● Kapitel 70

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8. Februar 2016

Wenn ich später einmal Kinder haben würde, dann - halt, warte, ich bin ja so gut wie zeugungsunfähig. Vergesst das, was ich sagen wollte.

Müde setze ich mich auf und fahre mir durch die verwuschelten Haare. Die letzte Nacht war sehr lustig geworden, viele wollten zwar mehr, aber sie zogen gleich Leine und nannten mich Nonne; oder verklemmte Jungfrau. Es ist toll, dass sie keine Ahnung haben.

Heute, irgendwann um die 2 Uhr morgens, war ich nach Hause gekommen und habe mich sofort - ohne mich abzuschminken geschweige denn umzuziehen - aufs Bett geschmissen.

Jetzt bin ich wieder wach und es ist gerade 12:38, wie ich mit einem Blick aufs Handy feststellen muss.

Seufzend stehe ich auf, schäle mich aus meinem Outfit und verschwinde in Unterwäsche ins Badezimmer. Das ist so ziemlich einzige Bad im obersten Geschoss. Unten sind zwei und ganz unten ist auch nochmal einer; und der im obersten Geschoss gehört ganz alleine mir.

Als ich unter der Dusche stehe, entspannen sich meine Muskeln und ich fühle mich pudelwohl. Am Liebsten würde ich hier stehen bleiben und das warme Wasser genießen, doch irgendwann muss ich aus der Dusche raus. Bevor ich jedoch dies mache, wasche ich mich und meine Haare.

Irgendwann später in der Zeit sitze ich auch schon wieder fertig angezogen und alles Weitere auf meinem Bett. Mein Blick ist leer und starr.

Gesprächsfetzen von gestern setzen sich in meinem Gehirn zusammen und ich raufe mir die Haare, als ich Zayns und meine Stimme höre.

Liebe ist ein kompliziertes Spiel, Zayn. Entweder du gewinnst oder du verlierst. Und ich habe verloren. Sowie immer.

Wie leichtsinnig war ich gestern überhaupt? »Ich liebe Louis« habe ich noch nie ausgesprochen, aber es entspricht der Wahrheit. Auch wenn Zayn ihn von meinen Wörtern erzählen wird, so weiß ich, dass Louis zu stolz ist, um einem einfachen, bescheuertem Mädchen hinterherzulaufen.

Ich habe gewusst, dass es so enden wird. Nun ja, okay. So ähnlich. Aber ich wusste es; irgendwie. Er hat die Schnauze voll von mir und sucht das Weite. Das habe ich mir super ausgesucht. Ich bin verdammt nochmal selbst schuld.

Warum denke ich in Sachen »Liebe« immer an mich selbst? Bin ich so egoistisch? Nein, eigentlich nicht. Ich habe nur Angst verletzt zu werden. Habe ich überhaupt »Bindungsängste«? Ehrlich gesagt weiß ich das nicht.

Langsam bekomme ich Kopfschmerzen, weshalb ich beschließe an die frische Luft zu gehen.

Gedacht, getan; nun stehe ich draußen und atme die kalte Luft ein, was mich zum Lächeln bringt. Wie lange ist es schon her, dass ich mit einem echten Lächeln draußen stehen werde? Zu lange her.

Eigentlich ist es kaum zu fassen, wie schnell die Zeit vergeht. Es sind zweieinhalb - grob geschätzt - Jahre her, seitdem ich Louis kennengelernt habe.

Warum hänge ich mit meinen Gedanken immer Louis nach? Er verschwendet seine Gedanken bestimmt nicht mehr an so ein erbärmliches Mädchen wie mich. Mal abgesehen davon bin ich eine junge Frau und kein Mädchen mehr. Aber ich persönlich mag die Bezeichnung Mädchen viel lieber als junge Frau. Ich weiß auch nicht wieso.

Langsam schreite ich über die Tower Bridge und denke an jeden einzelnen Moment zurück. Jeden einzelnen Moment, den ich mit Louis hier hatte.

Dann entscheide ich mich dazu, wieder nach Deutschland zu fliegen. Maylea eine Freude machen, ihr wieder eine Freundin sein, die Leute glücklich machen. Wenn ich selbst schon nicht glücklich sein kann, dann möchte ich zumindest, dass es die Leute sind, die mir sehr am Herzen liegen.

Ob Louis glücklich ist oder nicht, das kann ich nicht sagen. Wir haben leider keinen Kontakt mehr. Sicherlich bereut er es seine Zeit mit mir verschwendet zu haben.

Wäre ich an seiner Stelle, würde ich das auch tun.

Tower BridgeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt