Heute ist der 3. Januar und seit dem 31. Dezember habe ich Louis nicht mehr gesehen.
Theoretisch könnte er mich besuchen, da er ja weiß, wo ich wohne, doch insgeheim bin ich froh darüber, dass er es noch nicht Erwägung gezogen hat.
Es wäre zu einfach angefangen und zu schwer beendet.
Heute werde ich feiern gehen. Liam und Leonora hatten darauf bestanden feiern zu gehen, weil ich eine lange Zeit nicht mehr hier in England sein werde. Ich werde zurück nach Deutschland gehen und kein Louis Tomlinson konnte mich davon abbringen.
So stehen wir jetzt spät abends hier in einem gemieteten Club und feiern was das Zeug hält.
Alkohol fließt reichlich, der Bass dröhnt und viele meiner Bekannten feiern ab, tanzen, lachen, reden, trinken.
Das Beste ist, das niemand hineinkommt, der nicht auf der Gästeliste stehen.
Viele Leute schenken mir was zum Abschied, wünschen mir Erfolg für den Start in Deutschland und schießen nochmal Bilder, um ein Andenken an mich und diese Nacht zu haben.
Diese Nacht kann einiges verändern. Vielleicht gesteht mir der beste Freund von Leo seine Liebe zu mir.
Leo war es aus Versehen in meiner Gegenwart herausgerutscht. Es machte mir nichts aus. Ich versprach ihr Damien nichts zu sagen. Er sieht gut aus, keine Frage, aber ich will mit jemanden zusammen sein, der mir sein Herz schenkt und ich ihm meins schenke.
Wahrscheinlich werde ich so einen Typen nicht finden, aber Ausschau halten kann ich ja.
Wer liebt heute schon noch aus reinem Herzen? Wenn man mich fragt, dann wäre meine Antwort, dass es zu wenige gibt.
Alle stehen nur noch auf schnelle Nummern auf einem Klo, in irgendeinem Club. Oder man nimmt jemanden mit zu sich und man treibt es da.
Wenn man mich fragt, dann würde ich es dezent ungeil finden, wenn ich neben einem fremden Typen aufwache.
»Feier!«, schreit mir Jasmine ins Ohr, doch ich verstehe nicht ganz, was sie von mir will.
Deshalb schreie ich ein »Was?!« zurück.
»Du sollst feiern!«, schreit sie wieder und diesmal kann ich mir denken, was sie sagt. »Trink einen!«
»Ich trinke nicht!«, schreie ich zurück, doch Jas hat sich schon zum Barkeeper gedreht und drückt mir kurz darauf ein Glas in die Hand.
Ich bin sowieso 20 Jahre alt und die Feier findet nur wegen mir statt, dann kann ich auch mal trinken.
Ohne weiteres setze ich das Glas an und trinke einen großen Schluck, woraufhin ich mein Gesicht verziehe und mich schüttle. Die Flüssigkeit fließt meinen Hals hinunter und hinterlässt ein Brennen, doch irgendwie empfinde ich das für angenehm, weshalb ich noch einen Schluck trinke.
Irgendwann haben sie mich soweit, dass mich mein Stiefbruder Harry nur noch auf die Tanzfläche zieht und wir eng miteinander tanzen, aber mein Verstand ist noch nicht so vernebelt, sodass ich mit ihm ins Bett steigen würde.
Mike, Isabella und Lilien mussten allerdings Zuhause bleiben, da sie noch keine 18 Jahre sind, ansonsten sind hier all meine Geschwister sprich Liam. Leonora, Jasmine, Logan und Harry. Wir haben keine großen Altersunterschiede. Isabella und Mike sind beide 16 Jahre alt, Lilien ist 17 Jahre, Logan ist 18, Harry ist genauso wie ich 20 Jahre alt, dann folgt Jasmine mit 21 Jahren, dann kommt meine Schwester mit 23 Jahren und zu guter Letzt Liam, der 25 Jahre und mit Jas zusammen ist. Mann, oh Mann.
Harry gibt mir ein weiteres Glas, ich kippe mir die Flüssigkeit runter und merke, wie mein Verstand benebelter wird.
Irgendwann finde ich mich auf der Tanzfläche wieder und plötzlich bemerke ich große Hände, die sich auf meine Hüften legen.
Ohne weiter nachzudenken lege ich meine Hände auf die Hände, die auf meiner Hüfte ruhen, und schwinge meine Hüfte weiter hin und her.
Plötzlich fällt es mir in den Sinn, dass es Damien sein könnte, weshalb ich mich schnell zur Bar begebe, um ihm auf einer gewissen Weise abzuservieren.
An der Bar bestelle ich mir einen Kurzen und schütte ihn mir runter, dann drehe ich mich auf dem Barhocker um und schaue in blaugraue Augen, die meine Augen intensiv anschauen.
Ohne Vorwarnung legt er eine Hand auf meine Hüfte, die Andere an meine Wange und drückt sich zwischen meine Beine, um näher an mir zu sein, ehe er seine Lippen auf meine presst.
Ich erwidere Louis’ Kuss und intensiviere ihn nochmals, als ich meine Arme um seinen Hals lege. Seine Zunge dringt in meinen Mund ein und sucht nach meiner, doch ich ärgere ihn ein bisschen, indem ich seiner Zunge ausweiche. Doch irgendwann schafft er es, dass sich unsere Zungen miteinander verschmelzen.
Ehrlich gesagt kann ich mir nicht erklären, wie Louis hier reingekommen ist, da es eine geschlossene Veranstaltung ist, gemieteter Club eben. Aber das tut jetzt nichts zur Sache, denn gerade zählen Louis’ Lippen auf meinen.
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✞ next day – 5 PM. ✞
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Frisch geduscht, satt gegessen und allgemein fertig gemacht sitze ich im Wagen von Liam, da er mich zum Flughafen bringt.
Jasmine sitzt vorne neben ihm, ich schaue zu ihren verschränkten Händen und ich muss unvermittelbar an gestern Nacht denken. Louis’ Lippen auf meinen – ein unglaubliches Gefühl.
Das Ende war anders, als viele dachten. Irgendwann wollte Louis mich mitnehmen, doch stattdessen lief ich weg. Sowie immer. Ich bringe nichts zustande. Ein hoffnungsloser Fall, was Leonora als Scherz sagen würde. Oder Dad, wie er sagt, dass ich noch nie etwas zustande gebracht habe. Sicherlich habe ich etwas zustande gebracht; ich habe meinen Abschluss mit 1,3 bestanden, hatte ein Abitur hingelegt und hier war jetzt – auf den Weg in meine andere Heimat.
Als wir am Parkplatz ankommen, steigen wir alle aus. Mein Bruder gibt mir meine große Tasche und gemeinsam gehen wir hinein. Noch in der Eingangshalle verabschiede ich mich von Liam und Jasmine, drücke beide nochmal ganz doll und merke, wie mir das Herz schwer wird.
Vielleicht ist dies ein völlig falscher Weg, doch was wäre das Leben, wenn alles perfekt wäre?
Mittlerweile bin ich alleine, meine Tasche war ich schon losgeworden und ich habe noch etwas Zeit. Ich begebe mich in den kleinen Laden und schaue mir eine Zeitschrift an. Würde ich nach Hause gehen, dann hätte ich sie Isabella mitgebracht, weil dort ein 1D-Special ist. Bei den Anblick von Louis merke ich, wie mir mein Herz noch schwerer wird, was es ohnehin schon ist, und ich schlucke einmal.
Ich habe einen Entschluss gefasst und ich werde ihn durchziehen. Louis ist ein toller Typ, der es tatsächlich schafft, das ein Teil meines Herzens bei ihm sein will. Doch es geht nicht, denn ich bin nicht bedeutend oder sonstiges. Ich bin einfach... ich.
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Tower Bridge
RandomVom ersten bis zum einunddreißigsten Dezember war sie an der Tower Bridge. Mal früh, mal spät, mal den ganzen Tag über, mal für ein paar Stunden. Sie hatte einen geregelten Tagesablauf - bis sie ihn kennenlernte. Und mit ihm geschahen Dinge, die sie...