf und ab, während ihre Augen mich verfolgen. »Ständig mache ich mir Gedanken um sie, frage mich jedes Mal, wie es ihr geht und ob sie gerade jemanden braucht, der sie in den Arm nimmt - und was macht sie? Versucht mich aus ihrem Leben zu verbannen. Jedes verdammte Mal. Weißt du was, Leo? Es wäre besser, wenn ich nie wieder aufkreuze. Dann hat Erin weiterhin ihr einsames Leben und sie müsste sich nicht mehr mit mir herumschlagen. Wenn sie mich nicht dabei haben will, dann gehe ich. Ich bin es leid.«

»Louis, wa-«, will mir Leonora hinterherrufen, doch ich mache schnell, dass ich verschwinde.

Die ganze Arbeit, die ich in Erin hineingesteckt habe, war also umsonst. Aber das war es mir wert.

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